United Progressive Fraternity - Fall In Love WithThe World

upf fallinlovewiththeworldEin wenig Trauer war schon angesagt, als eine der größten Hoffnungen des Neoprog sich heimlich und leise verabschiedete. UNITOPIA hatten mich vor ein paar Jahren mit „The Garden" und „Artificial" überzeugen können. Die Alben klangen sehr frisch für die schon etwas betagteren Männer, die erst spät zu einander fanden. Nicht zu spät, um ihren Traum zu verwirklichen, in Europa zu touren, wo ich die sehr sympathische Truppe kennen lernen durfte. Eigentlich war für 2013 eine Neueinspielung des Debüts geplant und für 2014 ein neues Album, doch es kam nichts. Im Zuge der Veröffentlichung von „Fall In Love With The World" wurde bekannt, dass sich die Australier im Frühjahr aufgelöst haben. Sänger Mark Trueack, Gitarrist Matt Williams, Drummer Dave Hopgood und Percussionist Tim Irrgang gründeten umgehend ein neues Projekt, das auf den sperrigen Namen UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY, kurz UPF hört.

Die Alben von UNITOPIA waren ja immer knallbunte Wundertüten, die stilistisch alles einbezogen und wunderbar in ihren Kontext einbauten, wobei "Artificial" da schon ein wenig gestrafft wurde. Die Nachfolgeband schickt einen mit ihrem Erstling direkt wieder auf eine musikalische Weltreise. Da passt auch das sehr bunte Cover dazu, bei dem man schon beim Hinsehen weiß, dass auch das von Ed Unitsky gestaltet wurde. Bereits in der Overtüre "We Only Get One World" wird der Hörer mit cineastischen Fairlightsounds aus der Asservatenkammer von MIKE OLDFIELD ins Wunderland entführt.

Klassischer Prog beherrscht den ersten Longtrack im Anschluss, zum Auftakt setzt es genretypische Harmonien aus Orgel und Gitarre. "Choices" zeigt weiterhin schon erstmals das perkussive Drumspiel von Irrgang und Hopgood, welches sich durch das gesamte Album zieht. Als Gast durfte die UNITEPD PROGRESSIVE FRATERNITY Marek Arnold (TOXIK SMILE) begrüßen, der sich bei fast allen Tracks am Saxophon und der Klarinette in Szene setzt.
Trueack sieht die neue Formation ohnehin eher als freie Musikergemeinschaft im Stile ihrer Labelgenossen THE TANGENT denn als feste Band. So ist es auch nicht verwunderlich, dass auch Dan Mash mit an Bord ist, der schon bei dem britisch-schwedischen Muckerkonglomerat die dicken Saiten drückte. Und Guy Manning gehört ja schon länger zu dessen erweitertem Stamm, neben der Akustikgitarre kann er sich hier auch als Keyboarder beweisen.

Der zweite Achtminüter "Intersection" ist ruhiger und ätherischer ausgefallen, die Arrangements wirken spärlich, so dass die Klarinette hier eine interessante Atmosphäre zaubert. Nicht von ungefähr erinnert das an MEN AT WORK, die ja Landsleute der Truppe sind. Überhaupt hat man die Scheibe sparsamer instrumentiert, die vertrackten Instrumentalabfahrten fehlen hier, wie UNITOPIA bewegt man sich eher in der Wohlfühlnische. Stattdessen setzen UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY auf  noch mehr Weltmusikeinflüsse.
Die rockigere Single "The Water" wartet mit orientalisch angehauchten Keyboardstreichern auf. Hier hat sich niemand geringeres als der ehemalige YES-Frontmann Jon Andeson als weiterer Gast eingebracht. Seine eindringliche Stimme ergänzt sich gut mit Trueacks sanfter Stimme. Vom Typ her sind sich die beiden durchaus ähnlich, predigen sie in ihren Texten auch gerne umweltpolitische Themen. Der UPF-Sänger lag aber stimmlich schon immer näher an Peter Gabriel.

Herzstück der Scheibe ist das Opus "Travelling Man (The Story Of ESHU)", welches über zwanzig Minuten dauert. Schon am Anfang wird es interessant, wenn sich Orchesterparts mit exotisch angehauchten Akustikgitarren duellieren. Im gesamten Verlauf von "Fall In Love With The World", werden ungewöhnliche Instrumente verbunden, mal rocken Saxophon und Gitarre gemeinsam, dann wiederum spinnen Klarinette und Akkordeon eine feine Atmosphäre.
Beim Mammuttrack steigert sich die ruhige Strophe in einen ersten harten Chorus, der auch von DREAM THEATER stammen könnte. Dieses Thema wird wie viele andere später in dem Song wiederholt, in einer anderen Phase hat man schöne raumgreifende Refrains am Start. Danach nimmt man immer mehr das Tempo heraus, um es gegen Ende wieder anzuziehen und alles in einem großen orchestralen Finale gipfeln zu lassen.

Doch die Nummer macht es deutlich, ganz so stark wie UNITOPIA komponiert man nicht, deren Opus Magnum "The Garden" war zwingender und auch die restlichen Tracks erreichen nicht ganz die Eingängigkeit. Inwieweit das Fehlen von Tastenmann Sean Timms, auch bei der Produktion, dafür verantwortlich ist, lässt sich schwer sagen. Jedenfalls gelingen die ganz großen Melodien nicht, auch wenn der gute Mark sehr toll singt, wie beim folkigen Titelsong. Die Vorgängerband wirkte einen Tick spritziger und inspirierter, wenngleich das hier schon starkes Material ist. Wer traditionellen Prog mag und gerne ein paar neue Einflüsse mitnimmt, der kann hier nicht viel falsch machen, UNITOPIA-Fans sowieso nicht. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 68:43 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 07.11.2014

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden