Manes - Be All End All

manes beallendallDie Angst war nicht unbegründet, meine norwegischen Lieblings-Sickos sind zurück. In meinem Review zur Compilation „Teeth, Toes And Other Trinkets" deutete ich bereits an, dass sich wieder etwas tut im Hause MANES. Nun scheinen die Bandangelegenheiten geklärt zu sein, die zweitweise zur Abschaltung der Homepage führten. Der unübersichtliche Sechzehnerkader wurde ausgedünnt, es ist wieder die Rumpfmannschaft aus „Vilosophe"-Zeiten am Start. Das Schaffen der Truppe war nach ihren schwarzmetallischen Anfängen abgedreht, entrückt, avantgardistisch und von einer enormen Stilvielfalt geprägt. Was bringt uns nun Jahre später „Be All End All"?

Das dreiviertel Jahrzehnt, welches seit „How The World Came To An End" vergangen ist, hinterlässt Spuren, vor allem bei den Menschen. So wie sich vielleicht bei den Fünf einiges getan hat, genauso hat sich in ihrer Musik etwas verändert. Bereits die ersten Töne machen klar, dass MANES erwachsener geworden sind, der schiere Wahn ist gemäßigteren Songstrukturen gewichen. „A Deathpact Most Imminent" beginnt mit verzerrten Akustikgitarren, der Gesang ist zwar immer noch so verhallt wie bei den letzten Veröffentlichungen, aber zugänglicher. Im Refrain, wenn man es denn so nennen will bauen sich die Vocals fast sakral auf, ansonsten bleibt der Track sehr ruhig.

Und das gilt für den Rest der Scheibe, hier kommt kaum Hektik auf, dennoch verspürt man immer eine gewisse Angespanntheit. Stets bauen die Arrangements eine bedrückende Atmosphäre auf, auch wenn wie im folgenden „Ars Moriendi (The Lower Crown)" der Gesang eine psychedelische Lässigkeit besitzt. Dem steht wiederum die verspieltere Elektronik gegenüber. Diese pulsiert immer fiebrig im Hintergrund, ohne den Tracks ihren zähen Fluss zu nehmen.
So mäandern die Flächen so vor sich hin, es wird mit den Motiven gespielt, ohne dass jedoch viel passiert. „Be All End All" zieht einen mit seiner Stimmung in den Bann, die nicht mehr so abstoßend ist wie zuletzt. Auch das von „Teeths, Toes And Other Trinkets" her bekannte „Blanket Of Ashes" kommt reduzierter und ordnet sich damit mehr ins Gesamtbild ein. Loops und alleine vor sich hin pluckernde Beats lassen an Drum´n´Bass denken, der Gesang eher an Gothic.

In der Mitte des Albums werden die Songstrukturen weiter aufgelöst, die Songs fast instrumental. „Broken Fire" lebt nur von Klanglandschaften und indianisch anmutenden Schamanengesängen. Dagegen ist „Free As In Free To Learn" der schroffste Song, die Gitarren sind zum ersten Mal zu vernehmen und bringen diese gewisse Distanziertheit von MANES ins Spiel. Dabei sind die Flächen eher im New Art Rock zuhause, werden hier aber völlig anders eingesetzt.
Gegen Ende geht es wieder zu mehr Songdienlichkeit hin, aber alles im Rahmen, was die Norweger erlauben. Hier bauen sie einige Details in ihren Sound ein wie die weiblichen Spoken Words-Passagen in „Name The Serpent" oder die Bläser im finalen „Turn The Streams". Am sanftesten erklingt „The Nature And The Function Of Sacrifice", das sich fast Popmelodien bedient.

Nicht nur wegen dieser Nummer ist "Be All End All" wie schon eingangs erwähnt eine ganze Spur zugänglicher als in der Vergangenheit geworden. Das mindert jedoch kaum das unterkühlte Gesamtbild, welches vor allem dem Sound geschuldet ist. Die ambienten Flächen könnte man durchaus im Post Rocksektor kategorisieren, es fehlen allerdings die Dynamikwechsel. So verbreitet das Werk eine sehr dichte Stimmung, der fehlende Wahnwitz stößt allerdings etwas auf, lässt das besondere vermissen. Auch wenn die Musik nun leichter verdaulich ist, war sie vorher interessanter. Nur ganz so viel Angst muss man nicht mehr haben. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 39:16 min
Label: Debemur Morti Productions
Veröffentlichungstermin: 10.10.2014

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