Jeff Loomis - Plains Of Oblivion

jeffloomis_plainsofoblivionWas aus NEVERMORE wird, steht in den Sternen. Ob sich die einzelnen Fraktionen untereinander je wieder vertragen, genauso. Jim Sheppard dürfte sich noch von seiner OP erholen, Warrel Dane konzentriert sich derzeit auf SANCTUARY – es ist wahrlich verdammt still geworden um die Band aus Seattle. Doch ein Lebenszeichen gibt es: Saitenhexer JEFF LOOMIS hat den Nachfolger zu „Zero Order Phase“ auf Platte gebannt. Frickel-Loomis setzt an zu seinem nächsten 45-Minuten-Solo. Für die einen ein Traum, für die anderen ein Albtraum. Aber das muß es wirklich nicht sein (also den Albtraum meine ich jetzt).

Denn all jenen, denen vor einem reinen Gitarrenalbum graust sei gesagt, daß „Plains Of Oblivion“ im Gegensatz zu seinem Vorgänger kein reines Instrumentalalbum ist, sondern dieses Mal gibt es auch Gesang auf der Scheibe zu hören. Der kommt zum einen von Christine Rhoades, die NEVERMORE-Fans nicht unbekannt sein dürfte, hat sie doch schon zum 1999er-Output „Dreaming Neon Black“ Vocals beigesteuert. Zum anderen konnte JEFF LOOMIS auch den Norweger Ihsahn, bekanntermaßen Frontmann von EMPEROR, für den Job am Mikro gewinnen. Ein zugegebenermaßen ziemlich krasser Gegensatz – aber es funktioniert.

Als weitere Gastmusiker agieren Marty Friedman (u.a. MEGADETH), Tony MacAlpine und NEVERMORE-Live-Kollege Attila Voros. Die Drums wurden von SOILWORK-Tausendsassa Dirk Verbeuren eingespielt, der auch schon auf dem Soloalbum von Warrel Dane zu hören war. Den Bass bedient dagegen der eher unbekannte Shane Lentz. Zunächst allerdings macht Frickel-Loomis seinem Namen alle Ehre und legt mit „Mercurial“, „The Ultimatum“ und „Escape Velocity“ (fabelhafter Titel – und hört man sich den so an, scheint es mit der Flucht nicht wirklich geklappt zu haben) erstmal ein Instrumentalpackage vor. Natürlich erkennt man sofort, wer hier zu Werke geht, sein Spiel bei NEVERMORE war einfach zu markant, so spielt nur einer. So bleibt es natürlich nicht aus, daß diese Stücke (wie alle auf dem Album) immer auch eine NEVERMORE-Schlagseite haben, aber das ist ja genau das, was der geneigte Fan hören will. LOOMIS legt hier so richtig los und zeigt sein atemberaubendes Können. Und auch nach 3 Songs Gefrickel ist es immer noch nicht langweilig.

Nichtsdestotrotz folgt nun mit „Tragedy And Harmony“ der erste Song mit Gesang. Und der hat es wirklich in sich. Der Song irritiert, weil man eigentlich einen Warrel Dane erwartet, statt dessen überrascht Christine Rhoades den Hörer, an was man sich wirklich erstmal gewöhnen muß, denn der Song klingt doch verdammt nach NEVERMORE. Auch ist die Stimme von Frau Rhoades erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig. Aber der Song wächst mit jedem Durchlauf und irgendwann stellt man fest: Scheiße, das hier ist ein verdammt starker Song! Still und heimlich ist „Tragedy And Harmony“ so zu meinem Lieblingssong der Platte geworden.

Aber auch „Surrender“ mit Ihsahn am Gesang ist wirklich gelungen. Dabei dürfte das der Song auf dem Album sein, der am wenigsten nach NEVERMORE klingt. Fast hat man das Gefühl, als würde der Norweger dem Song seinen ganz eigenen Stempel auch instrumental aufdrücken. „Surrender“ klingt herrlich fies, wird andererseits aber auch durch Chöre aufgelockert. Da bildet das folgende, ruhige „Chosen Time“ – wieder mit Christine Rhoades - schon einen starken Kontrast. Aber auch dieser Song gehört zu den besten auf der Platte, auch wenn es ein eher ruhiges Stück ist.

Ruhig geht es auch mit „Rapture“ weiter. Einen Akustiksong hätte man hier jetzt eigentlich nicht erwartet. Trotzdem funktioniert der und wie zu erwarten, ist auch der ziemlich frickelig und endet in einem Outro, das eigentlich besser ans Ende der Scheibe gepaßt hätte. So ist man dann doch etwas verwundert, daß mit „Sibylline Origin“ doch noch ein Song folgt. Der ist zwar auch eher ruhig, aber hier zeigt JEFF LOOMIS noch einmal, was er so alles drauf hat.

Und dann ist man fast ein wenig traurig, daß dieses Album voller Gefrickel schon zu Ende ist. Denn JEFF LOOMIS hat geschafft, was viele andere nicht schaffen: Eine Gitarristen-Solo-Scheibe auch für Nicht-Gitarristen spannend und hörenswert einzuspielen. „Plains Of Oblivion“ kann man ohne Probleme mehrmals hintereinander hören, diese Scheibe wird niemals langweilig. Im Gegenteil – man entdeckt immer wieder neue Aspekte und die Platte wächst mit jedem Hören. Wem NEVERMORE gefällt, dem sollte auch „Plains Of Oblivion“ gefallen. Und wer immer noch nicht genug hat, dem sei gesagt: JEFF LOOMIS will mit diesem Album auch auf Tour gehen. Die Daten für Nordamerika stehen bereits fest, Daten für Europa sollen demnächst folgen. (Anne)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 47:36 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 06.04.2012
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