Witchfynde - The Lost Tapes

witchfynde thelosttapesSie gehören zu den bekannteren Bands der NWOBHM, die sich aber dennoch nicht langfristig durchsetzen konnten. Dabei hatten WITCHFYNDE im Gegensatz zu anderen Kultbands wie ANGEL WITCH oder PRAYING MANTIS genug Alben am Start, um auf sich aufmerksam zu machen. Mit vier Scheiben veröffentlichte man in der Hochphase dieser Welle von 1980 bis 1984 lediglich ein Album weniger als die Szeneführer IRON MAIDEN. Danach fiel die Truppe schnell auseinander und benötigte fast 20 Jahre, um mit der Neueinspielungsscheibe "The Witching Hour" zurück zu kommen. Heute sind die Briten sporadisch auf ein paar Festivals unterwegs und veröffentlichten 2008 mit "Play It To Death" einen weiteren Longplayer. Immer wieder tauchten auch Aufnahmen aus den Siebzigern auf, die nun unter "The Lost Tapes" veröffentlicht worden.

Diese Sessions präsentieren die spätere NWOBHM-Kultband musikalisch noch ein wenig anders, eher auf der Suche nach ihrem Stil. Vergleiche mit SAXON auf ihrem 1979er Debüt sind von der Herangehensweise durchaus gerechtfertigt, auch wenn "The Lost Tapes" eindeutig dichter ausfallen. Was vor allem bei weitem nicht so ausgeprägt ist, ist der Biss, den ebenjene Metal-Ära auszeichnete. Schreiende Leads wie in "Ready To Roll" sucht man ebenso vergeblich wie die treibenden Riffs des Klassikers "Leaving Nadir" oder die Aggressivität der Titeltracks der ersten beiden Scheiben. Das ist kein Wunder, war hier auch der Punk ein maßgeblicher Einfluss, der erst nach den Aufnahmen von 1975 und - 77 seine Spuren hinterlassen sollte.

Vielmehr frönen die Briten hier dem erdigen Classic Rock, Querverweise zu den Gründervätern des harten Rock, allen voran BLACK SABBATH sind nicht von der Hand zu weisen. Aber eben nicht unbedingt von deren harten Riffing her, sondern von ihrer damaligen Arrangierkunst. Der Jazz, der vom Punk und der New Wave aus der Rockmusik gefegt wurde, war hier vor allem noch im Schlagzeugspiel präsent, vieles erinnert an die gebremsten Momente von Iommi & Co..
WITCHFYNDE lassen es recht lässig angehen und präsentieren eher zahmen Rock, der aber phasenweise schon recht ausgefeilt war. Psychedelische Nuancen und eine Nähe zu den DOORS finden sich immer wieder, speziell in "Valkyrian Ryde" oder auch in den Anklängen an die damals sehr populären WISHBONE ASH. Deren Spiel mit den Gitarrenleads, wenn auch nur mit der einen von Sechssaiter Montalo prägt den frühen Stil des Quartetts ebenso, was man am besten im abschließenden Longtrack "Tetelastai" nachhören kann.
Auch im Opener finden sich ausgiebige Leadpassagen, die ein wenig Jamcharakter versprühen, auf der anderen Seite aber schon die unheilvolle Atmosphäre, welche die Band später auszeichnen sollte andeutet. Das doch recht Lockere, Offene, das die Kompositionen aufweisen zeigt sich in "Madame Noname´", dessen Rhythmusgitarre einen leicht funkigen Einschlag hat, auch wenn die Nummer angenehm rockt. "Slow Down", ebenfalls mehr als zehn Minuten lang, hat theatralische Züge und wirkt klar von ALICE COOPER inspiriert, und das schleppende "Halfway" watet tief im Blues.

Diese Wiederveröffentlichung ist nun keinesfalls ein Meilenstein, aber für Musikinteressierte sehr interessant. Schon früh zeigten sich Elemente, die auch später wieder zu finden sind, vor allem der präsente Bass. Einige Melodie und Riffs bildeten die Grundlage für Songs der ersten beiden Alben, man kann die Handschrift, für alles was folgen sollte schon heraus hören. Allerdings geht man noch recht ungelenk an das Songwriting heran, manche Parts wirken etwas unausgegoren und plätschern so dahin, vieles kommt nicht so auf den Punkt wie in der NWOBHM. Dennoch kann man schön die Entwicklung vom Hardrock der Seventies zum Metal, wie man ihn heute kennt nachvollziehen. Die Produktion fällt auch etwas trocken aus, für ein Demo aus den Siebzigern ist sie aber völlig in Ordnung. Dennoch ist "The Lost Tapes" nur Fans und Musikfreaks zu empfehlen. (Pfälzer)

Bewertung: 5,5 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 52:30 min
Label: Bad Omen Records
Veröffentlichungstermin: 10.03.2014

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