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TRAMP´s WHITE LION - Rocking The USA In den Achtzigern tauchten WHITE LION im Musikbusiness auf und lieferten fast ein Jahrzehnt vier Meilensteinalben wie „Fight To Survive“ und „Pride“ ab – und verschwanden trotz großer Akzeptanz dann wieder in der Versenkung. Warum? Weil sich die Gründungsmitglieder Vito Bratta und Mike Tramp ein wenig zerstritten hatten. Während Vito seitdem kaum mehr von sich hat hören lassen, hat sich der gebürtige Däne Mike mit FREAKS OF NATURE oder seit 1998 auch solo mehrfach zurückgemeldet – immer recht solide, aber nie wieder mit dem Drive, den die alten WHITE LION-Songs entfachten. Was für ein Glück, dass Tramp nun den alten Bandnamen und damit die alten Songs wieder reaktiviert hat – und nachdem man u. a. auf dem diesjährigen Bang Your Head-Festival als Überraschungsgast auftrat, steht jetzt ein frisches Live-Album auf dem Programm – allerdings mit komplett neuer Besetzung (und damit ohne den genialen Bratta). Auf den 16 Songs der Doppel-CD „Rocking The USA“ rocken sich Tramp & Co. durch ihre vier Studioalben und präsentieren die Songs so frisch und durchzugsstark, wie man es nicht besser hätte erwarten können. Mit dem kleinen Abstrich, dass der gute Tramp selber offenbar nicht mehr der Fitteste zu sein scheint – denn seine stimmliche Leistung lässt bisweilen doch stark zu wünschen übrig, so gelangweilt presst er einige Songs heraus. Musikalisch variieren WHITE LION zwischen angenehmem oberen Midtempobereich – so beispielsweise beim Opener „Lights And Thunder“ oder „Little Fighter“, drehen rifftechnisch (überragend Gitarrist Jamie Law) mit „Hungry“ richtig auf – streuen diverse kraftstrotzende Balladen wie „Lonely Nights“ oder „Broken Heart“ ein und treten nur einmal mit derm ruhigen „Cry For Freedom“ etwas auf die Bremse.

Mike Tramp 2005 Das Songmaterial der zweiten CD kann in sich noch mehr überzeugen – gemäßigt „It´s Over“, alles plattwalzend „Lady Of The Valley“ oder wieder gänsehaut-hervorrufend „When The Children Cry“ – jeder Song für sich ist ein Appell entweder die alten Studioalben hervorzukramen oder sich diese schleunigst zuzulegen – beweisen die Jungs doch, welche Power und was für ein hervorragendes Songwriting in dem Material steckt. Zum Abschluss feuern WHITE LION dann noch den 1989 erstmals von ihnen gecoverten GOLDEN EARRING-Song „Radar Love“ ab – ein 12-minütiger Klassiker, bei dem niemand die Füße wird still halten können.

Endlich!
Endlich bekommt jeder zu spät geborene die Gelegenheit, WHITE LION live zu erleben –zunächst nur aus Konserve, aber vermutlich kommen sie auch wieder auf Tour. Es ist einfach unglaublich, was in den Songs steckt und wie die Jungs – allen voran Jamie Law am Langeisen – das Material runterzocken. Tramp kann sich glücklich schätzen, die Band gefunden zu haben, denn in den Momenten, in denen er schwächelt, reißt der Rest jeden Song aus dem Feuer. Schön wäre es, wenn es Tramp & Co. noch gelänge, heute weitere derart hochkarätige Songs nachzulegen. Apropos nachlegen: Kleiner Kritikpunkt an der „Doppel-CD“ – ließe man „Radar Love“ weg, hätte das Material Platz auf nur einer CD… das nächste Mal wären zwei wenigstens annähernd gefüllte CD´s schon ganz nett.

Note: -- / 10

Anspieltipps: „Lady Of The Valley”, „Radar Love”, „Fight To Survive“

VÖ: 24.10.2005

Spielzeit: 48:17 + 46:34 min.
Titel: 9+7
Label: Frontiers Records

(Naglagor)
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