Ten islaDeMuertaObwohl ja ein neues Album in Bälde angekündigt war, überraschte es mich doch, als mir „La Isla Muerta" geschickt wurde. Dabei hatte ich vor gerade sechs Monaten bei „Albion" noch gewarnt, dass sich TEN kreativ totlaufen könnten. Vier Jahre nach dem großartigen „Stormwarning" bereits das dritte Album, da kommt oft die Inspiration nicht mit. Und auch bei den britischen Melodicrockern hatte ich Bedenken, da die Formkurve zuletzt nach unten ging. Nicht gerade hoffnungsvoll stimmte zudem das arg kitschige Coverpainting mit einer Dame im Piratenlook. Ist das zwölfte Album also ein Rohrkrepierer oder kann Kommandant Gary Hughes das Steuer herum reißen?

Die Piratenthematik wird dann auch direkt bei „Bucaneers" musikalisch umgesetzt, wuchtige Fanfaren sind zwar ebenso kitschig wie das Cover, munden aber deutlich besser. Diese Theatralik nimmt der Frontmann bei „Dead Man Tell No Tales", dem zweiten Teil des Songs auf, das Tempo bleibt eher verhalten. Erst im getragenen Refrain kommt die Rhythmusbegleitung hörbar zum Einsatz, bevor dann das Grundthema von den Leadgitarren gezockt, Fahrt aufnimmt.
Da ist man plötzlich wieder genau dort, wo man die Herren haben will, die Melodien des Openers sind nämlich deutlich besser als zuletzt. Davon profitiert auch die folgende, sehr eingängige Single "Tell Me What To Do", welche sehr direkt und kompakt aus den Boxen kommt. Endlich kann sich die Handschrift von Dennis Ward im Produktionsprozess wieder bemerkbar machen, womöglich war er mit dem Vorgänger auch nicht ganz zufrieden. Zu TEN passt dieser hallgesättigte, voluminöse, achtzigeraffine Sound einfach am Besten.

Umso höher ist die Leistung von Ward am Mischpult einzuschätzen, wenn man hört, wie er es trotz des Weichspülrisikos dieses Klanggewandes schafft, die dezenten metallischen Einflüsse nicht zu verwässern. „Acquiesce" treibt mit schweren Riffs toll nach vorne und weckt Erinnerungen an das Debüt. Da man von der Rhythmusfraktion her nicht so viel Gas gibt wie beispielsweise auf „Spellbound „ oder „Heresy And Creed", können sich die Melodien besser entfalten. Viel wichtiger ist der Einsatz von Max Yates Drums dann, wenn knallige Arrangements gefragt sind, immer einer der Spezialdisziplinen der Truppe.

Auf „Isla De Muerta" finden sich mit dem orientalisch angehauchten „Valley Of The Kings" und dem atmosphärischen „The Last Pretender" zwei Musterbeispiele, wie man sie zuletzt vermisste. Noch einen Tick mehr in die Metalschiene geht „Angel Of Darkness", dessen Gitarrenarbeit ganz klar den Spirit von IRON MAIDEN atmet. Hier zeigen die einmal, warum sie in jüngster Zeit mit drei Männern an den sechs Saiten antreten. Die herunter gestimmten Töne in „Revolution" und die gewollt düstere Stimmung hätte man sich aber sparen können, denn so richtig wollen sie nicht ins Bild passen.

Abgesehen von diesem kleinen Aussetzer in der ansonsten ganz guten Nummer bietet auch die neue Scheibe die typischen Trademarks der Formation. Ausufernde Soli, tolle Gesangsarrangements, raumgreifende Melodiebogen und einen Hauch Melancholie gibt es hier reihenweise. Ein wenig aus dem Rahmen fällt vielleicht noch „Intensify", das mit seiner Rock´n´Roll-Attitüde und den präsenteren Synthesizern stark nach LOVERBOY klingt. Sicher das amerikanischste Stück in der Bandgeschichte und neben „The Dragon And Saint George" das rockigste der Platte.
Mit der können TEN auch wider ein wenig Boden gut machen und ihre Fans vollauf zufrieden stellen, an ihre Großtaten reichen sie nicht heran. Nur, wenn die Herren so viel Zeit in ihre Musik investieren, dann könnten sie ja auch mal wieder auf Tour kommen, um da noch zusätzliche Inspiration und Frische zu finden. Es wird Zeit, echt jetzt! Kann ja wohl nicht wahr sein! (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 62:32 min
Label: Rocktopia Records
Veröffentlichungstermin: 20.05.2015

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