Toad In Transit - #human

toadintransit humanNoch so ein Album, das mir redaktionsintern durch Vorspiegelung falscher Tatsachen („Album einer Progband aus Saarbrücken“) untergejubelt wurde. Und bei Prog aus dem Saarland werd' ich immer hellhörig. Vielleicht ist ja doch mal ein würdiger Nachfolger der mehr oder weniger inaktiven TOMORROW'S EVE dabei. Deshalb bin ich da eigentlich immer gleich Feuer und Flamme. Und der Name klang auch sehr interessant. Leider kam ich jedoch einfach nicht dazu in das Album reinzuhören. Doch dann endlich war es soweit.

Und dann kam der Schock. So ist das halt, wenn man zu hohe Erwartungen hat. Gut, die Band selber behauptet im beiliegenden Infoblatt ja gar nicht, Prog zu spielen. Dafür aber Trash. Ja, ohne h. Es wäre jetzt gemein zu sagen, das trifft den Nagel auf den Kopf. Es trifft zumindest den Sound und auch den Gesang aber ganz gut.

Die Musik an sich finde ich für ein unbekanntes Dreimannprojekt gar nicht mal schlecht. Man balanciert irgendwo zwischen Thrash und Rock, traut sich auch mal Richtung Trip Hop zu schielen, baut Streicher und Elektroelemente ein und rapt auch schonmal munter. Soweit, so gut. Doch leider ist der Sound dieses Albums alles andere als ein Genuß. Zudem wechselt er zwischen den einzelnen Songs mehr oder weniger stark, so daß man den Eindruck hat, das Album wurde in diversen Wohnzimmern an diversen Rechnern zusammengemixt. Alles in allem ist der Sound einfach unheimlich dumpf, erstickt und unterdrückt. Das bekommen unzählige Undergroundbands heute besser hin. So einen Sound kenne ich noch von Eigenproduktionen aus den späten 90ern. Damals empfand man den nicht so schlimm, heute aber schon.

Und mehr als einmal denkt man: Was würde das mit einem anständigen, wuchtigen Sound jetzt genial klingen! Aber dann gibt es noch das zweite Manko dieses Albums: Der Gesang. Der klingt öfter mal mehr gewollt als gekonnt, gerne auch mal schief bis hin zu richtigen Ohrenschmerzen. Insbesondere, wenn disharmonische Chöre einsetzen, schreit es einem manchmal so richtig fies ins Mittelohr. Sowohl das rappen, aber auch die leider nur spärlich vorhandenen Growls klingen sehr viel besser, so daß man sich vielleicht mehr darauf konzentrieren sollte. Insbesondere der Gesang treibt mir bei diesem Album öfter mal die Tränen in die Augen und macht Genuß unmöglich.

Zudem wird das Album, das schön hart und rockig beginnt, gegen Ende dann immer ruhiger und leider auch langweiliger. Gut, zum Schluß nimmt auch die Experimentierfreude zu – was das Album aber auch nicht aufregender macht. Viele Melodien sind einfach zu unspektakulär bis langweilig; und das einzige, was dann noch im Ohr bleibt, ist der schräge Gesang.

Dabei zeigt das Album durchaus auch gute Ansätze, wie z.B. „afterglow“, das ohne den miesen Sound ein echt guter Song sein könnte. Oder „ashes“, das so lange wirklich gut ist, bis dann irgendwann der Gesang einsetzt. Allerdings wird der Gesang besser, je ruhiger die Songs sind, z.B. bei „choking.on.love“ ist er wirklich erträglich, wenn auch kein Hochgenuß.

Wie bereits gesagt, finde ich diese Band rein musikalisch und von den Ideen her gar nicht mal so schlecht, allerdings hapert es etwas an der Umsetzung. Am Sound kann man arbeiten; vielleicht beim nächsten Mal doch etwas Geld zusammenkratzen und ins Studio gehen. Aber der Gesang ist für mich das große Minus hier. Vielleicht geht es ja auch nur mir so, aber mir rollen sich dabei regelmäßig die Zehennägel hoch und die Hände zucken schützend zu den Ohren. Vielleicht sollte man sich doch besser einen „richtigen“ Sänger mit in die Band holen. (Anne)


Bewertung: 3 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 57:29 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 04.04.2014

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