Grace Will Fall - No Rush

GRACE.WILL.FALL NO RUSHDie spinnen, die Schweden! Auch auf ihrem dritten Vollwerk können GRACE WILL FALL wieder mal beweisen, dass miese Laune und wechselhaft bis überwiegend durchgehend schlechtes Wetter auch seine guten Seiten haben kann und gerade musikalisch die Produktivität ankurbelt. „No Rush" ist auf den ersten Blick auf das Cover natürlich eine Hommage an die Prog-Götter und ihr Erstlingswerk, auf den zweiten Blick erkenne zumindest ich keinerlei musikalische Parallelen, jedoch kann man GRACE WILL FALL eine gewisse Progressivität und Genialität nicht absprechen, wenngleich sie auch nicht an das tippen kann, was 1974 seinen Lauf nahm.

Hektisch geht es bei den Skandinaviern selbstverständlich immer zu, denn für Anderes haben die Jungs diverse Nebenprojekte bzw. andere Betätigungsfelder. Wer die Band schon mal live erleben konnte, wird mir hier sicher zustimmen. Ich hatte das Vergnügen sogar schon zwei Mal und konnte sogar als damaliger Support das Quintett persönlich kennen lernen. Überaus nette und sympathische Burschen, die gerne feiern und trinken und ihrem tristen Dasein gerne mal eine explosionsartige Liveperformance gönnen. Kaum eine Band hat mich live so umgehauen, nicht nur auf Grund ihrer Agilität, sondern auch ihrer mitreißenden und innovativen Bühnenshow, während Melodien und Riffs am Zeitrafferfließband sauber abgearbeitet werden. Ähnlich geht es auch auf „No Rush" zu, also eher eine titelmäßige Verleugnung des zentralen Masterplans von GRACE WILL FALL.
Die Mucke strotzt nur so von Ideen und purer leidenschaftlicher Energie. Hier wird rekordverdächtig und recht hektisch, aber dabei nie unübersichtlich, ein Saitenhieb nach dem anderen verteilt, während einem das Schlagzeug kräftigst den Allerwertesten verdrischt und Herr Blomberg einen stimmlich zusammenfaltet. Hier fließen farbenfroh mehrere Stile ungehindert ineinander und geben einen bunten Bastard Leben, dass man wirklich nur staunen kann. Und wenn mal wirklich ruhigere Töne angeschlagen werden, dann nur, um damit einen erneuten Sturm zu entfachen, frei nach dem Motto „Wir treten nicht zurück, wir nehmen nur Anlauf".
Grenzen setzen kommt für die Combo nicht in Frage, es regiert zwar klar der Punk und pure Rock'n'Roll, aber dieser duldet noch einige Nebenbuhler aus dem Hardcore- und Metal-Lager.
Teilweise werden da Wechsel und Übergänge so geschickt inszeniert, dass man sie gar nicht nachvollziehen kann und dann aber auch dementsprechend heftiger davon umgerissen wird.

Nach 35 Minuten ist man dann doch mal froh, wieder beruhigt aufatmen zu können, aber „No Rush" ist eh kein Album für nebenbei zu hören. Hier werden mit jedem Durchlauf neue und vor allem geniale Elemente hörbar, umgehend aufgebrochen, um dann wieder mit anderen Bestandteilen zu verschmelzen. Und die Hektik, die verbreitet wird, ist im Falle GRACE WILL FALL echt noch sehr angenehm. Was freu' ich mich auf ein Wiedersehen mit den Herren aus Jönköping! (Jochen)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 35:08 min
Label: Midsummer Records
Veröffentlichungstermin: 28.03.2014

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