Auch wenn der Name HELRUNAR tendenziell äußerst nordisch anmutet, kommt dieses Trio aus dem Raum Münster/Osnabrück. Nachdem sie letztes Jahr mit ihrem Demo "Grátr" schon sehr positiv aufgefallen sind, folgt nun mit "Frostnacht" das offizielle Debütalbum. Ein Blick auf den Bandnamen, die Pseudonyme wie Skald Draugir und Songtitel wie "Minis Brunnr" lässt schon vermuten, dass es sich hierbei um heidnischen Black Metal handeln könnte. Stimmt soweit natürlich auch, und bereits nach wenigen Durchläufen muss dieses vorweggenommene Fazit erlaubt sein: es handelt sich hierbei um ein absolut phantastisches Album! Denn anders als viele andere Bands in diesem Segment verzichten HELRUNAR lobenswerterweise darauf, ihre Songs mit überflüssigem Firlefanz wie Keyboards, Billigchören oder sonst was zuzukleistern, sondern schaffen es allein mit dem klassischen Metal-Instrumentarium sowie einigen akustischen Gitarren, eine archaische Atmosphäre zu kreieren, die ihresgleichen sucht. Musikalisch stehen hier sowohl die alte norwegische Black Metal-Schule wie die frühen Satyricon oder Immortal, als auch die deutschen Nagelfar ein wenig Pate, aber darüber hinaus klingen die Norddeutschen absolut eigenständig und originell. Das ist sicherlich auch der sehr guten Produktion zu verdanken, die zwar druckvoll und sauber, aber dennoch authentisch und klirrend kalt klingt. Songs wie "Unten und im Norden", "…Bis die Seele gefriert" oder "Der Trank des Gehängten" bieten zwischen Geknüppel und zähem Low-Tempo alle Facetten des klassischen Black Metals, sind spannungsvoll aufgebaut und jagen einem spätestens bei den häufigen schaurig-frostigen Gitarrenmelodien eine wohlige Gänsehaut über den Rücken. Dazu kommt das extrem kehlige, aber gut akzentuierte Black Metal-Gekeife, der die überwiegend heidnischen, aber nie platten oder peinlichen Texte – die überwiegend in deutsch gehalten sind, manchmal aber auch in norwegisch (oder isländisch?) dargeboten werden – gekonnt ins Gesamtbild integriert, und der an passenden Stellen auch mal in klaren Gesang oder leises Geflüster wechselt. Rein akustische Zwischenstücke wie "Nachtfrost" oder "Neun Nächte" perfektionieren die phantastische Atmosphäre und sorgen dafür, dass dieses Album mehr ist als eine Aneinanderreihung geiler Songs, sondern ein nahezu perfektes Gesamtkunstwerk.

Mit "Frostnacht" ist HELRUNAR also ein ganz großer Wurf gelungen. Selten hat mich in letzter Zeit ein Album in diesem Bereich dermaßen schnell gepackt, höchstens dem genialen "Verisäkeet" von Moonsorrow muss es sich dieses Jahr (knapp) geschlagen geben. Hierzulande gab es solch ein Werk allerdings schon lange nicht mehr, und ich würde "Frostnacht" ohne Übertreibung als das beste deutsche Black Metal-Album seit Nagelfars Debüt "Hünengrab im Herbst" aus dem Jahre 1998 bezeichnen. Freunde dieses Genres müssen eigentlich blind zugreifen, selten ist die Auszeichnung "Pflichtkauf" derart gerechtfertigt wie hier. Ich bin begeistert!

(Kai)

Bewertung: 9,5 / 10 Punkte

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 52:07 min
Label: Lupus Longue / Prophecy Productions
Veröffentlichungsdatum: 24.10.2005
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