Kamelot - The Black Halo

Seit gut zehn Jahren bereichern KAMELOT die Musikszene mit ihren Alben - zum Einen besitzen die Musiker ein hervorragendes Gespür für kraftvolle Melodien in Verbindung mit druckvollem Power Metal, zum Anderen ist die Band spätestens seit dem 98er Album "Siege Perilous" zusätzlich mit einem herausragenden Sänger gesegnet. Nachdem das 2001er Release "Karma" durchweg sehr gefällig und eingängig, sowie durchweg extrem melodiös ausgefallen war, wagten Gitarrist Thomas Youngblood und seine Mitstreiter mit dem sechsten Studioalbum "Epica" 2003 gleich zwei Veränderungen: Die erste war, dass "Epica" ein Konzeptalbum über Goethes nicht gerade einfachen "Faust" darstellt, die zweite, dass das Songmaterial deutlich weniger eingängig ausfiel und mehr progressiven Einflüssen unterworfen wurde - und herausgekommen ist ein makelloses Werk mit dem die Band ihr bisheriges Schaffen krönen konnte.
Diesen Weg setzen KAMELOT mit dem nun erscheinenden "The Black Halo" konsequent fort. Das Album stellt erneut eine Konzeptarbeit dar - mit Bezug auf den zweiten, noch erheblich komplexeren und unstrukturierteren Teil von Goethes "Faust" - und auch musikalisch entwickeln sich KAMELOT zu deutlich vielschichtigeren Strukturen - und bleiben dennoch zu jeder Sekunde erkennbar KAMELOT.
Man nehme nur den Opener "March Of Mephisto" - der sich langsam zur mächtig mitreißenden Nummer aufbaut - und jederzeit kann Roy Khan durch seine mal aggressive, mal sanfte Stimme die exakt abgestimmten Emotionen einfließen lassen.
Die Komplexität hat natürlich zur Folge, dass "The Black Halo" nicht so eingängig ins Ohr geht, wie beispielsweise "Karma" - am ehesten kann das mit einem hervorragend angelegten Refrain versehene "Soul Society" hier anknüpfen - alle übrigen Tracks erschließen ihre ganze Kraft mitunter erst beim zweiten oder dritten Durchlauf.
Neben den regulären Titeln finden sich insgesamt drei ca. einminütige Zwischenspiele auf dem Album wieder, die sich als thematische und musikalische Brücke zwischen den Abschnitten verstehen und beispielsweise als "Dei Gratia" zu dem balladesken "Abandoned" überleiten. "Abandoned" ist wieder eine hervorragende Demonstration Khan's gänsehauterzeugender Stimmgewalt gerade in ruhigen Passagen.
Der Titeltrack "The Black Halo" gibt sich betont schnell, aggressiv und leicht düster und geht praktisch nahtlos in "Nothing Ever Dies" über, was noch einmal ein wenig an eingängige "Karma"-Zeiten erinnert.
Knapp neun Minuten nehmen sich KAMELOT, um mit "Memento Mori" den Hörer in ihren Bann zu ziehen - Khan glänzt mit der vielleicht besten Gesangsleistung seines bisherigen Schaffens und zeigt sich genauso vielseitig wie der Track selbst.
Mit dem wieder merklich weniger komplexen und recht flotten "Serenade" findet nach einer knappen Stunde Spielzeit das Album, was sich durchaus "Gesamtkunstwerk" nennen darf, einen absolut würdigen Abschluss.

KAMELOT schaffen das Meisterstück, sich weiter zu entwickeln, aber doch sie selbst zu bleiben - komplexe Strukturen in die Songs einzubauen, so dass sie zwar nicht beim ersten Hören als "eingängig" erscheinen, aber auch nicht "sperrig" geraten, wie es sonst oft der Fall ist. Das garantiert praktisch eine dauerhafte Hörfreude an diesem Album, da man sich sozusagen kaum wird "satthören" können.
Abgesehen von den drei Zwischenspielen die vielleicht noch etwas kürzer als Intro/Outro des jeweils nächsten/vorigen Stücks hätten ausgelegt werden können, hat diese Scheibe absolut keinen Makel - insofern werden praktisch alle elf "richtigen" Tracks zu Anspieltipps - "The Black Halo" muss man sich einfach als Gesamtwerk zu Gemüte führen...

Anspieltipps: alles (Naglagor)

Bewertung: 9,5 / 10



Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 57:21 min
Label: SPV / Steamhammer
Veröffentlichungstermin: 14.03.2005
Kategorie: CD-Reviews