freedomcall_agesoflightSie werden entweder geliebt oder gehasst, lassen dem Hörer mit ihrer doch immer nahe am Kitsch vorbei schrammenden Version des Happy Metal kaum eine andere Wahl. Dennoch konnten sie sich gerade in Zeiten des Powermetalbooms eine gute Position unter den deutschen Formationen erspielen. Das lag nicht zuletzt an den sehr eingängigen Songs, die FREEDOM CALL bislang komponiert haben, aber auch an den Live-Qualitäten der Mannen um Chris Bay. Klar, der Fronter entstammt dem Umfeld von J.B.O., weswegen die humoristische Seite nie zu kurz kommen darf, was eben jene angesprochene Polarisierung noch befeuert. Nach 15 Jahren ist es nun Zeit für eine Werkschau, die unter dem Titel "Ages Of Light" in die Läden kommt, und die mit weiteren Späßen aufwartet.

Im Gegensatz zu vielen Best Of-Scheiben fällt diese hier chronologisch geordnet aus, was ich persönlich begrüße, da der Hörer so einen Eindruck über die musikalische Entwicklung bekommen kann. Bei den Franken fällt diese allerdings eher marginal aus, viele Wandlungen machte man nicht mit. Klar waren FREEDOM CALL anfangs etwas mehr im klassischen Metal beheimatet, während sie zuletzt süßlicheren Melodien immer mehr den Vorzug gaben.

Von der Songauswahl bin ich allerdings etwas enttäuscht, da meine Favoritenalben weniger bedacht wurden. Von den wirklich sehr starken beiden ersten Werken gibt es lediglich zwei Nummern, während das schwächere „Eternity" mit dreien bedacht wurde. Hier macht sich allerdings das Fehlen der Überhymne „Ages Of Power" negativ bemerkbar, „Metal Invasion" kommt in der Version von „Live Invasion".
Aus dem „Circle Of Life"-Album hat es mit „Hunting High And Low"nur ein Titel auf „Ages Of Light" geschafft, dafür sind vom eher belanglosen „Dimensions" derer drei vertreten. Das wäre mir anders herum lieber gewesen, ist aber letztendlich Geschmackssache. Ich bevorzuge die etwas härteren, düsteren Scheiben, wie „Legend Of The Shadowking", aus dem ebenfalls drei Songs drauf gepackt wurden, „A Perfect Day" davon auch in einer Live-Version. Warum allerdings vom aktuellen, dazu eher schwachen „Land Of The Crimson Dawn" gleich vier ausgewählt wurden, muss ich nicht verstehen.

Neben der regulären Best Of gibt es noch eine „Masqueraded" betitelte Zusatz-CD, die witzige Alternativversionen einiger Songs bereithält. Verfechter des klassischen Stahls dürfen sich spätestens hier ausklinken, denn satte Riffs gibt es hier nicht zu vernehmen, eher der Spaß am Ausleben verrückter Einfälle. Hier finden sich weitere zwei Songs der aktuellen Langrille, die auf dem ersten Silberling nicht auftauchen, während die anderen Tracks alle schon zuvor zu hören waren.
Den Auftakt macht „Rockin´Radio" in einer sogenannten „Killerbilly Version" mit Honky-Tonk-Piano. Geigen gibt es bei der beschwingten „Folk Metal Version" von „Metal Invasion" zu hören, die allerdings kaum etwas mit Bands aus diesem Genre zu tun hat. Bei der „Camp Fire Version" von „Freedom Call" herrscht, wie der Titel schon sagt, mittels Akustischer Lagerfeueratmosphäre. Noch ein wenig gewöhnungsbedürftiger biegt die „Speed Ska Version" von „Hero On Video" ums Eck.

Den Vogel schießt allerdings die Neubearbeitung von „Mr. Evil" mit seinem Off-Beat-Rhythmus ab. Durch die „Oooh-Oh-Oh-Oh"-Chöre klingt die „Melodic Reggae Version" wie von einer dieser grausamen Reggae-Pop-Kapellen wie INNER CIRCLE (das ich so Namen überhaupt kenne), die mir anfangs der unsäglichen Neunziger auf die Nerven gingen. Aber irgendwie funktioniert das auch alles, was zeigt, dass auch Nonsens musikalisches Können voraus setzt. So kann der Fan dem ein paar interessante Aspekte abgewinnen, sofern er ein gewisses Maß an Humor und Offenheit mitbringt, aber da gehe ich mal bei FREEDOM CALL davon aus. (Pfälzer)

Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 24
Spielzeit: 103:31 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 26.04.2013

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