Incura - Incura

incura incuraEs passiert maximal ein oder zwei Mal im Jahr, dass man über einen Newcomer stolpert, der einen so dermaßen aus den Schuhen haut, dass man es selbst Monate später kaum glauben mag. Nun gut, Newcomer ist im Falle von INCURA vielleicht nicht ganz richtig, denn dieses kanadische Quintett existiert bereits seit über 10 Jahren, hat seit dieser Zeit aber außer ein paar EPs noch nichts auf die Reihe bekommen, so dass „Incura", das in Europa über Inside Out vertrieben wird, quasi das Debütalbum darstellt.

Versucht man INCURA stilistisch einzuordnen, dann ist das hier weder Progressive Rock noch Progressive Metal, was uns INCURA musikalisch anbieten ist alles, und genau deshalb passt die Band auch hervorragend zu diesem qualitätsbewussten deutschen Label.

INCURA sind so außergewöhnlich, dass mir keine andere Band als Hauptreferenz einfallen will, die Kanadier bedienen sich bei 50 Jahren Musikgeschichte und erschaffen daraus etwas Individuelles, was man hoch anrechnen muss. Die ganze Atmosphäre, dieser Wahnsinn in der Musik, erinnert zuweilen an SAVATAGE, PAIN OF SALVATION, MUSE oder SYSTEM OF A DOWN, musikalisch sind INCURA allerdings eher im Alternative Rock/Metal verwurzelt, nicht unbedingt im traditionellen Heavy Metal; ich würde es „Drama Metal" nennen wollen.

Es wird sicherlich niemand mit mir diskutieren, dass INCURA hauptsächlich von ihrem extrovertierten Sänger Kyle Gruninger leben, der Genie und Wahnsinn in einer Person vereint und sowohl in eine Rock-/Metalband passt, wegen seinen Emotionen und dieser unbeschreiblichen Theatralik in seinen Vocals aber auch bei diversen Musicalprojekten als Protagonist vorstellbar wäre, die stehenden Ovationen hätte er sicher.

Nun gut, jetzt kann man sagen, Bands mit herausragenden Sängern gibt es viele, im Falle von INCURA ist es aber so, dass darüber hinaus jeder einzelne Musiker Akzente setzen kann und wie es die Bands schafft Songs zu schreiben, die einen nachdenklich machen und tief im Innern berühren und bei denen man trotzdem in ekstatische Zustände versetzt wird, ist mir ein Rätsel. Wo sind die Wissenschaftler, die dieses Mysterium lösen können?

Auf dem selbstbetitelten Debütalbum von INCURA hat so ziemlich alles Hand und Fuß, jeder der zehn Songs hat irgendetwas Besonderes. Mal sind es diese überdrehten an QUEEN und MUSE erinnernden theatralischen Passagen, mal sind es diese heftigen, nahezu brutalen Riffs, die jeder Metalcore/Modern Metal Band Glücksgefühle beim Komponieren bescheren würden, zumeist sind es aber diese genialen Hooklines, die sich in den Ohrmuscheln festsetzen wie dieses ekelhafte Schmalz...

Die Paradebeispiele hierfür sind „I'm Here Waiting", „Turning Blue" und „The Greatest Con", der ganze Wahnsinn von INCURA kumuliert sich dann beim vielschichtigen „I'd Give Everything", das mich – keine Ahnung warum – an manchen Stellen an MICHAEL JACKSON erinnert und der ganze aufgestaute Frust entlädt sich schlussendlich beim unfassbar intensiven „Sweat Runs Cold", nach dessen Genuss einem wirklich der Schweiß eiskalt den Rücken runter läuft.

Im Umkehrschluss ist genau das der einzige kleine Kritikpunkt, den man nach mehrmonatiger Dauerbeschallung finden kann, die Songs tendieren alle in dieselbe Richtung und bauen darauf auf, dass sie mal früher mal später in unbeschreiblich mitreißenden Refrains explodieren.

„Incura" verdient sich schlussendlich nicht die Höchstnote, weil Alben wie „Streets" (SAVATAGE) oder „Images & Words" (DREAM THEATER) eben noch einen Tick besser sind, man ist aber ganz nahe dran und bereits jetzt der heißeste Anwärter auf das Album des Jahres. Man kann „Incura" leise hören, man kann es laut hören, aber egal wie, man sollte es tun. (Maik)


Bewertung: 9,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 43:45 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 21.02.2014

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