Steve Hackett - Genesis Revisited II

stevehackett_genesisrevisitedAuch wenn er auf mehr als 30 Jahre Solokarriere zurück blicken kann, so wird STEVE HACKETT doch ewig mit seiner Zeit bei GENESIS in den Siebzigern in Verbindung gebracht werden. Hier avancierte er zu einem der einflussreichsten Gitarristen seiner Zeit, und zu der Zeit wollte das was heißen. In der Folge hat er seine musikalischen Grenzen, ob Jazz, ob Klassik bis zum Extrem ausgelotet, ist aber immer wieder zum progressiven Rock zurück gekehrt. Und eben zu seiner ganz großen Vergangenheit, erstmals 1996 mit "Genesis Revisited". Davon gibt es jetzt eine Neuauflage, passender weise "Genesis Revisited II" betitelt und die ist etwas opulenter ausgefallen als der erste Teil. Das fängt bei dem Coverartwork an und endet bei zwei CDs voll mit Klassikern, denen sich der Meister widmet.

Doch neben vielen Songs packte er sogar noch mehr Gastmusiker auf die Scheibe, so dass ein wahres Who-Is-Who der Progszene zu hören ist. Angeführt wird die Riege von seinem langjährigen Keyboarder Roger King, der zusammen mit Hackett produzierte. Bassisten wie Nick Beggs und Lee Pomeroy geben sich mit Gary O´Toole die Klinke in die Hand. Und selbst andere Sechssaiter darunter Steve Rothery und Ronie Stolt dürfen ihren Teil beitragen. Es sind jedoch vor allem die Vokalisten, welche den Songs ihren Stempel aufdrücken.
Und da sind große Namen zu finden, allen voran Steven Wilson, der sich "Can-Utility And The Coastliners" annimmt und zu einem der Glanzlichter von "Genesis Revisited II" macht. Selbst eher als Pop-Barden bekannte Gesichter wie der ehemalige New Wav-Star Nik Kershaw können wie in "Lamnia" überzeugen. Gerade die Titel von "Lamb Lies Down On Broadway" entfalten losgelöst von dem schier erdrückenden Konzept eine ganz andere Wirkung. Mit Amanda Lehmann gibt es auch eine weibliche Stimme, die sich sehr gefällig an "Ripples" versucht. Nur Francis Dunnery, der noch in "Dancing With The Moonlit Knight" gute Arbeit abliefert klingt bei seinen Parts in "Supper´s Ready" sehr gezwungen.

In Sachen Songauswahl hat STEVE HACKETT sämtliche Werke bedacht, an denen er mit der Prog-Institution gearbeitet hat, von jedem gibt es mindestens zwei Stücke zu hören. Groß an den Liedern herum gespielt hat er indes weniger, sondern behält die Originalarrangements größtenteils bei. Zwar gibt es hier und da ein paar Änderungen, aber die halten sich im Rahmen.

Bei "Blood On The Rooftops" ist das Akustiksolo zu Beginn länger, am Ende von "Musical Box" wird das Solo drei - statt zweistimmig gespielt und auch der Schluss von "Retrun Of The Giant Hogweed" fällt wuchtiger aus. Das war auch die Zielsetzung des Gitarrenhelden, die Songs orchestraler klingen zu lasen, aber das ist eher eine Sache der Produktion.
Daneben gibt es noch vier Tracks aus der Solokarriere des Mannes, die alle ihren Bezug zu GENESIS haben. Während "Camino Royale" von der Band inspiriert ist, so waren die drei anderen ursprünglich für die Formation angedacht. Vor allem beim großartigen "Shadow Of The Hierophant" ist das zu bedauern.  Die sehr ruhige und verträumte Nummer lebt von der genialen Leadarbeit Hacketts, der hier voll aufblüht und den Hörer umschmeichelt.

Bliebe natürlich die Frage nach Sinn und Unsinn so eines Unterfangens, denn Neueinspielungen haben nur einen bedingten Reiz. Sicherlich bekommt der Hörer die Lieder in deutlich besserer und differenzierter Klangqualität, und somit ein Bild wie sie heute klingen könnten. Doch so gut sich die vielen Musiker auch einfügen, an die Konzentration mit der die Herren Gabriel, Hackett, Banks, Rutherford und Collins zu Werke gingen können sie nicht heran reichen.
Manch einer wird von Geldschneiderei reden, muss aber zwei Dinge dabei beachten. Erstens bringt STEVE HACKETT all die Klassiker immer noch sehr gerne auf die Bühne und an neuen Ideen mangelt es ihm auch nicht. 2009 erschen "Out Of The Tunnel´s Mouth", 2011 "Beyond The Shrouded Horizon" und im Frühjahr SQUACKETT, die lange gaplante Kollaboration mit YES-Basser Chris Squire. So bleibt eine feine Sammlung bahnbrechender Lieder, die auch für Einsteiger lohnt. (Pfälzer)

Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 21
Spielzeit: 144:48 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 19.10.2012

Kategorie: CD-Reviews