Helloween - My God-Given Right

helloween mygodgivenrightWer hätte Mitte der Achtziger geglaubt, dass aus den Jungs da tatsächlich mal eine der ewigen Bands werden könnte? Dabei hatten die Hanseaten so manchen Sturm zu überstehen, der ihnen vielleicht auch den Erfolg, der ihren Einfluss wiederspiegelt, verwehrt hatte. Seit mehr als zehn Jahren ist Ruhe eingekehrt, seitdem liefern HELLOWEEN stets souveräne Alben und Konzerte ab. Auch dieses Mal hat man mit dem bewährten Team um Produzent Charlie Bauernfeind zusammen gearbeitet. Also alles wie gehabt auf dem nunmehr fünfzehnten Studioalbum "My God-Given Right?

Naja, so ziemlich, wenngleich man ihnen zugestehen muss, dass sie ihre Formel immer ein wenig variieren. Das fängt schon beim etwas futuristischen Cover an, welches im Gegensatz zu den üblichen Painting überrascht, dank der Kürbisse aber klar zu identifizieren ist. Wer nun annimmt, die Truppe würde analog zum Artwork auf moderneren Spuren wandeln, der wird schon beim ersten Riff eines besseren belehrt. "Heroes" schiebt mächtig nach vorne und atmet dabei ganz traditionellen Metalspirit. Ähnlich wie ihre Kollegen von GAMMA RAY hört man da eine deutliche JUDAS PRIEST-Schlagseite heraus, sicher nicht die schlechteste Referenz dieser Tage.
Wobei die Parallelen zur Formation ihres früheren Gitarristen so markant sind, wie selten zuvor in ihrer Karriere. Das merzen HELLOWEEN gekonnt aus, indem sie noch stärker in die Archive der NWOBHM vordringen. "Creatures In Heaven" ist so eine Nummer, die plötzlich rasant losprescht und die Band so frisch klingen lässt wie schon lange nicht mehr. Die Leadpassagen zu Beginn lassen aber erahnen, dass hier öfter mit dem Tempo gespielt wird und es sich hier nicht um eine beliebige Hau-Drauf-Nummer handelt. Auch "Claws" tendiert in die Richtung, fällt aber ein wenig deftiger aus und hätte so auf dem Vorgänger stehen können.

Den lassen die Fünf aber innerhalb ihrer eigenen Grenzen doch deutlich hinter sich. Wo "Straight Out Of Hell" trocken, hart und ansatzweise modern abgemischt war, geht man hier wie erwähnt in eine andere Richtung. Das Klangbild ist wesentlich wärmer und voluminöser, lässt so den Melodien mehr Raum zur Entfaltung, was die Songs eingängiger gestaltet. Deutlich mehr Anteil am Gesamtsound haben auch die Keyboards, welche sich hervorragend einfügen. Seit "The Dark Ride" waren die von Matthias Ulmen gespielten Tasten nicht mehr so prägend. Profitieren tun von ihnen vor allem das schwerfällige, fast doomige "The Swing Of A Fallen World" und die Halbballade "Like Everybody Else" mit seinem wuchtigen Chorus.

Das veränderte Klanggewand bringt auch eine bessere Dynamik in die Songs, verleiht ihnen mehr Wiedererkennungswert. So haben die rockigen Titel wie "Stay Crazy" oder "Living On The Edge" eine seit langem vermisste Lockerheit. Kritiker werden jetzt vielleicht eine allzu große Affinität zu den Achtzigern monieren, aber es ist der Sound, welcher am besten zu HELLOWEEN passt. Nicht verhehlen darf man ebenso nicht, dass sie diese Vorgaben doch moderat ins Jetzt transferieren, umso der Selbstkopie entgehen.
Manches hat natürlich eine Touch ihrer stärksten Tage, was die Band jedoch ausmacht. Direkt nach dem Opener werden in "Battle´s Won" die klassischen, schneidenden Riffstrukturen mit den typischen Melodien verknüpft. Und im Anschluss taucht beim Titelsong neben den unverkennbaren Leadgitarren ein Refrain auf, welcher selbst auf den "Keeper"-Scheiben seinen Platz gefunden hätte. Die auffälligste Referenz findet sich allerdings im hymnischen "Lost In America", das wie eine aktuelle Ausgabe von "Future World" klingt.

Sicherlich eine der typischsten Scheiben der Kürbisköpfe, gerade in der letzten Zeit, auch wenn sie sich immer noch entwickeln. Aus dem Rahmen fallen lediglich die etwas tieferen Riffs bei "If God Likes Rock´n´Roll" und "Russian Roulé", welches aber mächtig nach vorne geht. Für mich auch eines ihrer stärksten Werke, das beste seit dem wirklich großartigen "Gambling With The Devil". HELLOWEEN gelingt es trotz ihrer langen Karriere innerhalb ihres engen Korsetts ein Album aufzunehmen, welches über einen eigenen Charakter verfügt. Damit hebt sich "My God-Given Right" von der Vergangenheit ab, ohne sie zu verleugnen. Pflichtkauf für alle Fans! (Pfälzer)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 61:22 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 29.05.2015

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