stevehackett_liverailsVon kaum einer anderen großen Band haben die einzelnen Mitglieder solch große Solo-Erfolge vorzuweisen wie bei GENESIS. Dabei nimmt sich Gitarrist STEVE HACKETT kommerziell bei weitem nicht so viel heraus wie seine Mitstreiter PHIL COLLINS und PETER GABRIEL oder aber auch Mike Rutherford mit den jüngst wieder auferstandenen MIKE & THE MECHANICS. Er war 1978 der Zweite von der klassischen Besetzung, der die Prog-Pioniere verließ und nie komplett ersetzt wurde, was der Titel des folgenden Longplayers "And Then They Were Three" deutlich machte.
Anschließend überzeugte er mit noch klar an seiner alten Truppe geschulten Alben wie "Spectral Mornings", das an "Voyage Of The Acolyte" anknüpfte, welches er noch während seiner Zeit bei GENESIS aufgenommen hatte. Zu Beginn der Achtziger experimentierte er zuerst mit der damals neuen Elektronik, um sich dann zusammen mit Steve Howe (YES, ASIA) unter dem Namen GTR zusammen zu tun. Doch nach nur einem Album war wieder Schluss und STEVE HACKETT, lotete seine musikalischen Grenzen weiter aus und veröffentlichte akustisch gehaltene Werke wie "Momentum" oder von klassischer Musik inspirierte Scheiben wie "A Midsummer´s Daydream".  2008 hatte er nach seiner Scheidung eine schwere Zeit zu durchleben, die er im starken "Out Of The Tunnel´s Mouth" verarbeitete. Auf dieser Tour wurde das nun erschienene Doppel-Album "Live Rails" mitgeschnitten.

Und das aktuelle Album ist auch mehr als präsent auf diesem Live-Dokument, gleich sechs der acht Titel finden sich auf der Tracklist wieder. Dazu gesellen sich noch einige Nummern aus seinen frühen Soloalben, vor allem vom ´79er "Sepctral Mornings". Die 80er und 90er lässt er komplett außen vor, ebenso beschränkt sich STEVE HACKETT auf seine Rock-Sachen. Natürlich dürfen seine alten Arbeitgeber auch nicht im Set fehlen, ohne ein paar Nummern aus seiner erfolgreichsten Zeit lassen ihn seine Anhänger nicht von der Bühne.

Konzerte des Meisters sind auch meist spieltechnische Messen, auch wenn er sich stets in den Dienst der Songs gestellt hat. Dafür warten STEVE HACKETT und seine Band immer wieder mit Überraschungen auf, verändern die Songs gerne mal. Überhaupt gibt sich der Brite immer noch als relevanter Künstler, was man auch an der Klasse von "Out Of The Tunnel´s Mouth" hören kann.

"Emerald And Ash" etwa steigert sich vom sehr ruhigen, sphärischen Song am Ende mit schweren Synthesizern und jazzigen Improvisationen. Im Klassiker "Ace Of Wands" vom Solo-Debüt wechselt er geschickt zwischen folkloristischen Motiven und jazzigen Passagen. Fusion-Abfahrten gibt es in "Slogans" und "Tubehead" zu bewundern, während "Every Day" von feinen Leads geprägt ist.

Die fünf Mitmusiker bilden ihm ein schönes Gerüst über welches er sich austoben kann. STEVE HACKETT hat nichts von seinem wunderbarem Gefühl und seinem warmen Ton eingebüßt. Hin und wieder übernimmt er auch den Gesang, den er sich mit fast allen Muckern teilt. Allerdings muss man da bei jedem der Vokalisten Abstriche machen, die Stärken der Band zeigen sich eher bei den ausufernden Instrumentalpassagen.
Robin Townsend führt gleich ein ganzes Arsenal an Instrumenten mit, um jedem Stück seine eigene Klangfärbung zu geben und Basser Nick Beggs setzt mit dem Chapman Stick bei den frickeligen Passagen Akzente. Drummer Gary O´Toole hat ein feines Jazz-Feeling, lässt nur leider bei "Firth Of Fifth" einige Breaks weg, was dem vielleicht besten Instrumentalpart der Geschichte ein wenig die Wucht nimmt. Dafür wird hier die Flöte durch das Saxophon ersetzt, was interessante Aspekte bringt, gleiches gilt für "Los Endos".

Die Produktion ist sehr transparent ausgefallen und lässt allen Details genügend Raum. Ein wenig mehr Volumen würde zwar nicht schaden, aber das ist bei Live-Aufnahmen nicht immer möglich und bevor zu viel nachgebessert wird, gibt man sich mit dem Ergebnis zufrieden, was man auch sein kann. Vielmehr ist es ja auch wichtig, dass das Publikum gut eingefangen wird, was auf "Live Rails" definitiv der Fall ist. So wird das Doppel-Album für jeden Proggie zum Pflichtprogramm, zeigt sich doch hier einer der einflussreichsten Künstler auf der Höhe der Zeit. (Pfälzer)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 20
Spielzeit: 115:43 min
Label: InsideOut
Veröffentlichungstermin: 26.04.2011

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