Da haben Nuclear Blast mal wieder voll ins Schwarze getroffen. Mit THE VINTAGE CARAVAN hat das Label eine weitere Retro-Band gefunden, welche mehr als nur die alten Zeiten aufblühen lässt. „Voyage" ist bereits das zweite Album der Truppe, allem Anschein nach wird dieses aber für mächtig Trubel sorgen. Die drei jungen Musiker von THE VINTAGE CARAVAN gründeten die Band 2006 im Alter von nur 12 Jahren! 2011 folgte die Veröffentlichung des selbstbetitelten Debüts. Die Band stammt aus Reykjavik, der Hauptstadt von Island. Genauso besonders wie ihre Herkunft ist auch die Band selbst.
THE VINTAGE CARAVAN bieten allen Fans der aktuellen Retro-Rock-Bewegung mit „Voyage" einen weiteren Leckerbissen. Zwar erfinden die drei Jungs das Rad nicht neu, dennoch ist es eine sehr energetische und abwechslungsreiche Platte geworden. Zumal THE VINTAGE CARAVAN sich deutlich vom Rest der aktuellen Retrobands unterscheiden. Der Opener „Craving" geht ordentlich nach vorne und gräbt sozusagen die Hörkanäle des Zuhörers frei. Dabei ist so mancher Tempowechsel im Song durchaus ein klein wenig progressiv, das Solo von Óskar Logi bietet außerdem eine sehr schöne Melodie. Gegen Ende des Songs gibt es sogar noch ein kleines Spiel zwischen Gesang uns Gitarrensolo, sehr gelungener Opener. Bei „Let Me Be" wird ordentlich das „Wah-Wah" beansprucht, und in den Text könnte man eine Abrechnung mit einer Ex-Freundin hineininterpretieren. Für „Do You Remember" werden zum ersten Mal die Akustikgitarren ausgepackt, eine schöne Ballade mit tollem Text, der gegen Ende sogar noch einen etwas lustigen „lalala" Teil beinhaltet. Wo THE VINTAGE CARAVAN ihre Einflüsse herhaben, wird mir zum ersten Mal bei „Expand Your Mind" richtig bewusst, klassischer 70er Bluesrock.
Nur mit Schlagzeug und Bass startet anschließend der Mid-Tempo-Rocker „M.A.R.S.W.A.T.T.", der besonders durch seinen coolen Rhythmus und das nicht weniger coole Gitarrenriff punkten kann. „Cocaine Sally" beginnt sehr progressiv und entwickelt sich dann zu einem schönen Rocker mit vielen Pausen und Tempowechseln. Hier steckt sehr viel Abwechslung drin, und auf Konzerten wird dieser Song sicher zum Tanzen einladen. Ruhigere Töne werden wieder in „Winterland" angeschlagen, bereits der Anfang erinnert mich leicht an die zweite JUDAS PRIEST-Platte, sehr psychedelisch. Gegen Ende nimmt der Song noch einmal an Fahrt auf und endet schließlich mit einem grandiosen Solo. Kurz vor Schluss geht es mit „Midnight Mediation" noch einmal nach vorne, der Gesang von Óskar Logi gefällt mir hier besonders gut. Der außergewöhnliche Rhythmus des Songs erledigt den Rest und macht den Song somit zu einem meiner Favoriten auf „Voyage". Den Abschluss des Albums macht das knapp zwölfminütige Opus „The Kings Voyage". Ein genialer Abschluss, den man allerdings ein paar Mal hören muss, um ihn ganz zu erfassen!
Am Sound lässt sich absolut nichts bemängeln. Die Gitarren klingen sehr fetzig und die Solos können zum Teil richtig mitgesungen werden. Genau so soll meiner Meinung nach ein Solo klingen, alles andere ist nur schnell und auf Dauer langweilig – siehe SLAYER. Der Gesang von Óskar Logi zeigt sich ebenfalls als sehr variabel. Auch die Rhythmusfraktion muss sich keineswegs verstecken.
Was soll ich sagen? Eigentlich hätte ich gedacht, dass 2014 die Retro-Rock-Bewegung ein wenig abflacht und das Thema vielleicht sogar ganz verschwinden würde. Stattdessen bekomme ich bereits zu Beginn des Jahres mit „Voyage" ein absolut grundsolides Album präsentiert, welches ich so niemals erwartet hätte. Sollte das Interesse an dieser Musik nicht verschwinden, schätze ich mal, dass THE VINTAGE CARAVAN Großes bevorsteht! (Pascal)
Bewertung: 8 / 10
Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 50:36 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungsdatum: 10.01.2014
