Nevermore - This Godless Endeavor

Mal kurz eine Bemerkung vorneweg: NEVERMORE ist eine Band gewesen, die bislang immer völlig an mir vorbei gelaufen ist, und nichts was ich bislang von ihnen gehört hatte konnte mich dazu bewegen, mich näher mit ihr zu beschäftigen. Bis jetzt. Denn mit ihrem sechsten Studioalbum können mich die fünf Amis urplötzlich absolut begeistern. Was sie jetzt groß anders als auf ihren bisherigen Alben gemacht haben, kann ich nicht sagen, Fakt ist jedoch, dass „This Godless Endeavor“ schon jetzt als eines der besten Metal-Alben des Jahres bezeichnet werden muß, denn was die Herren aus Seattle/Washington hier in einer knappen Stunde Spielzeit abgeliefert haben, dürfte so schnell kaum zu toppen sein. Schon der Opener „Born“ drückt die gesamte Klasse dieses Albums aus: beginnend mit einem unglaublich aggressiven Thrash-Riffing und fast schon deathmetallischem Gesang steigert sich der Song zu einem dramatischen und ergreifenden Refrain, der sich sofort ins Gehirn reinsägt und wohl nicht so schnell wieder rauskommen wird. Dieser Track ist ein absolutes Highlight, und das beste ist, der Rest der Platte fällt um keinen Deut ab. Auch wenn die nachfolgenden Stücke wie „Final Product“, „My Acid Words“ und „Bittersweet Feast“ nicht ganz so schnell wie „Born“ zünden, spätestens nach ein paar Durchläufen macht es auch hier Klick, und auch diese Songs werden wohl nur durch eine ausgemachte Demenz aus dem Kopf gedrängt werden können. Es folgt mit „Sentinent 6“ der nächste unbestrittene Höhepunkt, denn hierbei handelt es sich um eine Halbballade von einer Qualität, die es in der Metalwelt nicht alle Tage zu bewundern gibt. Gerad hier ist es angebracht, einmal die Stimme von Frontman Warrel Dane lobend hervorzuheben, denn er setzt neben seinem klaren Gesang so ziemlich alle Stilelemente ein, welche die Stimmbänder hergeben, vom aggressiven Keifen bis zum klagenden Genöhle und Gejammere – und zum ersten Mal, seit ich NEVERMORE kenne, gehen mir diese Vocals zu keinem Zeitpunkt auf die Nerven. Nach „Sentinent 6“ werden die Songs ein wenig vertrackter und uneingängiger, man mag sagen „progressiver“, was natürlich nichts an ihrer Klasse ändert, und so können auch Kracher wie „Medicated Nation“, „The Psalm Of Lydia“ oder das höchst ergreifende „Sell My Heart For Stones“ spätestens nach einigen Durchgängen restlos überzeugen. Zum Abschluss packen die Nordwestamerikaner dann mit dem neunminütigen Titelsong noch mal alles aus, was sie zu bieten haben und legen damit den dritten Song dieses Albums an den Tag, den man ohne Übertreibung als zeitlosen Klassiker einzuordnen hat – das Album an sich hat diesen Titel schon jetzt ohne Zweifel verdient.

Warum mich „This Godless Endeavor“, im Übrigen auch noch in ein fantastisches Artwork verpackt, nun zu absoluten Jubelarien hinreißen läßt, während mich alle ihre Vorgänger höchstens ein bißchen bis überhaupt nicht hiniterm Ofen hervorlocken können, kann ich absolut nicht sagen und stellt mich vor ein Rätsel – für diese Frechheit gibt es einen beleidigten halben Punkt Abzug. Ansonsten gibt es hier nichts auszusetzen, und NEVERMORE haben hier ein Album erschaffen, das wahrscheinlich in die Liste zeitloser Klassiker und Standardwerke eingehen wird. Wer hier nicht mal wenigstens reinhört, gehört vor ein Metaltribunal gestellt…
(Kai)

Bewertung: 9,5 / 10 Punkte


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 57:10 min
Label: Century Media
Veröffentlichungsdatum: 25.07.2005
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