BLUT AUS NORD stehen schon seit über einer Dekade stellvertretend für anspruchsvollsten Black Metal der rohen Sorte. Dabei hat sich der musikalische Fokus der Band dezentralisiert, wobei sich die verschiedenen stilistischen Ausrichtungen in verschieden konzipierten Reihen wiederfinden. Nach dem jungen, experimentellen „777“-Zyklus wird nun ein Konzept der Anfangstage dieser Band wiederaufgegriffen. In „Saturnian Poetry“ wird der erhabene, verträumte und fesselnde „Memoria Vetusta“-Zyklus in die dritte Runde gebracht.

Die ersten Beiden Werke der „Memoria Vetusta“-Reihe kann man getrost als obligatorisches Besitztum für alle Freunde des Black Metals erklären. Es gibt nur wenig andere Alben, auf denen die Kälte des Black Metal vergleichbar detailliert und facettenreich interpretiert wurde. Verträumt und doch direkt und linear wurden mitreißende Riffs, hypnotische Choräle und von desolater Sehnsucht erfüllte Melodien zum Besten gegeben, die einen bleibenden Eindruck hinterließen. Auf „Saturnian Poetry“ wurde versucht, an diese Vielfalt anzuknüpfen.
Bereits der Opener macht durch seine ausgewogene, dennoch komplexe Riffstruktur klar, das BLUT AUS NORD am Werke waren. Komplexe Melodien und harsches Keifen dominieren das Spiel. Trotz der Komplexität äußert sich das gebotene Material nach einigen Hördurchläufen als enorm genießbar. Auch wenn die Klangkonstrukte etwas sperriger wirken als zu Anfangszeiten der Band, haben sie nichts an mitreißender Qualität verloren.
Auch erhabene Choräle und Synthesizereinschübe haben wieder ihren Weg auf dieses Album gefunden, allerdings sind diese wesentlich seltener und rezessiver zur Geltung gebracht worden als auf den Vorgängern. Das ist prinzipiell schade, aber in Anbetracht der weitestgehend puristischen Ausrichtung von „Saturnian Poetry“ absolut in Ordnung.
BLUT AUS NORD haben hier wieder einmal gezeigt, dass sich auch ohne experimentelle Ausschweifungen großartige Musik schaffen können. Man merkt einerseits die ausgeprägtere Reife der Band aufgrund der komplexeren Arrangements, andererseits die Rückbesinnung auf etabliertes, was sich durch die Atmosphäre des Albums äußert. „Saturnian Poetry“ ist sehr empfehlenswert für Freunde anspruchsvoller Musik, die trotz ihrer Komplexität eingängig und mitreißend ist. (Jannick)  

Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 48:42 min
Label: Debemur Morti
Veröffentlichungstermin: 10.10.2014