bluespills devilmanRetrorock ist momentan das Ding der Stunde, die RIVAL SONS, ORCHID und GRAVEYARD führen das Genre an. Dahinter wird es bisweilen undurchsichtig, weil monatlich etliche neue Bands auf den Markt drängen. Dem Fan fällt es zunehmend schwerer die besten und relevantesten Bands aus der Masse heraus zu filtern. Eine Formation, die in Zukunft größer werden könnte, sind die BLUES PILLS.
Dazu muss die Band aber erst einmal Bestand haben, eine amerikanische Ryhthmusgruppe, ein französischer Gitarrist und eine siebzehnjährige schwedische Sängerin wirken als Verbund auf dem Papier etwas labil. Im Verlauf des Jahres traten sie auf allen wichtigen Festivals in ihrem Metier auf, wie dem Roadburn und dem Desertfest, wo sie überall abgefeiert wurden. Nachdem auch das Demo hohe Wellen schlug, unterschrieben die Vier bei Nuclear Blast und bringen nun mit „Devil Man" eine erste EP auf den Markt.

Während andere Vertreter ihrer Zunft erstmal staubtrockene, knarzige Riffs schweben lassen, bleibt es hier vorenthalten, die Scheibe einzuleiten. A Capella, ohne jegliche Begleitung besingt sie den „Devil Man" und sich dabei die Seele aus dem Leib. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, eine Stimme wie ein Orkan. Kraftvoll, dennoch mit einem unglaublichen Gefühl, für ihr Alter sehr reif und voller Blues und Schmerz. Egal wie es mit der Formation weiter geht, die junge Dame wird als neue Janis Joplin durch gewunken. Zu Recht, denn seit ihrer Zeit hat man so ein Organ nicht mehr vernehmen dürfen.

Wenn dann die Band einsteigt, ist der Bandname Programm, denn Dorrian Sorriaux lässt ein bluesiges Riff nach dem anderen vom Stapel, immer wieder garniert von Sildegitarrenübungen, die auch gerne mal in Richtung ZZ TOP schielen dürfen. Vielleicht benannte sich die Formation ein wenig zu plaktiv, aber mal ehrlich, hat ja bei METALLICA auch keinen gestört. Im Reigen der musikalischen Selbstverwirklichung wollen die beiden Amerikaner auch nicht nachstehen, so daß vor allem Cory Berry ein Drumfill nach dem anderen draufpackt, und die Nummer so richtig antreibt. Ebenso tief im Sumpf der Südstaaten findet sich das geradlinige "Time Is Now" wieder.
Weitaus ruhiger geht es beim Rest der Platte zu, "The River" und "Dig In" sind sehr spärlich arrangiert, Berry streichelt sein Kit nur. So leben die beiden Titel noch mehr von der herausragenden Stimme Larssons und der gefühlvollen Gitarrenarbeit des jungen Franzosen. Hier wird der ganz klassische Blues ebenso lebendig wie LED ZEPPELIN in ruhigeren Phasen. Deren Einfluss wird vor allem am Ende deutlich, wenn das Tempo unvermittelt anzieht.

Mir persönlich kommt dieser Bruch ein wenig zu krass, was aber schon an manch anderen Stellen ein wenig das Manko der BLUES PILLS ist. Kompositorisch hat man einfach noch nicht die nötige Reife, manches wirkt ein wenig ungelenk, da wäre vielleicht ein wenig Feinschliff nötig. Das birgt natürlich auch die Gefahr die Truppe zu verwässern, was schade wäre, denn ihr Potential ist riesig. Mit einem ungewöhnlichen Feeling gehen die Vier völlig unverfälscht, teils mit naivem Charme an die Sache heran. Wie gesagt, mir erscheint das alles ein wenig wackelig, doch wenn sie ihren Weg unbeirrt weiter gehen, können sie zu den Stars der Retro-Szene avancieren. Und, ach ja, Diese Stimme! (Pfälzer)

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 4
Spielzeit: 17:02 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 18.10.2013

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Pfaelzers Avatar
Pfaelzer antwortete auf das Thema: #10858 10 Jahre 5 Monate her
WITCHCRAFT kann man auch dazuzählen, obwohl jene schon länger dabei sind.
Maiks Avatar
Maik antwortete auf das Thema: #10853 10 Jahre 5 Monate her
In der Aufzählung am Anfang fehlen auf jeden Fall noch WITCHCRAFT aus Schweden. Der Rest trifft den Nagel auf den Kopf, diese Stimme, einfach bezaubernd und fantastisch und mitreißend und und und...

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