Billy Idol - -Kings And Queens Of The UndergroundNachdem BILLY IDOL bereits vor einigen Jahren in Form von Livekonzerten und seinem letzten Studioalbum „Devils Playground" auf die Bildfläche zurückkehrte, veröffentlicht er im Oktober diesen Jahres das erste Studioalbum seit 2005 und fast zeitgleich seine Autobiographie (Eine ausführliche Besprechung erscheint demnächst bei uns). Der sympathische Brite, der auf mich immer wie der Punk der Popszene wirkte und für Popsongs wie „Dancing With Myself", „Mony Mony" oder auch „Flesh For Fantasy" verantwortlich ist, zeichnet sich darüber hinaus auch durch Rock-Pop-Songs wie „White Wedding" und „Rebell Yell" aus. Mit seinem neuen Album „Kings & Queens Of The Underground" verbindet er nun beide Welten. Zusammen mit seinem langjährigen Kollegen Steve Stevens gelingt ihm das erstaunlich gut.

Für viele Musiker, die Ende der Achtziger im Bereich Pop große Erfolge feierten, ist ein Comeback oft mehr als schwer. Denn anders als in der Metal- oder Hardrockszene haben die meisten Popstars nur kurzzeitig Erfolg und verschwinden zum Teil auf immer und ewig in der Versenkung. Dies mag zum einen daran liegen, dass die Fanszene einfach nicht so loyal ist und meistens irgendwelchen Trends hinterherläuft, zum anderen würden manche böse Zungen behaupten, es läge an der Austauschbarkeit dieser Musik. Beides mag in vielen Fällen zutreffen, letztes auf BILLY IDOL in jedem Fall nicht, denn austauschbare Musik machte der Gute schon Ende der Achtziger nicht. Stattdessen stach er immer aus der Menge hervor, auch wenn er für die richtigen Hardrock-Fans wohl immer etwas zu verweichlicht war. Live konnte ich mich in diesem Jahr bereits persönlich von seinen Qualitäten überzeugen, und auch seine Autobiographie liest sich bisher mehr als interessant. Offensichtlich lag ich mit meiner Einschätzung falsch, denn im Vergleich zu manchen Kollegen (BON JOVI) ist BILLY IDOL nicht nur auf das schnelle Geld aus, was er mit seinem neuen Album auch unter Beweis stellt.

Auf „Kings & Queens Of The Underground" gelingt BILLY IDOL der Spagat zwischen seiner Vergangenheit und der eventuellen Zukunft überraschend gut. Oftmals verkommen solche Versuche zu einer schnöden und langweiligen modernen Version alter Großtaten - nicht hier. Anstatt einer neuen Version seiner selbst konzentriert sich BILLY IDOL auf seine altbekannten Stärken und liefert sogar einige gelungene Hits. Bereits der poprockige Opener „Bitter Pill" kann als solcher bezeichnet werden. Kommt dieser noch sehr poppig daher, beginnt der Folgesong „Can´t Break Me Down" etwas rockiger und entfacht einen teils amüsanten Achtziger-Jahre Rhythmus, den ich auf aktuellen Platten in der Form schon lange nicht mehr gehört habe. Im Stile seiner alten Balladen klingt „Save Me Now", auf welcher er außerdem beweist, wie gut er nach wie vor bei Stimme ist. Bei „One Breath Away" wird mit Bläsern und sogar Synthesizern gearbeitet, was im Soloteil eine interessante Mischung ergibt. Bei „Postcards From The Past" lässt er anschließend seine Vergangenheit gekonnt aufleben. Der Song erscheint wie ein groß angelegtes Medley das aber keines ist, ein Song über sein Leben, großartig. Das darauf folgende Titelstück beginnt mit Flöten und entwickelt sich zu einem interessanten Akustikgitarrenstück, auf dem Gitarrist Steve Stevens ordentlich Gas gibt. Auch „Eyes Wide Shut" kommt eher ruhig daher, mit viel flamencoartigen Gitarrenklängen und einem grandiosen BILLY IDOL. Bei „Ghosts In My Guitar" ist der Name Programm und Steve Stevens brilliert erneut auf der Akustikgitarre, der dazu passende Gesang macht den Song zu etwas ganz Besonderem und dürfte besonders Gitarristen gefallen. „Nothing To Fear" kommt stark im Achtzigerjahre-Gewand daher, ist aber auch eher ruhiger Natur. „Love And Glory" unterscheidet sich davon stark, erinnert zu Beginn sogar an U2 und bietet einen starken Refrainteil. Zum Abschluss lässt es BILLY IDOL mit „Whiskey And Pills" noch ein wenig krachen. Durch den teils merkwürdigen Drumsound rockt der Song aber nicht so richtig. Insgesamt ist „Kings & Queens Of The Underground" ein interessantes und abwechslungsreiches Album geworden, das einen wiedererstarken BILLY IDOL zeigt. Die Zusammenarbeit mit Steve Stevens klappt vorzüglich, und die beiden erschaffen zum Teil richtig gute Songs. Für mich persönlich sind diese überwiegend aber zu poppig und weichgespült. Wenigstens ein Titel im Stil von „Rebell Yell" fehlt mir, „Whiskey And Pills" kommt zwar etwas härter daher, schafft diesen Sprung aber dennoch nicht. Trotzdem ist es bemerkenswert, wie gut BILLY IDOL der Spagat zwischen Moderne und Achtziger gelingt, „Kings & Queens Of The Underground" klingt gekonnt und nicht nur gewollt.

Ob das erneute Comeback gelingt, kann ich trotz der Autobiographie und dem gelungen Album „Kings & Queens Of The Underground" nicht prophezeien. Doch selbst wenn er alte Fans nicht zurückgewinnen kann, wird er mit etwas Glück neue Fans hinzugewinnen, verdient hätte er es sich. Gitarristen sollten unbedingt reinhören, Steve Stevens ist eine absolute Macht. (Pascal)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 47:43 min
Label: Bfi Records (Rough Trade)
Veröffentlichungstermin: 17.10.2014

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