prayingmantis_metalmorphosisZu Zeiten der NWOBHM war die Selektion bei neuen Bands noch gnadenlos. Während SAXON oder DEF LEPPARD immer noch zu den Großen im Geschäft zählen geriet der Rest fast vollständig in Vergessenheit. Damals war die Labelinfrastruktur lange nicht so ausgeprägt, heute würden geniale Combos wie TYGERS OF PAN TANG oder PRAYING MANTIS sicherlich auch einen guten Deal erhalten.
Letztere waren 1981 mit „Time Tells No Lies" eines der heißesten Eisen im Feuer, doch nach dem Debüt konnte man nicht nachlegen. Erst zehn Jahre später erschien das Zweitwerk, wobei „Predator In Disguise" ebenso wie die nächsten Alben mitten in den Grunge-Boom fielen und kaum Beachtung fanden.

Doch die Gebrüder Neophytou steckten nicht auf, veröffentlichten weiterhin gute Alben, zuletzt 2009 „Sanctuary". Auch im Live-Sektor war man nicht untätig und ist immer mal wieder Gast auf deutschen Festivals. Nun steht das dreißigste Jubiläum des Erstlings an, zu dem Anlass hat man die nicht mehr ganz neue und umstrittene Idee Lieder neu einzuspielen auf „Metalmorphosis" gebannt.

Bei der Scheibe handelt es sich aber nur um ein EP-Format mit fünf Songs, von denen auch nur drei tatsächlich von „Time Tells No Lies" stammen. Die beiden anderen sind ebenfalls aus der prägenden Frühphase der Band. Los geht es mit der melodisch nach vorne laufenden Umweltanklage „Children Of The Earth", welche die da noch in den Kinderschuhen steckende Öko-Welle vorweg nahm. Das Solo am Ende braucht sich nicht hinter dem zu verstecken was ein gewisser Randy Rhoads zu der Zeit raus haute.
In die selbe Richtung geht „Lovers To The Grave", welches noch ruhiger, schon balladesk ausfällt. Auch hier zeigt man im Leadbereich wieder wozu das Gitarrenduo damals fähig war, aber vor allem in Sachen Melodieführung überragte die Band die Konkurrenz. Besonders die sich steigernde Dynamik zum Schluss hin ist großartig. Dass sie auch härter können bewiesen PRAYING MANTIS bei „Panic In The Streets", das wie der Titel schon erahnen lässt von der auslaufenden Punk-Bewegung inspiriert war. Doch auch hier muss nicht auf tolle Melodien verzichtet werden.

Die eine der beiden anderen Nummern ist die Band-Titelhymne, die wohl aus den ersten Gehversuchen stammt. Die Orgel zeugt von deutlichen Einflüssen des Siebziger-Rock, man war noch auf der Suche nach dem eigenen Sound. So wirkt der Song etwas holprig und ungelenk, aber sehr kraftvoll. „Captured City" war erstmals auf dem 1980er Sampler „Meat For Muthas" vertreten, für viele das Sprungbrett zum Plattenvertrag. Dass der Titel auf der von Lars Ulrich zusammen gestellten Compilation „NWOBHM -´79 Revisited" vertreten war sorgte dafür, dass ich mich überhaupt begann mit den Jungs zu beschäftigen.

Doch bei der Nummer liegt auch das Problem dieser Neuaufnahmen, der Name „Metalmorphosis" ist wörtlich zu nehmen, denn die Lieder sind ein wenig härter geraten. Und das steht ihnen, vor allem „Captured City" nicht so gut zu Gesicht. Die da im Original verwendeten cleanen Gitarren machten dessen Charme aus. So dramatisch wie hier fällt es beim Rest nicht ins Gewicht, aber etwas bleibt auf der Strecke. Auch der Gesang von Mike Freeland hat nicht diese Unbeschwertheit, welche das Debüt so stark machte. Obendrein wirkt die Produktion im Verhältnis recht steril, strahlt keine Wärme aus.

Ich war ja noch nie ein Freund von solchen Neuinterpretierungen, denn etwas wirklich Neues kann man den Songs nicht abgewinnen. Ein Original, sei es von so einem Kleinod oder einem der Rockklassiker, das man liebt kann nicht besser gemacht werden, weil es die meisten Hörer genau so haben wollen wie sie es schon immer kannten. Eine richtige Tour mit vielleicht einem alten Weggefährten wäre das bessere Geschenk an die Fans gewesen. (Pfälzer)

Bewertung: - / -

Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 27:46 min
Label: Eigenvertrieb
Veröffentlichungstermin: 28.02.2011

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