moonsorrow_varjoinenLange, sehr lange haben sich die Herren aus Finnland Zeit gelassen. Vier Jahre nach ihrem letzten Longplayer "Viides Luku-Hävitetty" und fast drei Jahre nach der EP "Tulimyrsky" kommt nun endlich neues Futter für die Fans von MOONSORROW. Seitdem hat sich viel getan im Paganmetal-Bereich, neue Bands kamen, viele aus teilweise recht exotischen Ländern, damals eher unbekannte wie ELUVEITIE haben sich an die Spitze der Szene gesetzt.
Auch musikalisch ist man von der ursprünglicheren Lehre, welche die Sorvali-Cousins vertreten abgerückt. Instrumenten-Overkill und oft überladene Arrangements sind an der Tagesordnung, Gitarren und Tasten sind bei weitem nicht mehr die einzigen melodieführenden Instrumente, der Folkmetal hat vielfach seine Spuren hinterlassen. Was hat nun eine der musikalisch wertvollsten Formationen dem heute mit "Varjoinen Kuljemme Koulleiden Maassa" entgegen zu setzen, haben MOONSORROW nach so langer Pause noch Relevanz?


Für genügend Relevanz sorgt normalerweise alleine Songwriter Henri "Trollhorn" Sorvali, der seine Fähigkeiten im letzten Jahr auf "Nifelvind", dem aktuellen Output seiner zweiten Band FINNTROLL unter Beweis stellen konnte. Doch deren Rückkehr zum Hymnischen hat wenig mit der Ausrichtung dieser Scheibe zu tun, ebenso wenig stellt sie eine Fortführung des bisherigen Schaffens dar.
Auch schwerlich möglich, denn dann dürfte sich nur ein Lied darauf befinden, war man doch auf der Suche nach immer längeren Stücken. Auf "Varjoinen Kuljemme Koulleiden Maassa" befinden sich nun wieder vier Lieder mit einer Spielzeit zwischen zwölf und sechzehn Minuten. Dazwischen hat der Fünfer jeweils gut eineinhalb-minütige Collagen aus Naturgeräuschen gepackt, ebenfalls nichts Neues bei den Männern aus dem Norden.
Auch die Rückbesinnung auf die Blackmetalwurzeln wie sie auf der EP ebenso wie auf FINNTROLLs "Ur Jordens Djup" stattfand schlägt sich beim neuen Werk nicht nieder. Im Gegenteil, die harten Blast-getriebenen Passagen gehören endgültig der Vergangenheit an, extremer Stoff dient nur noch als Grundlage nicht mehr als Stilzutat.

Aus dem ganzen schält sich eine nicht zu überhörende Schwere heraus, düsterer, brummiger, tiefer ist das sechste Album geworden. Hier geht man in eine ähnliche Richtung wie die Weggefährten von THYRFING auf deren letzten Rundling "Hels Vite". Dadurch gerät auch die aufbrausende Hymnik etwas in den Hintergrund, ebenso das klirrende Element, aber auch die wohlige Wärme. Das beschwert den Zugang zu den Kompositionen noch mehr als es die Länge ohnehin tut, man vermisst streckenweise das Lodernde, das immer so mitgerissen hat.
Doch ganz sind die Stilmerkmale natürlich nicht verschwunden, nach wie vor tauchen wuchtige Chöre an allen Ecken und Enden auf, Ville Sorvalis heiser krächzendes Organ ist ebenfalls unverkennbar. Genauso die flächigen Gitarrenmotive, die sich oft mit Lord Eurens Keyboards zu schönen Harmonien verbinden. Und dann ist es wieder da, das Kopfkino, dann sieht man wieder vor dem geistigen Auge die tosende Landschaft des skandinavischen Winters an sich vorbei ziehen. In den Momenten kann man tief hinein tauchen in die Klanglandschaften, sich einfach darin treiben lassen.

Von modischen Strömungen im paganen Zirkus hat man sich indes nicht beeinflussen lassen, der typische Charakter blieb erhalten. Ein paar nette Ideen wie klassische Metalsoli von Mitja Harvilahti wurden auch gekonnt integriert, man stagniert also nicht, wenn dann auf hohem Niveau. Auf dem neuesten Album arbeiten MOONSORROW nicht mehr so viel mit Dynamik- und großen Motivwechseln, die Songs mäandern mehr durch geringere Tempoabweichungen.
Im Produktionsbereich wirken sie auch etwas straffer arrangiert, nicht mehr so luftig und raumgreifend, die Spannungsbogen werden nicht mehr bis zum Äußersten ausgereizt. Dafür setzen wuchtige Breaks von Marko Tarvonen Akzente, ein Element, welches man auf Scheiben wie "Voimasta Ja Kuniasta" vielfach verwendete, das zuletzt aber kaum zur Geltung kam.

Sicherlich ist "Varjoinen Kuljemme Koulleiden Maassa" nicht das Beste was MOONSORROW unter das Volk gebracht haben. Den letzten zündenden Funken, der Großtaten wie "Verisäkeet" so erstrahlen ließ geht mir hier ab und im Vergleich zur letzten ENSLAVED, die ja ebenfalls noch den klassischen Paganmetal zelebrieren zieht das Teil hier den Kürzeren. Doch man sollte nicht alles an diesen Ausnahmealben messen, denn ein starkes Stück Musik, dass vor allem durch seine Hartnäckigkeit, dem Festhalten an der eigenen Identität glänzt und mit jedem Durchgang wächst ist es allemal. Und in dem Genre immer noch ganz vorne dabei.(Pfälzer)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 61:25 min
Label: Spinefarm
Veröffentlichungstermin: 25.02.2011

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