Metal Inquisitor - Doomsday For The Heretic

Wer in den letzten Jahren Augen und Ohren nicht vollständig vorm deutschen Underground verschlossen gehalten hat, dem werden die Koblenzer METAL INQUSITOR schon mal früher oder später über den Weg gelaufen sein, denn die Mannen aus dem Desaster-Umfeld sind seit geraumer Zeit regelmäßig auf der Mission unterwegs, die Lehre des wahren Heavy Metals zu verbreiten. Inquisitorische Folterinstrumente, wie es der Bandname vermuten liesse, müssen sie allerdings in der Regel kaum anwenden, meist reichen allein die herausragenden Live-Auftritte, nicht selten durch überragende Coverversionen von Genre-Klassikern bereichert, um die Meute zu bekehren. Drei Jahre nach dem Debut-Pamphlet "The Apparition" ist nun die neue Enzyklika namens "Doomsday For The Heretic" erschienen, um die Missionsarbeit auch auf den heimischen Anlagen ihrer Zöglinge fortzusetzen. Wem METAL INQUISITOR wirklich noch nichts sagen, der sei aufgeklärt, dass hier der klassische Heavy Metal der 80er Jahre herrscht. Soundmäßig stehen die Rheinländer klar in der Tradition der NWoBHM, auch bei den Songs können als grobe Richtungsvorgabe Parallelen zu Bands wie Iron Maiden oder Saxon gezogen werden. Das allein ist aber nicht ausreichend, um die Magie dieser Platte zu beschreiben, denn die Inquisitoren beschränken sich nicht darauf, diese eine Facette der Metal-Geschichte zu dokumentieren, vielmehr scheinen sie es sich zur Aufgabe gemacht haben, die komplette Bandbreite des Genres zu würdigen. So könnte man beispielsweise "Thane Of Cowder" als das beste Running Wild-Lied seit Urzeiten bezeichnen, bei "Midnight Rider" höre ich Reminiszenzen an Judas Priest's "Painkiller"-Phase heraus, und das düster-epische "Infamia" erinnert atmosphärisch (musikalisch, nicht stimmlich) an die göttliche – oder teuflische – Frühphase von Mercyful Fate. So ist der Eindruck, dass es sich bei dieser Scheibe irgendwie um ein Tributalbum mit Eigenkompositionen handelt, nicht ganz von der Hand zu weisen. Dass METAL INQUISITOR dabei trotzdem stets eine eigene Identität bewahren, liegt vor allem an Sänger El Rojo, der über ein absolut eigenständiges und unverwechselbares Organ verfügt, und so neben dem authentischen Gitarrenspiel von Hauptsongwriter Blumi als unverkennbares Markenzeichen der Koblenzer dient.

So ist "Doomsday For The Heretic" ein absolut überzeugender Heavy Metal-Leckerbissen geworden, der von Ohrwürmern nur so wimmelt, die sich allerdings oft erst nach mehreren Durchläufen zur vollen Entfaltung entwickeln. Das ist der Hauptunterschied zum Debut "The Apparition", das man eigentlich schon nach dem ersten Durchlauf fast komplett mitgröhlen konnte. Die neuen Songs sind in der Regel deutlich uneingängiger, daher ist das Album ein klarer Grower, das von Mal zu Mal mehr wächst. Als zusätzliche Kaufargumente können zudem die Judas Priest-Coverversion von "Invader" sowie der LEICHT an AC/DC erinnernde Bonustrack "Bad Boys Hardrock Police" dienen. Unterm Strich haben METAL INQUISITOR hier ein Werk abgeliefert, das eigentlich für alle Oldschooler unverzichtbar ist – und für die, die es werden wollen. Einem Besuch auf der Bandhomepage sei daher absolut empfohlen!

(Kai)

Bewertung: 8,5 / 10 Punkte

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 52:34 min
Label: Hellion Records
Veröffentlichungsdatum: bereits erschienen
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