J.B.O. - Nur Die Besten Werden Alt

jbo nurdiebestenAngeblich gibt es bei den Franken nur zwei Möglichkeiten, entweder man liebt sie oder hasst sie, dazwischen scheint es nichts zu geben. Während sie für die Verfechter des wahren Stahls die Verballhornung ihrer Lieblingsmusik, die rosarote Pest sind, verehren die Anhänger sie als wahre "Verteidiger Des Blödsinns". Mir persönlich waren J.B.O. musikalisch nie zwingend genug, um mir ein Album von ihnen ins Regal zu stellen, denn auch die besten Witze nutzen sich ab. Doch live gebe ich mir die Truppe gern, vor allem auf Festivals sorgen sie immer für tolle Stimmung, zumal man da besser für derartige Späße zu haben ist. Ich erinnere mich noch gerne zwanzig Jahre zurück, als "Ein Guter Tag Zum Sterben" den traditionellen Rausschmeißer meiner Stammdisse gab. Ja, so lange sind die Vier schon unterwegs, heuer feiern sie ihr 25-jähriges Jubiläum, und wie könnten sie es passender begehen als mit einer neuen Langrille, die auf den Titel "Nur Die Besten Werden Alt" hört.

Das ist natürlich eine Verarsche eines Titels einer zumindest musikalisch unwichtigen Frankfurter Combo, welche die Erlanger wohl gerne durch den Kakao ziehen. Andere Dinge werden auch immer mit einem respektvollen Augenzwinkern behandelt, obwohl sich J.B.O. doch sehr an gängige Klischees anlehnen. Eines wird direkt im Opener "Vier Finger Für Ein Halleluja" thematisiert, denn damit sind je zwei an jeder Hand gemeint, tja, wie es im Text heißt: "Die Pommesgabel halt!" Eine klare Hommage an unsere Lieblingsmusik, für welche auch das Herz der Vier schlägt, was ihre Gegner immer gerne bezweifeln.
An derartigen Bekundungen der musikalischen Vorlieben mangelt es auf dem nunmehr zehnten Studiowerk, meist verpackt in gewohnt lustige Coverversionen. Bei "Death Is Death" besingt man zwar eine extremere Spielart, aber musikalisch untermalt man den doch ähnlich wie das Original melodiös ausgefallenen Song mit RAMMSTEIN-Riffs. Und wo der unsägliche Lou Bega in seinem "Mambo No. 5" eine Vielzahl von Frauen besingt, zählen die Blödelmetaller einfach eine Reihe ihrer Lieblingsbands, meist aus den Achtzigern auf.

Doch auch anderes bekanntes Liedgut muss dran glauben, so wird Nancy Sinatras "These Boots Are Made For Walkin´" zu "Das Bier Da Ist Zum Trinken", womit ja ein weiteres Klischee in den Mittelpunkt gerückt wird. ALICE COOPER´s "School´s Out" hält sich in "Schule Aus" auch inhaltlich sehr nah an die Vorlage. Ob sie für das Gepfeife in "Die Waldfee" Tantiemen an Ennio Morricone abdrücken müssen, ist nicht bekannt, aber "The Good, The Bad And The Ugly" haben sie schonmal gehört.
Doch auch bei den Eigenkompositionen kann man durchaus überzeugen. Mit "Mittelalter" wagen sie einen Ausflug in Folk Metal-Gefilde, inklusive Gastauftritt von FEUERSCHWANZ. Doch textlich hat das mit den genretypischen Lyrics wenig zu tun, stattdessen besingt man das eigene Lebensalter, das ja aktuell nicht mehr gerade jung und auch noch nicht wirklich alt ist. Gerne huldigen sich die mittelalten Säcke auch selber wie im eingängigen "Dann Hörst Du J.B.O." Ein wenig überfrachtet wirkt "Was Würde Jesus Tun", die riffrockige Attitüde passt nicht optimal zu den eher theatralischen Strophen.

Das ist aber noch zu verschmerzen, denn es gibt auch einige Ausfälle zu vermelden, bei "Sakradi, Mei Sack Is´ Hi´" wird Fremdschämalarm ausgelöst. Das ist noch nicht mal Schlager, das ist stumpfe Volksmusik, hier helfen auch keine verzerrten Gitarren. Dabei haben es J.B.O. schon immer schwer gehabt, nicht ins Schlagermetier abzudriften. Das liegt zum Teil daran, dass man vieles nicht in Metaphern umschreiben kann, um nicht die Pointe zu töten. Und wenn man doch einiges in die Melodie pressen muss, dann geht oft der rockige Schwung verloren. Auf der anderen Seite fehlt es oft auch an dem nötigen Biss, vor allem eben der Gesang könnte ein wenig Aggressivität vertragen.
Und die arg komprimiert klingende Produktion tut ebenso wenig dazu beitragen, dass das Ganze von der Mitgrölkehle nach hinten in die Nackenmuskulatur wandert. Man möge ihnen ihre Liebe zum Metal abnehmen, doch bei ihrem eigenen Vortrag müssten sie ein paar Schippen drauf legen. Erschreckenderweise erwischt man sich nach zwei Hördurchgängen, dass die Stücke zum Ohrwurm mutieren, so viel falsch gemacht scheinen sie nicht zu haben. Auf den Bühnen werden einige der Nummern sich er abgehen, und da freue ich mich schon drauf, wenn ich die mal sehe. Doch wirklich besitzen muss man "Nur Die Besten Werden Alt" nicht wirklich, aber die Fans können bedenkenlos zugreifen. (Pfälzer)

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 19
Spielzeit: 51:33 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 15.08.2014

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