Magnum - The Visitation

Mehrfach-Wertung der Redaktionmagnum_thevisitationDa sind sie schon wieder die britischen Gentleman von MAGNUM. Schon wieder? Ja, denn es ist kaum mehr als ein Jahr her als ich Mastermind Tony Clarkin auf der Tour zu ihrem letzten Longplayer „Into The Valley Of The Moonking" in Aschaffenburg getroffen habe. Nun steht mit „The Visitation" ein weiteres Album der Bombastrocker ins Haus. Mittlerweile hat man damit nach dem zwischenzeitlichen Split schon halb so viele Scheiben veröffentlicht wie im ersten großen Abschnitt der Bandgeschichte. Das allein würde eigentlich schon für eine weitere Karriere reichen, doch ihr Name ist auf ewig untrennbar mit Songtiteln wie „Kingdom Of Madness", „How Far Jerusalem" oder "Days Of No Trust" verbunden. Also alles beim Alten zumal auch das Line-Up durch den Abschied(leider) von THUNDER stabil blieb?

Zumindest die Kritik meines Kollegen beim letzten Output scheinen sich MAGNUM zu Herzen genommen haben. Anstatt eines langen Intros erklingen in „Black Skies" etliche Beckenschläge von Harry James bevor sich die Synthesizer langsam reinschieben. Dann krachen die Gitarren recht heftig rein wie man es selten von der Formation gewohnt ist bevor es mit einer getragenen Strophe weiter geht.
Bei den verstärkt eingesetzten Synths macht sich auch eine minimale Veränderung breit. Die Briten arbeiten mehr als bisher mit sphärischen Elementen, lassen Stimmungen anschwellen und abklingen. Dazu kommt, dass die Keys auch ein bisschen verspielter klingen nicht nur atmosphärische Untermalung darstellen. Im wuchtig hämmernden Titelstück schweben im Mittelteil die Moogs, welche so auch von AYREON stammen könnten.
Gerade die Nummer zeigt die leicht veränderte Produktion am besten, weg vom harmonisch warmen Sound, hin zu mehr Wucht, zu trockenerem Klang, der die einzelnen Instrumente klarer betont. Das Schlagzeug wird ebenfalls eine Spur härter angeschlagen als es in der Vergangenheit der Fall war. Zum Glück leidet Bob Catleys beeindruckende Gesangsleistung nicht darunter, sondern hebt sich differenziert heraus.


Mit etwas orchestraleren Elementen vor allem Streicher-Parts wie in „The Last Frontier" scheint man ein wenig von aktuellen Bombast-Acts inspiriert zu sein. Nun ist ja Tony Clarkin ein Mann, der immer das Ohr an neuen Trends hat, so dass das nicht verwundert. Dem passt sich sein Spiel an, denn beispielsweise im an „Mama" erinnernden „Midnight Kings" bringt er neben kantigen Riffs auch ein paar gute Soli an den Start. Dazu versucht er sich in „Freedom Day" an eher sphärischen Sounds, es spricht also viel für die erwähnte dezente Anlehnung an proggigere Gefilde.

Auffallend ist auch, dass sich trotz des deftigeren Klangs das Songwriting ruhiger gestaltet. Auf „The Visitation" findet sich kein einziger durchgehend rockender Titel wie etwa „Just Like A Arrow" oder „All My Bridges" vom letzten Dreher. Klar kann der Fünfer durch die Laut/Leise-Dynamik Spannungsmomente aufbauen, aber der ständige Wechsel von ruhiger Strophe zu aufbrausendem, hymnischen Refrain kann auch zur Masche verkommen. Überraschenderweise ist dann auch der längste Track, das mit vielen Temposteigerungen versehene „Spin Like A Wheel" das eingängigste Lied auf dem Werk.

Nun habe ich aber ein paar Leuten Angst gemacht, ist aber alles halb so schlimm, die oben genannten Attribute kann man noch als übertrieben bezeichnen. MAGNUM verlassen das stilistische Fahrwasser kaum und bieten die gehabte Melodiefülle sowie ihre majestätischen Arrangements zuhauf. Dabei hätte man sich sogar ein wenig mehr Mut gewünscht, weil die vielen kleinen neuen Details sich gut ins Gesamtbild einfügen. Aber die Phase des Experimentierens hat das Duo Clarkin/Catley hinter sich. Die Anbiederung an den amerikanischen Markt mit „Goodnight L.A." fiel ebenso durch wie die Neufindung in den HARD RAIN-Jahren.
Das führte am Ende dazu, dass sie wissen was sie können und was die Fans von ihnen erwarten. So bleibt es unterm Strich bei einer eindeutigen, aber guten Zielgruppenbedienung. An die Klassiker aus den Achtzigern kommt man nicht heran, auch nicht an das 2004er „Brand New Morning". Doch seitdem pendelt man sich auf einem gleich bleibenden, nur leicht darunter angesiedelten Niveau ein. (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 56:27 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 14.01.2011

Wertung der Redaktion
David Bernie Kevin Maik Mika Brix Seb
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Kategorie: CD-Reviews