Hartmann - Out In The Cold

Seine frühere Band AT VANCE hat just diese Tage ein neues Album mit einem neuen Sänger veröffentlicht - da braucht Oliver Hartmann nicht zurückstecken und legt mit "Out In The Cold" sein erstes Solowerk vor. Und siehe da - der Mittdreißiger, der nebenbei bereits half, andere Werke von AVANTASIA oder GENIUS zu veredeln, ist nicht nur ein herausragender Sänger, sondern enttarnt sich selbst als passabler Gitarrist - denn sämtliche Gitarrenparts stammen aus seiner Hand.
Dem Presseinfo entnimmt man denn auch, dass er sich bereits mit 10 Jahren dem Sechssaiter widmete und erst zehn Jahre später langsam anfing, sich dem Gesang zuzuwenden.

Auf der Hand liegt, dass sich "Out In The Cold" mit früheren AT VANCE-Alben vergleichen lassen muss - und direkt der erste Song mit dem aussagekräftigen Titel "Alive Again" zeigt, dass zwar durchaus anständig gerockt wird, aber alles eine Portion ruhiger und erdiger abläuft, als bislang von Oliver bekannt - das Material ist eher in Richtung WHITESNAKE oder ältere DEEP PURPLE einzuordnen - einschließlich eines stimmlich durchweg brillierenden Hartmann.
Unterstützt wird Oliver hier übrigens von weiteren illustren Kollegen wie beispielsweise dem PARADOX-Bassisten Armin Donderer oder Drummer Bodo Schopf.
Neben hervorragend eingängigen Melodic-Rock-Nummern wie "Listen To Your Heart" (Refrain mit Ohrwurmcharakter) und "What If I" kann vor allem der Titeltrack "Out In The Cold" - eine ausgesprochene Power-Ballade, die derart druckvoll und eingängig durch die Boxen tönt, dass sie sich nach den vier Minuten Spielzeit im Ohr festgefressen hat - voll überzeugen.
Nicht ganz so positiv fällt der Eindruck der doch deutlich "seichteren" Tracks wie der Ballade "Brazen" oder dem knapp am Schmalztopf vorbeigerutschten "The Journey" aus - auch das stimmlich überragende "The Same Again" kann auf Grund des etwas kraftlosen Soundgerüstes wenig Punkte für sich verbuchen.
Vielleicht noch der knackige Refrain von "Who Do You Think That You Are" - aber dafür plätschert der Rest des Songs zu sehr vor sich hin.
Wäre Olivers Gesangsleistung nicht auch bei den ruhigen Titeln überragend (einzig die hohen Zwischentöne bei "Brazen" dürften nicht jedermanns Geschmack treffen), würde der ein oder andere Song zum Betätigen der "skip"-Taste verleiten...

Oliver Hartmann kann beides - gute Balladen und gute Rocksongs schreiben und performen - und von beiden Seiten sind auf "Out In The Cold" Vertreter zu finden - leider ist der Anteil der ruhigen und sehr ruhigen Songs ein wenig zu groß ausgefallen - wenngleich man der Scheibe zu Gute halten muss, dass sich kein Totalausfall eingeschlichen hat.
Ein wenig mehr Drive sollte HARTMANN zukünftig schon zugeben, damit der frischen Solokarriere nicht bereits alsbald die Puste ausgeht. Schade wär's.

Anspieltipps: "Alive Again", "Out In The Cold", "Listen To Your Heart" (Naglagor)

Bewertung: 6,5 / 10



Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 52:29 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 25.04.2005
Kategorie: CD-Reviews