Dawn-DarkerDie Schweizer Prog-Rocker DAWN haben mit "Darker" ein neues Album am Start. Nachdem bereits der Erstling "Loneliness" im Jahr 2007 etliche Kritiker in Verzückung versetzte, ist den Jungs aus Montreux dieses Mal noch eine Steigerung gelungen. Wer das erste Ohr riskiert, wird sich bei der Band unweigerlich an Siebziger-Größen wie GENESIS, KING CRIMSON oder auch in jüngerer Zeit an THE FLOWER KINGS erinnert fühlen. Das ist bei dem orgellastigen Soundgewand und der hohen, markanten Stimme des Sängers auch kaum zu vermeiden, tatsächlich tun sich hier etliche Parallelen auf. Allerdings sind DAWN weitaus mehr als nur ein müder Abklatsch der oben genannten Bands, sie schaffen es, genug Eigenständigkeit aus ihrer Musik herauszuholen, dass sie nicht als Kopie durchgeht.

Nach dem kurzen Intro "Yesterday's Sorrow" starten die Schweizer gleich mit dem fast zehnminütigen Epos "Cold" durch, das mit majestätischer Schwere daherkommt - untermalt von fantastischen Orgeln schwebt die hohe, klare Gesangsstimme über allem. Mit dem Titelstück "Darker" folgt gleich ein weiteres Monster von beinahe elf Minuten Länge, das mit einer enorm dramatischen Songstruktur daher kommt, die einen an eine griechische Tragödie erinnern. DAWN demonstrieren hier eine unglaubliche Tiefe und Vielschichtigkeit, wie sie selbst die Kollegen THE FLOWER KINGS aus Schweden nicht besser hinbekommen, und das will für den geneigten Prog-Fan was heißen.

Nach diesen beiden epochalen Stücken bekommt der Hörer erst einmal die Gelegenheit, beim instrumentalen "Lullabies For Gutterflies" etwas zu Atem zu kommen, das mit nur viereinhalb Minuten deutlich kompakter daher kommt, aber nicht weniger komplex, dafür aber ein gutes Stück spritziger und fröhlicher als das Vorangegangene. Dafür schießen die Schweizer dann gleich mit "8945" komplett den Vogel ab und ballern einem ein 19-Minuten-Stück um die Ohren, das in jeder einzelnen Minute absolute Konzentration vom Hörer erfordert, diesen dafür aber mit enormer musikalischer Komplexität und Schönheit entlohnt.

Bei "Out Of Control" wird dann das Tempo angezogen, sämtliche bisher genannten Titel stünden nämlich auch ohne weiteres so mancher Doom-Band gut zu Gesicht. Hier geht es etwas verspielter zur Sache, dafür klingt leider das Schlagzeug ausgerechnet in diesem Stück etwas dünn. Mit "Lost Anger" folgt dann nochmal ein Instrumental, das mit einer genialen Gitarrenlinie zu begeistern weiß. Das Album klingt dann mit dem letzten Stück "Endless" wieder monströs aus - mit epischer Schwere, enormer Komplexität und erneut fast elf Minuten Spielzeit.

Handwerklich gibt es an dieser Scheibe absolut nichts zu meckern, hier waren Meister ihres Faches am Werk, und das hört man in jedem Moment. Soundtechnisch ist alles sauber und klar abgemischt, stellenweise klingt es allerdings leider ein wenig steril, aber insgesamt wurde auch hier gute Arbeit geleistet.

Nach spätestens dem fünften Durchgang (und mindestens so viele braucht dieses Album auch) steht fest: DAWN haben mit "Darker" ein großes Stück Prog-Rock erschaffen und dabei klassische Elemente geschickt mit Neo-Prog gemischt, so dass das Album zwar garantiert keine leichte Kost ist, dafür aber eben auch alles andere als langweilig. "Darker" erfordert harte Arbeit vom Hörer, aber der Lohn ist es absolut wert.

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 67:27 min.
Label: The Laser's Edge
Veröffentlichungsdatum: 15.04.2014

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