johnwetton_raisedincaptivityKaum jemand kann auf eine so lange und bewegte Karriere zurück blicken wie John Wetton. Der Brite begann in den späten Sechzigern bei MOGUL THRASH bevor er über FAMILY zu KING CRIMSON stieß. Nach deren Ende tourte er mit ROXY MUSIC und heuerte anschließend bei URIAH HEEP als Bassist an. Nach Byrons Rauswurf durfte er aber nicht den Gesang übernehmen weswegen er den Hardrock-Veteranen den Rücken kehrte. Zusammen mit Eddie Jobson und Allan Holdsworth gründete er daraufhin UK, die trotz guter Kritiken und Erfolgen ebenso nicht von Dauer waren.
Gleiches gilt eigentlich für ASIA, wenngleich jene Formation bis heute untrennbar mit dem Namen JOHN WETTON und dem Welthit "Heat Of The Moment" verbunden ist. Diese Phase sollte seinen Karrierehöhepunkt Karrierehöhepunkt markieren,  in der Folge gelang ihm nicht mehr viel von vielen Gastspielen abgesehen. Erst zu Beginn des letzten Jahrzehnts gab es eine Annäherung zwischen den ehemaligen Mitgliedern, die erstmal zu einigen Alben mit Keyboarder Geoff Downes, 2007 dann endgültig zur Reunion führten. Da Downes und Gitarrist Steve Howe in letzter Zeit mit einem neuen YES-Album beschäftigt waren nutzte der man die Zeit um mit "Raised In Captivity" ein weiteres Solo-Album zu veröffentlichen.

 

Und das beginnt mit „Lost For Words" und dem Titelsong recht rockig, hat aber ungewöhnlich moderne Tendenzen. „Raised In Captivity" weiß aber mit flickernden Keyboardschwaden Akzente zu setzen. Erst mit dem dritten Song „Goodbye Elsinore" bietet der Mann die Kost, welche man von ihm gewohnt ist. Die leicht swingende Pop-Ballade kommt mit akustischen Strophen und keltischen Einflüssen daher.
Die folgenden Titel wecken eher Erinnerungen an kanadische Prog-Giganten. Die spärlichen aber effektiven Akkorde in „The Last Night Of My Life" über dominanten 80er-Synthesizern verleihen einen Hauch von SAGA. Dazu weiß das ruhige Gitarrensolo zu gefallen. Und bei den Harmonien zu Beginn von „We Stay Together" muss man unweigerlich an RUSH denken, doch im Verlauf fällt der Song ab. Die ruhige Strophe und der arg poppige Chorus halten nicht was der Anfang versprach.

 

Noch einmal rockig geht es bei „The Human Condition" zu, das schwerfällig auf einen sphärischen Refrain hintreibt. Danach regieren die ruhigen Töne das Werk, was ja normalerweise nichts Schlechtes ist, denn in dem Metier hat JOHN WETTON schon ein gutes Händchen bewiesen. Doch egal in welcher Gangart, „Raised In Captivity" weiß nicht zu überzeugen. Das jetzt aber an den dezenten Experimenten oder gar am Alter des Herrn festzumachen wäre nicht richtig. Denn erstens darf oder besser soll man das bei einem Solo-Album und seine jüngsten großen Momente sind noch gar nicht lange her.
Da seien nur mal die grandiose letzte ASIA-Scheibe genannt, auf der man mit einem Reigen an Klasse-Songs glänzen konnte. Oder auch seine Beiträge zu „The Old Road", dem Alleingang von Martin Orford. Gerade die unbeschwerte Melodiösität seiner Stimme mit der er das Abschiedswerk des Ex-IQ-Tastenmannes veredelte fehlt mir hier. Dazu bleibt von den Liedern nur wenig hängen, die Hits fehlen durchweg.
So ist es das epische, leicht folkloristische angehauchte Doppel mit „Steffi´s Ring" und dem epischen „The Devil And The Opera House" bei dem er noch am Meisten punkten kann. Gerade hier kommt mit Flöte und Geige eher untypisches Instrumentarium zum Zuge. Aber auch die beiden Lieder wären wohl kaum auf „Omega" gelandet.

Ebenso mau fällt die Produktion aus, was sich natürlich auch negativ auf das Gesamtbild auswirkt. Vor allem die Rhythmusfraktion geht ziemlich unter und bringt die Songs nicht nach vorne. Bestes Beispiel das eigentlich starke Solo im schwülstigen „New Star Rising", bei dem aber die Arrangements sehr zaghaft sind und dessen Wirkung nicht unterstützen.
Zu bieder wirkt das alles, da können auch die vielen Gastmusiker, mit denen JOHN WETTON im Laufe seiner Karriere zusammen gearbeitet hat wie etwas Steve Morse, Mick Box oder Robert Fripp nicht viel ausrichten. Und „Mighty Rivers", das abschließende Duett mit der ehemaligen THE GATHERING-Elfe Anneke van Giersbergen versinkt vollends in der Belanglosigkeit. Da war mehr drin gewesen, keine Ahnung wieso so eine erfahrene Koryphäe sich damit zufrieden gibt. Im Vergleich dazu sind seine Kollegen mit YES mindestens zwei Klassen besser. (Rainer)

Bewertung: 5,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 54:43 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 01.07.2011

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