Mehrfach-Wertung der RedaktionTheGathering_DisclosureSchon fast 25 Jahre ist es her, als mit THE GATHERING ein regelrechter Quell musikalischer Vielfalt ins Leben gerufen wurde. War es zum Ende der Achtziger noch in erster Linie knallharter Metal, der das Klangbild dieser Band dominierte, verschob sich das Gesamtkonzept immer mehr in Richtung progressiver Töne. Dabei blieb von schleppendem Doom Metal bis hin zum opernhaft gesungenen Goths kaum ein Genre unberührt, was die Diskographie in ihrer Gesamtheit verhältnismäßig sehr dynamisch gestaltet hat.
Ihr nun zehntes Werk „Disclosure“ ist der Nachfolger von „The West Pole“ (2009) und damit das bereits zweite Album, auf dem Silje Wergeland als Sängerin fungiert. Diesmal wurde von der Band eine Hochzeit zwischen organischen und elektronischen Sounds versprochen, womit zurecht alle Hoffnung auf ein knackiges Metal-Album zunichte gemacht wurde.

Tatsächlich hat „Disclosure“ mit Metal wenig bis gar nichts zu tun. Die Komposition aus elektronischen und analogen Elementen wurde auf einer sehr ruhigen Basis aufgebaut und erhebt dabei gar nicht erst den Anspruch den Hörer mit rockender Härte vom Stuhl zu blasen. Von dem her sollte man schon im Vorfeld wissen, das „Disclosure“ kein Album ist, das man sich anhört, wenn man morgens den notwendigen Tritt in den Allerwertesten braucht, um den Tag entsprechend begrüßen zu können.
Ebenso wie auf den letzten paar Alben von THE GATHERING wird (jetzt aber endlich nicht mehr krampfhaft) enormer Wert auf eine ruhige, aber dennoch überwältigende Atmosphäre gelegt. Dies gelingt auf „Disclosure“ durch elektronische Elemente, die einerseits den Minimalismus und die Rohheit frühen Industrials, andererseits die ohrenschmeichelnde Wirkung modernen Synthpops zur Geltung bringen. In Kombination mit einem von Post-Rock-Einflüssen gespickten Gitarrenspiel das stellenweise synergetisch auf Klavier, Violinen und Trompeten trifft, entsteht ein Klangteppich, der den Hörer in richtiger Stimmung nach allen Regeln der Kunst verzaubert. 
 

Was noch nach dem ersten Hören noch wie ein zähe Ansammlung einschläfernder, monotoner Tracks wirkt, stellt sich nach einigen weiteren Hördurchläufen als durchweg subtile Angelegenheit heraus. Unabhängig davon, ob man derartige Musik mag oder nicht, muss man THE GATHERING ein ausgeprägtes Gespür für Harmonie und Facettenreichtum eingestehen. Jeder Track strotzt nur so von gelungenen Übergängen, fesselnden Refrains und einnehmenden Highlights, die man zunächst nicht wahrnimmt. Zudem kommt die umfangreiche Instrumentierung. Nicht selten sind eine Vielzahl melodischer Instrumente zusammen zu hören, von denen sich jedes an einer eigenständigen Richtung orientiert, aber in der Gesamtheit doch dem roten Faden des Hauptmotivs folgt.
Ein auraler Leckerbissen ist der Gesang, der keine Gelegenheit auslässt, den Hörer zu faszinieren, und derweil selbigem in regelmäßigen Abständen eine Gänsehaut beschert.
Ein kleiner Schwachpunkt geht jedoch fast unvermeidbar mit dem verfolgtem Konzept einher. Durch das durchweg langsame Tempo wird es einfach schwer, sich dieses Album an einem Stück in ganzer Länge anzuhören. Auch die moderate Spielzeit von gut fünfzig Minuten ziehen sich gefühlt in die Länge, was zwar gut ist, wenn man die Musik richtig genießt, jedoch zum CD-Wechsel animiert, sobald das nicht der Fall ist. Die Stimmungsabhängigkeit seitens des Hörers ist also auf jeden Fall ein Knackpunkt auf diesem Album.

„Disclosure“ ist für THE GATHERING vergleichbar mit dem abdriftenden Werk „Host“ von PARADISE LOST und wird vermutlich auf ebensoviel Antipathie stoßen. Dennoch sei an dieser Stelle gesagt, das „Host“ ein herausragendes Synthpop Album war und immer noch ist. Wer also bereit ist, sich jenseits der Fesseln seines Genres zu bewegen, wird hier mit einem wunderbarem Album belohnt. Ansonsten dürften Fans des jüngsten Schaffens von ANATHEMA, MAYBESHEWILL oder ähnlichem, dem Post-Rock zuzuordnenden Bands definitiv auf ihre Kosten kommen. (Jannick)

 

Bewertung: 8 / 10


Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 53:42 min
Label: Psychonaut Records
Veröffentlichungstermin: 07.09.2012

Wertung der Redaktion
Anne Brix Maik Mika Pascal Rainer Seb
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