iangillantonyiommi_whocaresIAN GILLAN und TONI IOMMI, da war doch mal was? Richtig, 1983 ersetzte der DEEP PURPLE-Fronter Ronnie James Dio bei BLACK SABBATH, eine Aktion, um die sich bis heute Sagen ranken. Zusammen brachte man es mit "Born Again" nur auf ein eher durchwachsenes Studioalbum, welches die damalige Krise einläutete. Die Wege des Sängers und des Riffhexers kreuzten sich aber immer wieder, so als es 1988 nach dem Erdbeben in Armenien galt zu helfen. Beide waren in das Projekt "Live Aid Armenia" involviert, das ihnen bis heute am Herzen liegt. Besonders der Wiederaufbau der Musikschule in Gyumri, über dessen Fortschritt sich die Musiker öfter vor Ort ein Bild machen. Da aber die Finanzmittel knapp sind, suchte man nach neuen Einnahmequellen. Im letzten Jahr riefen sie das Benefizprojekt WHO CARES ins Leben und nahmen die Single "Out Of My Mind/Holy Water" auf, die sogar in den deutschen Charts notiert wurde. Nun hat man daraus einen Longplayer gebastelt, allerdings nicht mit weiteren Neukompositionen. Vielmehr befinden sich darauf rare Outtakes aus allen Phasen der Karrieren der beiden Herren. Was alles auf die beiden Silberlinge gepackt wurde lest ihr hier.

 

Die beiden Scheiben beginnen jeweils mit einem der beiden Songs der Single. Hier agiert vor allem TONI IOMMI sehr zurückhaltend und atmosphärisch, noch mehr als in der Tony Martin-Phase. Eine gewisse Melancholie macht sich ebenso breit wie orientalische Tupfer. Seine gefühlvollen Leads streut er sehr songorientiert ein, während die schweren Riffs von dezenten Keyboard - und Hammondflächen begleitet werden. Hierzu sei gesagt, dass es sich dabei um eine der letzten Aufnahmen des legendären JON LORD handelt, der vor kurzem seinem Krebsleiden erlegen ist. Neben ihm spielen noch Ex-METALLICA-Basser Jason Newsted sowie IRON MAIDEN-Schlagzeuger Nicko McBrain und HIM-Sechssaiter Mikko Lindström in dieser All-Star-Riege.

Dazu gesellt sich der "Born Again"-Track "Zero The Hero", der hier aufgrund des neuen Masterings etwas besser klingt als das soundtechnisch sehr schwache Original. Leider können auch hier die Drums nicht die benötigte Wirkung entfalten, so dass dem schwer walzenden Stück der Zug fehlt. Ebenfalls aus dem Longplayer stammt "Trashed", hier allerdings in der Neufassung, die IAN GILLAN auf "Gillan´s Inn" mit seiner Begleitband einzockte. Etwas rockiger akzentuiert, leider ohne die mächtigen Riffs des Übervaters.
Aus dem weiteren Fundus von TONI IOMMI gibt es noch zwei bislang unveröffentlichte Lieder aus der "Fused"-Kollaboration mit Glenn Hughes, die als Japan-Boni dienten. "Slip Away" und "Let Me Down Easy" hätten problemlos auf dem Dreher stehen können, dieser tonnenschwere Groove ist ebenso unverkennbar wie das Organ des Mannes, der ebenfalls bei BLACK SABBATH und DEEP PURPLE aktiv war. "Anno Mundi" ist ein offizieller Song aus "Tyr", BLACK SABBATHs Beitrag zum goldenen Herbst 1990, einer sowohl musikalisch wie für mich persönlich aufregenden Zeit. Obwohl die Scheibe zu den meistgehörten meiner Sammlung zählt werde ich bis heute nicht richtig schlau daraus. Als "Headless Cross"-Nachfolger ohnehin auf verlorenem Posten, war die Scheibe zugleich kommerzieller als auch progressiver.

Bei den Stücken aus IAN GILLANs Vergangenheit geht man sogar noch ein gutes Stück weiter zurück, in die Zeit bevor die beiden Protagonisten von WHO CARES mit ihren Stammformationen das Genre aus der Taufe hoben. Mit THE JAVELINES nahm er die Marvin-Gay-Nummer "Can I Get A Witness" auf, während er unter dem Pseudonym GARTH ROCKETT das jam-artige "No Laughing In Heaven" einspielte. Das leidet ebenso unter dem angestaubten Klang wie das weitaus später entstandene, AC/DC-lastige "Easy Come, Easy Go".
Die orientalischen Einflüsse der beiden neuen Lieder nimmt er mit  "Get Away" auf. Mit Mihalis Rakintzis mischt er Bouzuki, griechische Motive und sphärischen Blues zu einem interessanten Kontrastpunkt. Seinen Sessions zu den Soloalben während der DEEP PURPLE-Auszeit zu Beginn der Neunziger entstammen ebenfalls ein paar Stücke wie das mit bluesige "Don´t Hold Me Back".
Abgerundet wird die Compilation von Songs seiner Stammband, die Version von "Smoke On The Water" kennt man bereits von der Neuauflage des "Concerto For Group And Orchestra". "When A Blindman Cries" gibt es als Akustiknummer, der allerdings die Tiefe fehlt, sowie ein Studiojam aus den "Purpendicular"-Sessions. Und aus  "Accidentally On Purpose", das IAN GILLAN mit seinem Kumpel Roger Glover einspielte die Little Richard-Komposition "Can´t Believe You Wanna Leave me".

Alles ein ziemliches Durcheinander an Stilen, Blues, (Hard-)Rock, Jazz, Rock´n´Roll, Sixties-Pop, dem ein wenig die klare Linie fehlt. IAN GILLAN dürfte das Ausloten von Freiräumen wohl wesentlich besser gefallen. Obwohl einiges davon B-Seiten sind weiß das Material fast durchgängig zu gefallen. Nur wem soll man dieses Paket empfehlen, gründliches Durchhören ist auf alle Fälle angesagt. Beinharte Metaller werden wohl wenig Freude daran haben, am ehesten ist "Who Cares" für Kenner des Classic Rock geeignet. Oder allen, die eine gute Sache unterstützen wollen. (Pfälzer)

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 18
Spielzeit: 95:37 min
Label: EAR Music
Veröffentlichungstermin: 13.07.2012

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