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BRUCE TURGON - Outside Looking In Dem auf dem Pressefoto ein wenig schüchtern lächelnden Herrn mittleren Alters kann man auf den ersten Blick nicht ansehen, was für Musik sich auf dem vorliegenden Album „Outside Looking In“ verbirgt – wenn man sich daran erinnert, dass Bruce Turgon seinerzeit bei FOREIGNER den Bass bedient hat, hilft das leider auch noch nicht so recht weiter – schließlich liefert Turgon hier ein Solo-Werk ab, bei dem er bis auf die Drums und die Lead-Guitar wirklich alles selber macht – Alle Songs stammen aus seiner Feder und sogar produziert hat er sein Werk selbst. Da auch FOREIGNER-Sänger Lou Gramm mitwirkt (u. a. als Background-Sänger) liegt die Vermutung schließlich nahe, es ginge hier sehr FOREIGNER-lastig zu – aber weit gefehlt: Die Scheibe hat es in sich! Bruce Turgon lässt hier gegen Ende des Jahres ein wahres Meisterwerk auf die Welt los – von Anfang an bis zur letzten Note rockt der Mann ein Dutzend Songs durch, die Ihresgleichen suchen. Ganz verleugnen kann der Herr seine musikalischen Wurzeln natürlich nicht – aber warum sollte er auch? Die Songs sind zwar nicht keyboardlastig, aber das Tasteninstrument ist durchaus hörbar präsent und erfreulicherweise durchweg so gekonnt eingebunden, dass der latente 80er-Jahre Melodic Rock äußert zeitgemäß rüberkommt.
Eine echte Ballade sucht man zudem vergebens – auch wenn beispielsweise „Any Other Time“ oder „These Tears Must Fall“ zu Beginn recht gemäßigt eindümpeln, so dreht Turgon im weiteren Verlauf ordentlich auf – ohnehin haben die Tracks allesamt dermaßen Drive, dass das Album permanent dazu verleitet, den Lautstärkeregler immer noch ein wenig weiter zu drehen, weil man bei dem Sound einfach nicht ruhig bleiben kann – so durchdringend sind die Arrangements.
Allen voran der Titeltrack „Outside Looking In“ – oder das majestätisch eingeläutete „Walk Thru Fire“, das sich immer weiter aufbaut und schließlich on ähnlichen Dimension rockt, wie „Faith“ oder das flott und straight rockende „Pleasure Dome“ – und über allem die optimal zu diesem Sound passende leicht angerauhte Stimme von Mr Turgon – ich mag ja Lou Gramm nichts absprechen – aber wenn Bruce Turgon mit dieser Power bei FOREIGNER gesungen hätte… nun ja. Spekulation. Fakt ist jedenfalls, dass er er mit seinem Solo-Debut einen echten Kracher gelandet hat. „Weapons Of Love“ ist zwar im Vergleich zu dem restlichen Material zeitweise etwas synthetisch ausgefallen, geht aber dennoch völlig in Ordnung.
„On A Wing And A Prayer“ und „Heart So Strong” sind wieder den Hauch gemäßigter, bevor „The Last Time” wieder ordentlich auf die Tube drückt und sich das Album mit dem episch/majestätischen „Where Do We Go From Here“ würdig verabschiedet.

Hochachtung – natürlich zitiert Turgon hier wieder diverse Klischees, bedient sich u. a. bei WHITESNAKE, & Co. – aber das ist in der Stilrichtung „Melodic Rock“ auch gar nicht mehr anders möglich – aber er versteht es, alles so gekonnt zu verweben, dass sich der 80er-Jahre Rock auch 2005 noch so frisch und unverbraucht anhört, als sei er gerade erfunden worden. Auf der ganzen Linie eine Empfehlung und definitiv eines der Highlights der diesjährigen Veröffentlichungen!

Note: 9,5 / 10

Anspieltipps: alles!

VÖ: 07.11.2005

Spielzeit: 50:34 min.
Titel: 12
Label: Frontiers Records

(Naglagor)
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