Guter Folk Black Metal steht und fällt ausschließlich mit der Qualität der Musiker. Viele Bands übertreiben es oft mit u.a. überflüssig kitschigen Melodien, und lassen dabei jegliche Art von Atmosphäre hoffnungslos verkommen. Bei anderen wiederum hört man einfach, dass ihre Alben wahre kompositorische Meisterleistungen sind.
Eine solche Band ist die isländisch/deutsche Newcomerband ARSTIDIR LIFSINS, die nun mit „Jötunheima Dolgferd“ ihr Debütalbum veröffentlicht.
Geboten wird reife Musik, die sowohl musikalisch als auch lyrisch von hoher Kompetenz zeugt und die es einem schwer macht, zu glauben, dass diese zehnköpfige(!) Band erst 2008 mit dem Einspielen erster Songs begonnen hat.

Das gut 70 Minuten lange Werk bringt wirklich alles unter, was man von einem sauber durchstrukturiertem Folk Black Metal Release erwarten kann. Von isländischer Folklore über symphonische Choräle, Violinen und zahlreiche akustische Instrumente bist hin zu heftigem, rohem Black Metal ist alles vertreten, was das Herz eines Musikfreundes begehrt.
Geboten wird keineswegs eine ausgelutschte Aneinanderreihung lustiger, folkiger Melodien, sondern eine finstere, dennoch verträumte Kombination von vielen unterschiedlichen Läufen auf den verschiedensten Instrumenten. Diese werden allesamt nicht als Melodienträger, sondern eher als Begleitung eingesetzt. Dadurch bekommt das sonst relativ eintönige Gitarrenspiel etwas Würze verpasst, wodurch die Musik immer perfekt mit dem Wechsel zwischen den klaren, melodischen folklastigen Passagen, und den rohen, schnellen Black Metalparts harmoniert.
Die Sänger und Sängerinnen verstehen es, hohes, verzweifeltes Kreischen mit tiefem klarem männlichem, oder anmutig festem weiblichem Gesang so einzusetzen, dass sich beim Hörer in regelmäßigen Abständen eine Gänsehaut bildet. Dafür sorgen zudem auch noch die zahlreichen Instrumentaltracks und die vielen auflockernden Zwischenspiele, die allesamt wahre Ohrenschmeichler sind.
Ein Schwachpunkt auf diesem Album ist jedoch die zähe Länge, in die sich so manches Lied zieht. Mit Songs, die im Schnitt alle länger sind als 7 Minuten ist es verständlicherweise auch schwierig, die Spannung durchweg aufrechtzuerhalten.

Für ein Debütalbum ist „Jötunheima Dolgferd“ jedoch durchweg gut gelungen. Sowohl Abwechslung als auch Tiefgang gibt es mehr als von den meisten anderen Bands. Ich hoffe inständig, dass ARSTIDIR LIFSINS kein One-Album-Wonder bleiben, und freue mich schon das, was alles noch kommen wird.
Ich empfehle jedem, der etwas mit Folk-Metal anfangen kann, sich etwas mit ARSTIDIR LIFSINS zu befassen. Vor allem Fans von WINTERFYLLETH und Liebhaber der norwegischen Newcomer NATTSOLL würden mit „Jötunheima Dolgferd“ ihrer Sammlung ein neues Highlight hinzufügen. Wer jedoch nichts für Folklore übrig hat, wird sich schwer tun, Gefallen an ARSTIDIR LIFSINS zu finden.  (Jannick)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 70:14
Label: Ván Records
Veröffentlichungstermin: 08.10.2010