Das beschauliche Kanada dürfte den meisten Headbangern metalmäßig vor allem durch musikalische Raffinessen aufgefallen sein: Saitenhexer wie ANNIHILATOR, Knüppel-Extremisten wie KATAKLYSM oder CRYPTOPSY und Progressivitäten wie INTO ETERNITY oder die zahlreichen Devin Townsend-Projekte dürfen dies ausreichend indizieren. Insofern fallen die Newcomer 3 INCHES OF BLOOD da ziemlich aus dem Rahmen, denn die sechs Nordamerikaner bestechen nicht durch besondere musikalische Innovationen, sondern durch eine für dieses Land eher ungewöhnlich hohe Rate an Old-School.

Auf dem Europa-Debüt "Advance And Vanquish" (in ihrer Heimat ist wohl schon ein Album herausgekommen) gibt es 13 mal Heavy Metal auf die Ohren, der seine Wurzeln klar im Europa der 1980er Jahre hat. Ein Vergleich zu Bands wie JUDAS PRIEST oder ACCEPT dürfte den Sound recht zutreffend umschreiben. Dabei schaffen es die Kanadier jedoch, keinesfalls altbacken zu klingen, vielmehr legen sie eine erfrischend große Spielfreude und einen Enthusiasmus dabei zu Tage, dass es eine wahre Freude ist. Was 3 INCHES OF BLOOD jedoch so richtig unverwechselbar machen dürfte, ist der Gesang, den sich nämlich direkt zwei Mikro-Schwinger teilen. Der eine bietet herrlich old-schooligen Eierkneife-Vocals dar, in etwa wie eine Mischung aus Rob Helford und Udo Dirkschneider, während der andere, etwas mehr im Hintergrund stehend, aggressives Death Metal-Gekeife als Kontrastprogramm zum Besten gibt. So eine Kombination im Verbindung zu knackigen klassichen Heavy Metal-Riffs dürfte nicht sonderlich häufig zu finden sein, und bestätigt dann letztlich wohl doch wieder das oben beschriebene Kanada-Klischee. Ob dieses Rezept bei jedem Metalhead auf ungeteilte Begeisterung stößt dürfte bezweifelt werden, für mich passt das aber definitv perfekt zu dieser Musik.

Das einzige Manko, dass man "Advance And Vanquish" anlasten kann ist, dass dieses Album vielleicht schon zehn Minuten oder zwei Songs zu lang ist, denn gegen Ende fängt sich die Chose doch ein wenig an zu ziehen und die Songs ähneln sich mehr und mehr. Wenn zu viel Quantität aber schon der größte Nachteil einer Scheibe ist, ahnt der kundige Headbanger, dass man hier relativ wenig falsch machen kann, und unterm Strich ist 3 INCHES OF BLOOD hier ein Werk gelungen, das ihnen auch in Europa einen guten Einstand bietet. Der geneigte Hörer sollte einfach mal ein Ohr riskieren, z.B. bei Songs wie "Crazy Nights", "Destroy The Orcs" oder dem überragenden "Deadly Sinners". (Kai)

Bewertung: 8,0 / 10



Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 50:34 min
Label: Roadrunner
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