crystalball liferiderAuch wenn das erste Album im neuen Line-Up nicht besonders gut ankam, lassen sich die Schweizer nicht davon beeindrucken. Der Einschnitt mit dem Weggang von Frontmann Mark Sweeny war schon gravierend, aber sein deutscher Ersatzman Steve Mageney machte seine Sache ordentlich. Ihre besten Zeiten scheinen CRYSTA BALL hinter sich zu haben, und auch kürzlich gab es wieder einen Besetzungswechsel. Gitarrist Markus Flury, auf dem neuen Album noch zu hören wurde durch den früheren KROKUS-Mann Tony Castell ersetzt. Doch manche Bands machen aus der Not eine Tugend und wollen es erst recht noch einmal wissen, wie verhält es sich auf "Liferider"?

Auf dem achten Longplayer werden zunächst keine Gefangenen gemacht, das druckvoll swingende "Mayday!" steigt direkt ein. Die leicht leiernden Keyboardfanfaren erinnern an ihre Landsleute GOTTHARD, doch im kraftvollen, von mehrstimmigen Shouts durchzogenen Chorus, kommt eineutig die Handschrift von CRYSTAL BALL zum Vorschein. Ein wenig hatten sie ja schon immer die Art und Weise verinnerlicht, wie amerikanische Bands ihre Refrains gestalten, und das setzt sich hier fort.
Auch beim folgenden "Eye To Eye" ist das zu beobachten, von der Dynamik her, haben sich die Herren einiges bei DOKKEN abgeschaut, der ebenfalls immer an der Grenze von Hardrock zum Heavy Metal wanderte. Die von Noora Louhimo (BATTLE BEAST) gesungene Strophe zieht in der Bridge an, bevor der der Song im Chorus explodiert. Die atmosphärische Schlagseite kommt bei "Paradise" ebenfalls zum Vorschein und steht dem Stück gut. Dass sich dieses jetzt ein wenig nach PINK CREAM 69 anhört, die einen ähnlichen betitelten Hit hatten, verweise ich jetzt mal unter Zufall.

Noch harmonischer präsentiert sich die Hymne "Hold Your Flag", welche ähnlich wie "Eye To Eye" mit tollen Leadgitarren glänzt. Den Einsatz der Keyboardflächen über breiten Riffs kennen Fans von den PRETTY MAIDS in den glorreichen Achtzigern. Die fetten Chöre lassen ebenso von der Hochphase dieses Genres träumen, als Melodien auch mal ein wenig Kitsch beinhalten durften. Die abschliessende Powerballade "Memory Run" lebt ebenfalls von den großen Melodiebogen, in dem Metier kann aber die akustische Nummer "Bleeding" noch mehr. Unter dem eigentlichen Weichspüleffekt erkennt man aber immer die metallische Legierung des Gebräus.
Beim Titeltrack, der pfeilschnell nach vorne geht, übernehmen diese sogar die Oberhand. In der Mitte des Albums machen sich ein paar moderne Akzente breit, das fängt schon bei "Ball Of Steel" an und weicht bei "Gods Of Rock" am weitesten von der ursprünglichen Marschroute ab. Da jedoch die zeitgemässeren Nuancen sich eher auf die Instrumentierung beschränken und die Melodieführung zumeist unverkennbar bleibt, können Lieder wie beispielsweise das groovige "Take It All" ein paar neue Akzente mit einbringen. Auch "Anidote" gelingt dieser Spagat zwischen modernem Rhythmus und einprägsamen Chören gut.

Ebenfalls wieder gelungen ist der Mix des zuletzt so gescholtenen Stefan Kaufmann, der seltamerweise bei fremden Arbeiten immer zu guter Form aufläuft. Da tönt ein Schlagzeug genauso direkt wie es sein sollte, die Becken kommen klar rund präzise zur Geltung und beflügeln so manches Arrangement. Wo der Mann bei seinem alten Kumpel Udo Dirkschnider den Klang oft kaputt schliff, lässt er ihm hier die nötigen Ecke und Kanten, um den hohen Melodiegehalt nicht in die Belanglosigkeit abdriften zu lassen. Die Band klingt hier homogener als auf "Dawnbreaker", agiert kraftvoller und hat die besser Songs am Start.
Mit dem Soundgewand können sich CRYSTAL BALL auch die Coverversionen, die es als Bonustracks gibt, zu Eigen machen. Die von einem DIO-Tributesampler her bekannten "Sacred Heart" und "Sign Of The Southern Cross" atmen das Flair von "Liferider". Die Keyboards haben hier den selben Effekt wie bei den eigenen Kompositionen, geben ihnen ein wenig mehr Wärme, was vor allem dem BLACK SABBATH-Song etwas Zugänglichkeit verleiht. Die Solonummer des kleinen Mannes mit der großen Stimme war ja seinerzeit ein wenig melodielastiger, die Schweizer transportieren ihn endgültig ins Stadionfach. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 69:26 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 22.05.2015

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