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Dem sich im Underground-Black Metal auskennenden Headbanger sollte die ostdeutsche Formation MORRIGAN alles andere als unbekannt sein. Nicht nur, weil mit „Headcult“ nun das bereits vierte Album erscheint, sondern weil die beiden Mitglieder Beliar und Balor in den 1990ern die legendären Mayhemic Truth bildeten, die unter anderem 1994 Immortal und Marduk auf deren „Sons Of Northern Darkness“-Tour begleiteten. Nach dem MT-Split 1997 und dem posthumen Release der einzigen beiden offiziellen Veröffentlichung auf der CD „In Memoriam“, reformierten sich die beiden Musiker im Jahre 2000 neu unter dem Namen MORRIGAN, quasi um ihr eigenes Vermächtnis fortzusetzen. Wurde die letzte Scheibe „Celts“ noch in Eigenproduktion veröffentlicht, sind MORRIGAN mit „Headcult“ nun bei Undercover Records untergekommen. Musikalisch wird allerdings klar der spätestens auf „Celts“ eingeschlagene Weg weitergeführt und verfeinert: nie wurde ein Hehl daraus gemacht, dass die Band sich der Tradition der Metal-Legende Bathory verschrieben hat, und so mischt sie gekonnt die Einflüsse derer Black Metal-Phase, etwa zur Zeit von „Under The Sign Of The Black Mark“, mit dem epischen Viking Metal im Stile von Meilensteinen wie „Hammerheart“ und „Twilight Of The Gods“. So entstand ein unverkennbarer Sound, der so schon zu Zeiten Mayhemic Truths vorherrschte, und mit jedem MORRIGAN-Album immer bombastischer und epischer wurde. So herrscht auch auf „Headcult“ ein meist schleppender, selten schneller hymnischer Black Metal vor, der größtenteils von extremem Black Metal-Gekeife dominiert wird, ab und zu aber auch durch klaren Gesang und bombastische Chöre aufgelockert wird. Besonders geil kommt dieses Rezept bei dem höchst epischen Opener „Crom Cruach“, dem etwas ruhigeren, an Falkenbach erinnernden „Where Rainbows End“ und dem doomig-bombastischen Schlusstrack „Spell Of The Mountain King“ rüber. Dass das einstündige Werk unterm Strich gesehen etwas gleichförmig und ein bißchen langatmig wirkt, ist nur ein kleiner Schönheitsfehler und sollte keinem Fan der Band groß etwas ausmachen.

Für Underground-Fetischisten, die mit den bisherigen Werken von Mayhemic Truth und MORRIGAN bereits vertraut sind, ist „Headcult“ also ein absolutes Pflichtprogramm. Doch auch Metalheads, denen diese Bands bislang unbekannt sind, aber Freunde der beiden erwähnten essentiellen Bathory-Schaffensphasen sind, sollten hier ruhig mal ein Ohr riskieren. Auf jeden Fall ist „Headcult“ ein insgesamt gutes Stück Underground-Black Metal geworden, welches das Erbe der kultigen Mayhemic Truth würdig vertritt.

(Kai)

Bewertung: 7,5 / 10 Punkte

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 61:44 min
Label: Undercover Records
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