Subsignal - Paraíso

subsignal paraisoGanz ehrlich, die dritte Albumveröffentlichung von SUBSIGNAL zu besprechen, ist eine etwas undankbare Aufgabe. Man hört „Paraíso" ein erstes Mal, ein zweites und ein drittes Mal und es fallen einem tausend gute Gründe dafür ein, warum „Paraíso" schlechter geworden ist als die beiden Zehn-Punkte-Kratzer „Beautiful & Monstrous" (2009, mein persönliches Highlight dieses Jahrgangs) und „Touchstones" (2011). Und dann hört man „Paraíso" in einer Mischung aus Verwunderung, Wehmut und Enttäuschung ein sechstes, siebtes und achtes Mal und man merkt immer mehr, wie man süchtig wird nach diesen erneut großartig komponierten Songs...und man lehnt sich entspannt zurück, genießt und stellt unaufgeregt fest, dass auch „Paraíso" mindestens Champions-League ist.

Es sind vor allem immer und immer wieder diese wunderschönen Melodiebögen von Arno Menses im Titelstück, in der Halbballade „A Long Way Since The Earth Crashed", im Duett mit Marcela Bovio (STREAM OF PASSION) bei „The Blueprint Of A Winter" und diese wunderbaren Pianomelodien von David Bertok in „Swimming Home", die man lieben muss. Oder um KATIE MELUA zu zitieren „the piano keys are black and white, but they sound like a million colours in your mind". Es ist wirklich beeindruckend, wie es SUBSIGNAL erneut schaffen, emotional mitnehmende Musik zu komponieren, bei der man das Gefühl hat, dass sich alle Bandmitglieder in ihr widerspiegeln. Auch dadurch findet sich auf dem dritten SUBSIGNAL Album kein einziger Ausfall.

Dass „Paraíso" eben nicht ganz die Klasse der beiden Vorgänger besitzt, hat zwei Ursachen. SUBSIGNAL opfern ein Stück weit ihren progressiven Ansatz zu Gunsten einer kompakteren musikalischen Ausrichtung, einige der zehn neuen Songs (inklusive Intro) haben eine deutliche 80er AOR Schlagseite und man fühlt sich häufiger an diverse SAGA Sachen sowie an „Signals"/"Hold Your Fire" der kanadischen Götter RUSH erinnert (man höre insbesondere „A New Reliance" mit seinem gewöhnungsbedürftigen Rhythmus). Abgesehen vom experimentellen Abschluss „Swimming Home" gewinnt man schnell den Eindruck, dass SUBSIGNAL nach dem im positiven Sinne sperrigen und überlangen Vorgänger „Touchstones" Ballast über Bord werfen wollten. Die deutsch-niederländische Formation verliert dadurch etwas an Tiefgang, die Songs sind nicht mehr ganz so spannend und variabel arrangiert, dafür ist natürlich das Erfolgspotential deutlich größer geworden.

Ich denke, hier macht sich auch der neue Schlagzeuger Danilo Batdorf bemerkbar, der songdienlicher zu spielen scheint als der zu POWERWOLF abgewanderte Roel van Helden. Das Hauptmanko von „Paraíso" liegt in meinen Augen in der Produktion, die dieses Mal Gitarrist Markus Steffen selber übernommen hat, wenn die Info dazu stimmt. „Paraíso" drückt nicht ganz so druckvoll aus den Boxen (das mag wegen der Hinwendung zum AOR gewünscht sein), dass dieses Mal der erneut meisterliche Gesang von Arno Menses nicht mehr ganz so klar und mitreißend rüber kommt, ist aber wirklich bedauerlich; der Gesamtsound ist etwas schwammig geworden, „Paraíso" wirkt leider in dieser Beziehung „unperfekt".

Hat man sich damit angefreundet, dass sich SUBSIGNAL musikalisch, ich sage neutral, weiterentwickelt haben, dann offenbart sich einem auch mit „Paraíso" ein Album, das am Ende des Jahres ein Platz auf dem Treppchen sicher haben wird. Oder um es an auf den Punkt zu bringen, wer fabelhaft gut gemachte Rockmusik hören will, der kommt an SUBSIGNAL einfach nicht vorbei. (Maik)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 53:08 min
Label: Goldencore Records/Zyx
Veröffentlichungstermin: 27.09.2013

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