Nachtgeschrei - Staub und Schatten

nachtgeschrei staubundschattenEtwas mehr als zwei Jahre sind seit dem letzten Album von NACHTGESCHREI vergangen. Und wie schon beim letzten Album gibt es auch dieses Mal einen Wechsel in der Besetzung, wenn auch nicht ganz so gravierend wie beim letzten Mal. Drehleierspieler Joe hat die Band aus persönlichen Gründen verlassen und seinen Platz geräumt für Nachfolgerin Laui. Doch man darf wohl zuversichtlich sein, dass die Band auch diesen Besetzungswechsel gut verkraftet.

Sänger Martin LeMar hat sich mittlerweile etabliert und kann auch auf seinem zweiten Album mit den Hessen überzeugen. Das gilt im Großen und Ganzen auch für den Rest der Band. Genau wie das letzte Album startet „Staub und Schatten“ wirklich stark. „Monster“ kann trotz des etwas plakativen Titels von Anfang an überzeugen und der Refrain geht schon beim ersten Hören sofort ins Ohr.

Was übrigens auch für „Das Nichts“ gilt, das zudem mit einem schönen IN FLAMES-Gedächtnispart glänzt, der sich für meinen Geschmack jedoch einen Ticken zu oft wiederholt. „Die wilde Jagd“ hat mit dem gleichnamigen Song von FAUN nichts zu tun und ist auch wesentlich sperriger als deren Stück. Etwas nervig sind die Ohoho-Chöre, dafür geht aber auch hier der Refrain direkt ins Ohr.

Mit „Lunas Lied“ gibt es auch die Quotenballade, die durch den leichten Einsatz von Chor und Orchester auch ganz schön geworden ist. Das Hundegebell in „Kerberos“ finde ich nicht ganz passend, es wirkt einfach zu zahm. Auch die Glocken passen bei „Eden“ deutlich besser und geben dem Song das gewisse Etwas, zudem erinnert mich „Kerberos“ etwas zu sehr an EQUILIBRIUM (die ich ja aber durchaus mal sehr mochte).

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Mittelalterelemente etwas mehr Raum gewonnen haben und die rockigeren Parts etwas zurückgefahren wurden. Auch finden sich viele ruhige Parts auf dem Album, was dem Ganzen zwar etwas mehr Abwechslung gibt, aber eben insgesamt auch etwas das Tempo rausnimmt. Und irgendwie wirkt das Album alles in allem etwas unrund, manche Übergänge (z.B. zwischen „Kerberos“ und „Eden“) kommen etwas plötzlich und auch das Album, das durch ein schönes Intro eingeleitet wird, endet ganz abrupt.

Andererseits gelingt es der Band auch immer wieder zu überraschen. Zum Beispiel bei „Bruder“, bei dem man zu Beginn die zweite Quotenballade erwartet. Zwar hat der Song durchaus seine ruhigen Parts, es geht aber auch ganz schön heftig zur Sache. Insgesamt kann mich die Scheibe aber nicht so überzeugen wie die letzte. Und dabei fällt es schwer, wirkliche Kritikpunkte zu finden. Wie schon auf dem Vorgänger gibt es im Grunde keine schlechten Songs. Trotzdem fehlt der Platte etwas der Drive, den „Aus schwärzester Nacht“ hatte.

Dafür gibt es häufiger etwas sperrigere Parts (z.B. der Titelsong „Staub und Schatten“) oder viele Tempowechsel innerhalb eines Songs, was es manchmal etwas schwer macht zu folgen. Soviel Progressivität ist man von Mittelalterbands eigentlich nicht gewohnt. Und ja, ich weiß, NACHTGESCHREI sind keine „echte“ Mittelaltermetalkapelle. Das Sitzen zwischen den Stühlen kann eben auch unbequem sein. Nichtsdestotrotz ist „Staub und Schatten“ ein tolles Album geworden, nur eben nicht ganz so umwerfend wie das letzte.  (Anne)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 47:42 min
Label: SPV Records
Veröffentlichungstermin: 07.08.2015

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