Melissa Etheridge - This Is M.E.

melissaetheridge thisisme1988 erwischte die Dame einen Karrierestart, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann. Ihr selbstbetiteltes Debüt ging durch die beiden Superhits „Bring Me Some Water" und „Like The Way I Do" alleine in den Vereinigten Staaten fünf Millionen mal über die Theke. Auch die folgenden Scheiben wie „Brave And Crazy" wurden zu Megasellern, mit ihrem dezent angebluesten Poprock traf sie den Nerv der Zeit. Nach „Your Little Secret" 1996 verlor ich MELISSA ETHERIDGE zunehmend aus den Augen. Meist machte sie eher durch ihr Privatleben und ihr politisches Engagement von sich reden, neben ihrem Kampf für Homosexuelle unterstützt sie auch die demokratische Partei. Nun erscheint ein künstlerisches Lebenszeichen von ihr, „This Is M.E." ist dementsprechend selbstbewusst betitelt.

Dieses fällt ebenso leicht verdaulich aus wie das meiste aus ihrer Karriere. Zusammen mit ein paar Mainstreamproduzenten, allen voran Jon Levine (Nelly Furtado, Selena Gomez) orientierte sie den Sound deutlich an den Radiohörgewohnheiten. Ob das nun wirklich die pure MELISSA ETHERIDGE ist, lässt sich nicht so einfach beantworten, wobei sie musikalisch auf von ihr bekannten Pfaden wandelt. Schon der Einstieg präsentiert traditionellen US-Rock, wobei sich die Dame noch etwas zurück hält und dem Glockenspiel, welches BRUCE SPRINGSTEEN ähnlich einsetzt Raum zu geben. Nicht verhehlen darf man aber, dass auch hier die Dynamik zugunsten der Airplay-Wahrscheinlichkeit kaschiert wurde.

Das stört bei der ersten Single „Take My Number" weniger, da diese fordernder rüber kommt, auch wenn sich Frau Etheridge bei den Gitarren auf die akustische beschränkt. Eher vom Piano dominiert wird das folgende „A Little Hard Hearted", welches wie das gesamte Album sparsam arrangiert wurde. Das ist insofern überraschend, dass Nummern wie „Ain´t That Bad" sehr rhythmisch akzentuiert sind. Hier tut die Produktion mit ihrem Fokus auf Rhythmuseffekten einiges dafür.
Dafür bleibt leider ein wenig die wirkliche Essenz der Etheridge auf der Strecke. Dem mit schönen Steel-Gitarren verzierten „Do It Again", dem dramatischen „Like A Preacher" oder dem lässigen Blues „Stranger Road" würde mehr Tiefe sehr gut tun. Aber die ruhigen Parts kommen nicht so zur Geltung, es fehlt der Kontrast, ebenso wie bei der abschließenden Ballade „Who Are You Waiting For" mit seinem Orgeleinsatz. Dabei war ja gerade die Explosivität immer die Stärke der Amerikanerin, gerade bei ihren größten Erfolgen.

Dabei sind die Kompositionen alles durchweg stark, es werden ein paar raffinierte Wendungen eingebaut, auch wenn die Songlänge im Schnitt unter vier Minuten liegt. Doch auch das kann als Zugeständnis an den Radiomarkt gewertet werden, zumindest in der Hinsicht hat sie alles richtig gemacht. Ob man mit dieser Stilrichtung heutzutage allerdings noch viel bewegen kann, wage ich zu bezweifeln. Interessant ist ja auch, dass die Künstlerin auch im Alternative der Neunziger viel Einfluss hatte, obwohl das vielleicht auch dem Image geschuldet war.
Man muss „This Is M.E." auf jeden Fall zugute halten, dass es sehr sauber und mit Feeling eingespielt wurde, da sitzt nahezu jeder Ton perfekt. Mit ihrer gewohnt rauen Stimme bringt sie die schönen Melodien überzeugend rüber, auch wenn ich einen Hit nicht ausmachen kann. Die Produktion ist druckvoll und voluminös ausgefallen, betont die Details, auch wenn die Tiefenschärfe fehlt. Mit weniger Pop, auch in den vielen „Ooh, Ooh"-Chören hätte man aber mehr rausholen können. Für Autofahrten aber auf alle Fälle eine lohnenswerte Anschaffung. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 41:23 min
Label: SPV Recordings/SPV
Veröffentlichungstermin: 16.01.2015

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