HydrasDream TheLittleMatchGirlnb-nackenschonerMärchen – sie haben etwas Surreales, etwas Dunkles und Zauberhaftes. Surreal, dunkel und zauberhaft klingt auch das Debut von HYDRAS DREAM, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Filme, Geschichten und Mythen in musikalische Landschaften umzusetzen.

HYDRAS DREAM, das sind ANNA VON HAUSSWOLFF, die letztes Jahr mit „Ceremony“ eine gefeierte und unwiderstehliche Mischung aus Orgel-Drones und Pop vorlegte und dem Komponisten MATTI BYE, der besonders Fans von schwedischen Film-Soundtracks bekannt sein dürfte. Im Januar diesen Jahres wurde BYE mit dem schwedischen Filmpreis („Guldbaggen“) für seine Musik zum Film „Faro“ ausgezeichnet. Beileibe keine Unbekannten also, die hier am Werk sind.

Für ihr Debut haben sich die beiden die Geschichte „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen vorgenommen. Wer das Märchen kennt, der weiß, dass es keine fröhliche Geschichte ist. Kälte, Verlust und Tod sind die beherrschenden Motive. Und doch gibt es auch Wärme in der Geschichte.

Beide Pole verschmelzen in „The Little Match Girl“ zu einem Soundtrack, der die Geschichte vor dem inneren Auge des Hörers entstehen lässt. Und das gelingt den Musikern nahezu perfekt: Man sieht das kleine Mädchen förmlich in der Kälte sitzen, wie es versucht, sich an einem brennenden Streichholz zu wärmen, bis ihm schließlich seine Großmutter erscheint und es über die Schwelle des Todes begleitet.

Die surrealistische Qualität der Geschichte wird formidabel umgesetzt, insbesondere durch Annas verträumten, unverständlichen Gesang, der keine Worte benötigt, um Emotionen zu transportieren.

Die Atmosphäre ist durchgehend dicht und sehr greifbar. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Musik weitestgehend improvisiert ist. Das Album wurde in nur drei Tagen im Studio von MATTI BYE aufgenommen. In der Tat ist Improvisation ein Grundbestandteil des Konzepts hinter HYDRAS DREAM: Die Musiker wollen nur das spielen, was sich aus dem Moment ergibt und mit dem jeweiligen Thema in Verbindung zu stehen scheint.

Die Musik auf „The Little Match Girl“ ist, obgleich improvisiert, keinesfalls kompliziert, schräg, oder schwer zugänglich. VON HAUSSWOLFF hat an verschiedenen Stellen ihre Vorliebe für Horrorfilme und Filmmusik beschrieben und betont, dass es ein Traum von ihr sei, eines Tages Filmmusik zu komponieren. Und wie Filmmusik klingt „The Little Match Girl“ auch. Wer also Filmsoundtracks mag und genießen kann, der wird auch an dieser Platte seine Freude haben.

Ich habe zugegebenermaßen bei der Bewertung, die unter dieser Rezension steht, etwas gezögert. Eine so hohe Bewertung vergibt man nicht leichtfertig. Letztendlich möchte ich die 9 aber trotzdem zücken und zwar aus drei Gründen:

Erstens, weil mir außer völlig obskuren Platten wie zum Beispiel „Halloween“ von den 70er-Jahre Proggern PULSAR keine wirklich passenden musikalischen Vergleiche einfallen. Das kommt eher selten vor und belegt eine Eigenständigkeit und Originalität, die einfach belohnt gehört.

Zweitens, weil es HYDRAS DREAM gelingt, improvisierte Musik zu erschaffen, die eine Klasse hat, welche andere Musiker nicht einmal erreichen, wenn sie alles in aller Ruhe durchkomponieren können.

Drittens, wegen der schon erwähnten unglaublich dichten und greifbaren Atmosphäre, die den Hörer förmlich in die Welt des Albums hineinsaugt und sehr klare Bilder in seinem Kopf entstehen lässt – einen innerer Film.

HYDRAS DREAM haben mit „The Little Match Girl“ einen Filmsoundtrack der etwas anderen Art erschaffen: Es ist ein Soundtrack für einen inneren Film, dessen surreale Szenen vor dem inneren Auge des Hörers live entstehen – fast so, als sei man selbst ein Teil der Geschichte. Für aufgeschlossene Hörer eine ganz klare Empfehlung.

„The Little Match Girl“ erscheint als CD im Digi-Pak und als limitierte 12“-LP, wahlweise auf schwarzem oder klarem Vinyl. (Jan)

Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 40:10 min
Label: Denovali Records
Veröffentlichungstermin: 28.03.2014

 

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