Therapiezentrum - Barfuß

therapiezentrum barfussEs gibt Alben, auf die man sich einfach freut, insbesondere auch weil man vorab guter Dinge ist, dass man am Ende nicht enttäuscht sein wird, und wenn doch ist alles halb so schlimm. Ein gutes Beispiel hierfür ist „Barfuß", das Drittwerk der Osnabrücker Band THERAPIEZENTRUM, die mich im letzten Jahr mit dem Vorgänger „Herz.Rhythmus.Störung" mal ganz locker vom Hocker gehauen haben.

Aufgegeben hat man augenscheinlich den Masterplan, was Albumtitel angeht, denn nach „Bei Risiken Und Nebenwirkungen" und „Herz.Rhythmus.Störung" klingt „Barfuß" irgendwie bewusst anders, bewusst knackig, vielleicht ein Fingerzeig dafür, dass dieses Album mit 36 Minuten nicht nur als Gesamtes überschaubar ausfällt, sondern auch bei den einzelnen Songs legt man den Fokus auf Eingängigkeit und Melodiosität; ok, das ist nicht wirklich eine Überraschung, da lasse ich mich auch gar nicht von den angeblichen PINK FLOYD-Zitaten verwirren, mit denen man unter anderem „Barfuß" bewirbt.

Versucht man eine Entwicklung zwischen Album Nummer zwei und Album Nummer drei hineinzuinterpretieren, dann muss man wohl sagen, dass THERAPIEZENTRUM dabei sind ihre eigene Nische zu erschaffen, irgendwo zentral zwischen der Angepasstheit von SILBERMOND und der Angepisstheit von JENNIFER ROSTOCK oder nennen wir es abseits schlechter Wortspiele einfach Frechheit. Insgesamt scheint man sich aber dafür entschieden zu haben eine Rockband und keine reine Popband sein zu wollen; starke Refrains hat man trotzdem durchweg am Start.

Zudem schafft es die Band besser als auf dem Albumvorgänger die textlichen Fettnäpfchen zu umgehen, „Letzte Nacht", „Sophie" und „Ich Bin So Traurig" packen – auf solidem Niveau – ernsthaftere und sozialkritische Themen an, ohne hier poetisch Wertvolles abzuliefern. Mit „Barfuß" und „Sieben Meter" widmet man sich wie auch auf „Herz.Rhythmus.Störung" den positiven Süchten der Musik, dieses Mal geht es vorrangig um das Leben auf Tour, das für die Band in der Realität das Abklappern von Jugendzentren und Dorffesten bedeutet.

Die vierköpfige Band legt zu Beginn dem Motto folgend, dass es sich hier um ein Rockalbum dreht, mächtig los, „Barfuß" sowie „Wir Stehen Im Regen" sind die beiden JENNIFER ROSTOCK Nummern in der ersten Albumhälfte, dazwischen gibt es die erste Single auf die Ohren, und man muss neidlos anerkennen, dass die Band es drauf hat, Ohrwürmer abzuliefern, „1000 Mal So Stark" ist das Paradebeispiel von dieser Platte für diese These.

Abgesehen vom atmosphärischen Albumabschluss „Sternenstaub", vielleicht hört hier ja jemand PINK FLOYD heraus, verzichtet die norddeutsche Band erneut auf Balladen, ein weiterer Beweis dafür, dass man poppig ist, ohne sich unbedingt beim Mainstreamradio anzubiedern. Vielleicht mag ich genau deshalb diese Band so gerne, die einfach starke Songs abliefert, ohne großartig zu provozieren.
Auch „Barfuß" ist sicherlich nicht perfekt, für die Zukunft sollte sich das Quartett noch etwas mehr textlichen wie musikalischen Tiefgang zulegen, für den Moment macht „Barfuß" selbst nach zweiwöchiger Dauerschleife noch verdammt viel Spaß. Wie zu erwarten bin ich nicht enttäuscht worden. (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 36:00 min
Label: Timezone Records
Veröffentlichungstermin: 26.06.2015

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