Long Distance Calling - The Flood Inside

Mehrfach-Wertung der RedaktionLong_Distance_Calling_-_Inside_The_FloodMutig sind sie ohne Zweifel, die Jungs von LONG DISTANCE CALLING! Anstatt sich auf den wohlverdienten Lorbeeren (u.a. Platz 36 der deutschen Album Charts und viele umjubelte Gigs auf den verschiedensten Festivals) auszuruhen, wurde 2012 ein Schnitt gemacht - die Wege der Band und Elektro-Mann Reimut trennten sich in aller Freundschaft.
Dann sickerten die Neuigkeiten nach und nach durch: LONG DISTANCE CALLING werden diese Lücke nicht nur mit einem neuen Keyboarder adäquat füllen, sondern zudem in dieser Person einen "festen" Sänger stellen: Martin "Marsen" Fischer (ehemals FEAR MY THOUGHTS und nun PIGEON TOE) fällt nun die schwierige Aufgabe zuteil, die Erwartungen bzw. die Gewohnheiten der Fans nicht zu enttäuschen. Und wie ich es bereits ausführlich beim Sonder-Event in Aschaffenburg (hier) umschrieben habe: Die Band besitzt nach wie vor ein goldenes Händchen!

Denn LDC funktioniert auch mit Martin´s Gesang vorzüglich! Was sich bei den bisherigen Tracks mit Gast-Sängern stets abzeichnete, ist nun Gewissheit: Die eigentlich mit instrumentalem Konzept gestartete Band hat nicht nur Futter für einen Track mit Gesang; auf "The Flood Inside" tummeln sich gleich vier von acht Nummern, die mit Vocals veredelt sind. Dabei schneidet der Titeltrack in meiner Gunst am besten ab; hier passt einfach alles: Von Melodie über Songaufbau und Dramaturgie ist alles im rechten LDC-Gewand - nur halt eben mit Gesang! Der Videotrack "Tell The End" kommt dagegen ein wenig beschwörerischer und mystischer daher; Tremolo-Gitarren und schiere Keyboard-Effekte verstärken diese Stimmung eindringlich. Stimmlich ist ein Mike Patton-/Ozzy-Vergleich hier ebenso nicht unangebracht. Noch so eine mutige Entscheidung, diesen Track mit einem Video hervorzuheben.
Der letzte "Marsen-Track", "The Man Within", ist der treibendste Gesangstrack auf der Scheibe und gibt die Band von der dezent-aggressiven Seite.  
Neben dem Novum "Fischer" haben es sich LDC nicht nehmen lassen, wie üblich einen bzw. gar gleich zwei Gastauftritte am Mikrofon unterzubekommen. Bei "Welcome Change" teilen sich nämlich Petter Carlsen und Vinnie Cavanagh (ANATHEMA) den Gesang, wobei Letzterer lediglich (leider) nur die Background-Stimme darstellt. Dennoch: Die Tourbekanntschaft mit dem Norweger hat sich spätestens bei diesem Song bezahlt gemacht! So kann man unter das Experiment "LONG DISTANCE CALLING hat jetzt nen festen Sänger" eindeutig nen fetten Haken wischen.

Somit also zum "Kerngeschäft", den instrumentellen Nummern. Auch hier gelingt es der Band die perfekte Balance zwischen althergebrachten Post-Rock-Standards und frischen, forschen Ideen zu bringen. Nehmen wir zum Beispiel den vorab gestreamten Song "Ductus": Beginnt dieser ersteinmal besonnen und ein wenig an KYUSS-erinnernd, wandelt er sich in der Mitte zum Tribal-Inferno, das durch Mark und Bein fährt und zum Veitstanz auffordert. "Nucleus", der Opener, beginnt, wie man sich das bei einer LDC-Scheibe so vorstellt, überrascht dann aber mit einem verspielten Blues-Solo, einem krachenden Breitwandpart und einem ungemein treibenden Bass-Spiel. Ebenso ist bei "Breaker" alles im grünen LDC-Lot, nur die pompösen Streicher-Synthies und Keyboard-Effekte machen die Nummer noch ein gutes Stück erhabener. Mit "Waves" ist dann schliesslich noch ein halluzinogener Abflieger deluxe am Start, der mit allerlei Samples gespickt ist und sich wie eine abendliche Meeresbrandung anfühlt...schöööön!

Ihr seht, das Schreiberling ist mit "Inside The Flood" sehr zufrieden und teilt diese guten bis sehr guten Eindrücke ausnahmsweise sogar mit dem bewertenden Teil der Redaktion. Und solange LONG DISTANCE CALLING diese Qualität, diesen Mut und diesen Überraschungsmoment weiterhin auf ihrer Seite haben, wird meinerseits auch nix unter ´ner "9" rausspringen.
Und jetzt ab auf die Frühjahrs-Tour, mit SOLSTAFIR ist eine ebenbürtige Combo mit an Bord, die euch zusammen mit den Münsterländern das Hirn föhnen wird! (Brix)

Bewertung: 9 / 10


Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 55:23 min
Label: Superball Music
Veröffentlichungstermin: 01.03.2013

Wertung der Redaktion
Maik Anne Katha Jochen Jannick Pascal Seb
8,5
8 9 8
8
9 8,5
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