CSNY1974David Crosby, Stephen Stills, Graham Nash und Neil Young - vier Namen wie Donnerhall. Alle zusammen als CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG wohl die bedeutendste Supergroup der Musikgeschichte. Die vier Musiker zeichnen sich seit jeher durch eine unglaubliche Stimmharmonie aus, durch politische Texte und durch verdammt gute Musik. 1969 rockten sie das bedeutendste Musikfestival aller Zeiten (die Rede ist natürlich von Woodstock) und veröffentlichten 1970 mit "Deja Vu" eines der für den Folk Rock musikhistorisch wichtigsten Werke überhaupt. Und fünf Jahre später veranstalteten sie eine Reunion-Tour, die zur Legende werden sollte. Jetzt, vierzig Jahre nach dieser Tournee, wurden vierzig Songs, die bei zehn Konzerten in den USA und in Großbritannien auf dieser Tour aufgenommen wurden, erstmals veröffentlicht und sind unter dem Namen "CSNY 1974" in verschiedenen Box-Sets verfügbar. Der Inhalt bei allen Boxen ist der gleiche, nur die Medien sind unterschiedlich, für dieses Review lag mir die 3CD+DVD Box vor.

Das erste Set dieses Live-Hammers besteht aus elf Songs und beginnt mit einer wahnsinnig starken Version von "Love The One You're With", gefolgt vom großartigen "Wooden Ships" und einem energiegeladenen "Immigration Man". Es ist unglaublich, dass es sich hier um vierzig Jahre alte Aufnahmen handelt. Die Soundqualität ist der absolute Wahnsinn, Graham Nash und Joel Bernstein haben mit der Produktion dieses Materials einen unglaublichen Job gemacht. Die Live-Atmosphäre ist zum Schneiden dick, ohne aufdringlich oder störend zu sein, wie es bei vielen Live-Alben gerne mal der Fall ist. Hier hat man absolut das Gefühl, mittendrin zu sein, ohne dass einem die Zuschauergeräusche die Musik versauen. Fantastisch. Mit "Helpless" ist dann das erste Mal deutlich und klar die charakteristische Stimme von Neil Young zu vernehmen, der sich mit viel Gefühl durch diesen Song hangelt. Danach folgen "Carry Me", "Johnny's Garden" und "Traces" und treiben mir ein ums andere Mal Freudentränen in die Augen. "Grave Concern" ist mit seiner unverwechselbaren Melodie ebenso eine wahre Freude wie "On The Beach", bevor das erste Set sehr blueslastig mit "Black Queen" und "Almost Cut My Hair" würdig ausklingt.

Set Nummer Zwei besteht ausschließlich aus Akustikstücken und beginnt mit dem unglaublich schönen "Change Partners", gefolgt von "The Lee Shore" und einer fantastischen Performance von "Only Love Can Break Your Heart". An diesem Punkt denkt man eigentlich als Hörer, dass es nicht mehr besser werden kann. Von wegen! Mit einer Darbietung von "Our House", die alle anderen Versionen dieses Songs weit hinter sich lässt und dem grandiosen "Fieldworker" setzt man noch einen drauf. "Guinevere", "Time After Time", "Prison Song" und "Long May You Run" sind die nächsten Perlen im Set, mit "Goodbye Dick" und "Mellow My Mind" geht es dann zunächst humorvoll und gelassen weiter. Der Rest des Akustik-Sets besteht aus "Old Man", "Word Game", "Myth Of Sisyphus", einer großartigen Coverversion von "Blackbird", "Love Art Blues" und "Hawaiian Sunrise". Der Abschluss bietet dann mit "Teach Your Children" und "Suite: Judy Blue Eyes" wieder zwei absolute Highlights, die ebenso wie das gesamte restliche Material in fantastischer Weise dargeboten werden.

Das abschließende, dritte Set wird dann nochmal rockiger und startet mit dem Titeltrack des Eingangs erwähnten historischen Albums "Deja Vu", gefolgt von "My Angel", "Pre-Road Downs" und "Don't Be Denied". Mit "Revolution Blues" und einer fantastischen Version von "Military Madness" wird dem Publikum nochmal Dampf gemacht, dann folgen "Long Time Gone" und das grandiose "Pushed It Over The End". Mit "Chicago" gibt es dann einen der bekanntesten und beliebtesten Songs des fantastischen Vierers zu hören, bevor auch dieses Set mit "Ohio" würdig ausklingt.

Nach dem Genuss dieser vierzig Songs bleibt mir eigentlich nur noch, weinend zusammen zu brechen und das Universum zu verfluchen, dass ich deutlich zu spät geboren wurde, um eines dieser fantastischen Konzerte live miterlebt zu haben. Aber dank dieser grandiosen restaurierten Aufnahmen kann ich ein gutes Stück der Magie nachvollziehen, die auf dieser Tour alles beherrscht haben muss. Es ist einfach fantastisch, was hier vom Produktionsteam geleistet wurde, um dieses Material für die Nachwelt aufzubereiten. Angesichts der großartigen Soundqualität könnte man meinen, man hätte ein aktuelles Studioalbum im CD-Player, so druckvoll und qualitativ hochwertig kommt das vierzig Jahre alte Material aus den Boxen. Dabei geht zu keinem Zeitpunkt die Magie verloren, die ein Live-Konzert ausmacht und wird hervorragend transportiert.

Die DVD enthält ebenfalls erstmals veröffentlichtes und restauriertes Material und ist mit acht der oben genannten Songs eine sehr schöne Zugabe. Natürlich sieht man zu jeder Zeit, dass das Filmmaterial genauso alt ist wie das Audiomaterial, es ist grobkörnig und hat diesen typischen 70er-Look. Jedoch wurde auch hier ein großer Aufwand bei der Restaurierung betrieben und man kann es sich mit Genuss ansehen und auch anhören.

Um es kurz zusammen zu fassen und auf den Punkt zu bringen: es gibt nur wenige, sehr wenige Live-Alben, die musikhistorisch irgendeine Relevanz haben. BRUCE SPRINGSTEEN "Live 1975-1978" ist eines davon, ebenso das Live-Album zu "Woodstock". Und "CSNY 1974" reiht sich hier nahtlos ein. Das hier ist kein musikalisches Meisterwerk, kein Meilenstein, kein Highlight: es ist ein Monolith, ein Werk von epischen Ausmaßen, das jedem Fan die Freudentränen in die Augen treibt und das jeder, wirklich jeder, der sich auch nur ein ganz kleines bisschen für CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG interessiert, im Regal stehen haben sollte. (Dennis)


Bewertung: 10 / 10

Anzahl der Songs: 40
Spielzeit: CD 1: 60:56 min. / CD 2: 78:07 min. / CD 3: 57:19 min. / DVD: 43:28 min.
Label: Rhino Records/Warner Music Entertainment
Veröffentlichungsdatum: 04.07.2014

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Pfaelzer antwortete auf das Thema: #14186 9 Jahre 7 Monate her
SPRINGSTEEN macht nun auch nicht unbedingt Mainstream, ist dort aber bekannter. Liegt wohl daran, dass er in den Achtzigern Hits am Fließband lieferte.... und NEIL YOUNG... nun, naja..... Musikalisch integer und unverzichtbar sind beide, aber SPRINGSTEEN ist nicht nur in der Rockmusik Gott!

Und verhungern muss da keiner, waren ja alle in den letzte Jahren hierzulande unterwegs und Stills mischt doch derzeit bei jedem Projekt mit.
Denniss Avatar
Dennis antwortete auf das Thema: #14184 9 Jahre 7 Monate her
Korrekt, Young macht immer noch geiles Zeug, aber Springsteen ist meiner Meinung nach schon seit Jahren sowas wie der Gott des Rock, da kommt einfach keiner mehr ran. Und Mainstream ja, aber trotzdem mit Hirn. Der Mann is schon was besonderes.

Nuja, aber wie gesagt: CSNY 1974 reiht sich nahtlos in die großen Werke ein, sollte einfach jeder besitzen, der sich auch nur ein Fünkchen für Rock aus den 70ern interessiert. Ich würd's CSNY gönnen, dass sich das Teil ordentlich verkauft, aber da mach ich mir ehrlich gesagt keine Sorgen. Der Name ist schon so groß, da passiert das von alleine. Verhungern müssen die jedenfalls sicher alle nicht :)
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Pfaelzer antwortete auf das Thema: #14178 9 Jahre 7 Monate her
Naja, NEIL YOUNG lässt sich aber auch nicht lumpen! Klar, im Maistream ist der "Boss" immer noch ganz weit vorne, was dazu führen könnte, dass "Live 1975-85" "Frampton Comes Alive" den Rang als meistverkauftes Livealbum aller Zeiten abläuft.
Denniss Avatar
Dennis antwortete auf das Thema: #14176 9 Jahre 7 Monate her

Pfaelzer schrieb: Leider wird es sich nicht mehr so oft verkaufen wie die von Dir angesprochene BRUCE SPRINGSTEEN-Box.


Da hast Du vermutlich leider recht, aber Springsteen ist ja auch heute noch ungleich präsenter als die 4 Herren.
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Pfaelzer antwortete auf das Thema: #14167 9 Jahre 7 Monate her
Leider wird es sich nicht mehr so oft verkaufen wie die von Dir angesprochene BRUCE SPRINGSTEEN-Box.

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