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thunder wonderdaysSind sie nun gekommen, um zu bleiben oder geht das muntere Spielchen weiter? 2003 kamen die Hardrocker schon einmal zurück, um später mit "Shooting At The Sun" eines ihrer stärksten Alben zu veröffentlichen. Konnte man das erste Aus 1999 noch unter "Killed by Grunge" verbuchen, so war die zweite Trennung eher weniger zu verstehen. Der Schreiber dieser Zeilen zeigte sich damals schon sehr verwundert, sah er doch bei der Abschiedstournee zweimal eine sehr aktive Band. Lange hielten es THUNDER noch nie im Ruhestand aus, vor zwei Jahren spielte man schon wieder diverse Festivals. Nun steht sogar wieder ein neuer Longplayer ins Haus. Neben der Frage nach der Zukunft der Band bleibt noch jene nach der Qualität von "Wonder Days" offen.

Das groovige Riff direkt zu Beginn des Titeltracks macht deutlich, dass da die Kurve nach oben geht, auch wenn die letzten Scheiben alles andere als schwach waren. Was da zu hören ist hat einfach Gefühl und Seele, strotzt dennoch vor Power. Danny Bowes singt gewohnt traumwandlerisch sicher und klar, so dass sein Beitrag in den Strophen wenig Begleitung bedarf. Dafür wird der Opener immer wieder von den eingeschobenen Gitarrenattacken angefeuert, bevor alles im melodischen Chorus mündet. Das ruhige Zwischenspiel macht eine weitere Stärke des Werkes deutlich, man konzentriert sich auf das Wesentliche und geht trotz des Schlenkers knapp über vier Minuten ins Ziel.

Noch druckvoller kommt "The Thing I Want" aus den Boxen, welches ebenfalls mit tollen Melodien ausgestattet ist. Dazu schiebt der warm abgemischte Bass die Nummer ordentlich nach vorne, das rockt einfach mit einem unwiderstehlichen Drive. Die vier Saiten geben den Songs darüber hinaus auch eine schöne Tiefe, wie das gesamte Klangbild von "Wonder Days". In Zeiten, in denen der Hörer mit allzu klinischen Produktionen überhäuft wird, eine willkommene Abwechslung, endlich wieder einmal klassische, erdige und ehrliche Rockmusik.
Die daraus resultierende Dynamik kommt auch den ruhigeren Nummern zugute, vor allem beim akustischen Folkstück "The Rain". Hier haben THUNDER für ihre Verhältnisse ungewöhnliches Instrumentarium am Start, so sind Mandolinen und ein Dulcimer zu vernehmen. Bei "Broken" bemühen die Herren die gute, alte Pianoballade, umschiffen aber alle Kitschklippen, die hier ja vermehrt lauern. Richtig bluesig wird es in "Serpentine", das mit Slideeinsätzen tief in den Sümpfen der Südstaaten watet.

Dabei war noch nicht mal der etatmäßige Produzent Ben Matthews für den Sound verantwortlich, da sich der zweite Gitarrist von einer Operation erholen musste. Sein Partner Luke Morley sprang in die Bresche und übernahm auch seine Tastenparts. Unterstützt wurde er dabei von Mike Fraser, der ja schon mit Größen wie AC/DC, AEROSMITH und METALLICA gearbeitet und "Behind Closed Doors", das Meisterwerk der Briten produziert hat. Dabei nahmen die beiden Toningenieure bewusst Abstand von der aktuellen Retrowelle und verfrachteten lieber einen an die späten Siebziger angelehnten Sound in die heutige Zeit.

Nichtsdestotrotz sind es immer noch die ganz Großen auf welche sich THUNDER berufen. Die fordernde Harmonie von Piano und Gitarren in "Black Water" hat etwas von den ROLLING STONES und "The Prophet" klingt, als würden UFO den "Immigrant Song" covern. Das Luftschiff schwebt des Öfteren vorbei, wie bei "I Love The Weekend", welches an "Rock And Roll" angelehnt ist, aber will man das waschechten Briten zum Vorwurf machen?
Was bleibt ist ein dichter Longplayer, der dennoch alle Facetten des Genres abdeckt. Der trotz all seiner Kraft so unaufgeregt leichtfüßig daher kommt. Hier sind Musiker am Werk, die lieben, was sie tun, und genau wissen, wie sie all ihre Leidenschaft bündeln können. Da ist jedes Detail genau getimt, hier mal ein paar feine Leadfills, da eine kleine Orgel, ein kurzes Break, alles mit unendlichem Feingefühl eingespielt und klangtechnisch toll heraus gearbeitet. "Wonder Days" ist ein Kleinod, wie es heute nur noch wenige gibt, das macht es so wertvoll, wie die Truppe, die es uns geschenkt hat. Mögen sie uns dieses Mal lange erhalten bleiben. (Pfälzer)

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:06 min
Label: EAR Music
Veröffentlichungstermin: 13.02.2015

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