Neverland in Ashes - 8:16

NeverlandInAshes_8-16Es gibt wohl keine Band auf dieser Welt, die sich selbst eingestehen würde, lediglich eine von viel zu vielen Kombos zu sein, die sich absolut identisch anhören. Genauso bei NEVERLAND IN ASHES, auf deren Homepage man lesen kann, dass diese Band versucht ist, endlich wieder einmal Musik entstehen zu lassen, die mehr ist als nur die „Kopie einer Kopie einer Kopie“. Ihr Geheimrezept für die Durchsetzung dieses Plans ist Melodic Death Metal, der von diversen Metalcore und Death Metal Bands wie u.a. HEAVEN SHALL BURN und AS I LAY DYING inspiriert ist.
Nun ja, ob das so sinnvoll ist, wenn man neue, innovativere Musik machen möchte, die sich klar vom Rest der Masse abheben soll wird wohl immer Geschmackssache bleiben. Immerhin sind diese Bands genau jene, die eigentlich jeder neueren Band als Inspirationsquelle dienen.
Mit dem Debütalbum, das den kuriosen Namen „8:16“ trägt, geben die Kölner von NEVERLAND IN ASHES ein erstes, überregionales Lebenszeichen von sich.

Das Intro klingt schon mal viel versprechend. Sauschlecht produzierter Techno und eine Stimme, die allen „Moshern“ verkündet, dass das bevorstehende Klangwerk ihnen gewidmet ist. Meiner Ansicht nach ist das eine nette Idee, die auf jeden Fall einen ungewöhnlichen Einstieg in das Album garantiert. Dann beginnt auch gleich das erste Lied, das mich erstmal zu genervtem Stöhnen animierte. Definitionskonformer 08 / 15 Metalcore, der weder besonders gut, noch sonst irgendwie hörenswert ist.
Doch der erste Eindruck täuscht. Anstelle von langweiligem Einheitsbrei erwarten den Hörer äußerst abwechslungsreiche Einfälle, die sich in regelmäßigen Abständen durch das ganze Album ziehen. Unverzerrte, begleitende Gitarreneinlagen, elektromäßige Synthesizerläufe oder einfach nur die Anwendung diverser analoger Klangerzeugen verleihen der Musik eine erfrischende Eigenständigkeit, die eindrucksvoll das darstellt, was die Jungs sich vorgenommen haben.
Auch musikalisch wird einiges geboten. Rhythmus- und Leadgitarre harmonieren stellenweise perfekt miteinander, was besonders bei den komplexen Läufen der Leadgitarre ins Gewicht fällt, die immer von genau passenden Griffen umrahmt werden.
Ebenso ist das Drumming sehr gut gelungen. Statt schnödem Einheitsbrei gibt es alle möglichen Geschwindigkeiten von mittel bis ganz schnell, wodurch ein ideales Fundament für die experimentellen Einlagen erzeugt wird.
Der Sänger ist auch auf jeden Fall sehr gut geeignet für diese Musik, denn dieser versteht es, sowohl zu den tieferen Metalcore-lastigen Tracks, als auch zu den helleren Black Metal-artigen Songs zu „singen“.

Was mich an dem Album jedoch etwas stört ist der fehlende rote Faden. Das bereits erwähnte Intro ist zwar an sich gut gelungen, passt jedoch überhaupt nicht in das Album herein. Ebenso wenig wie die Sprechsamples z.B. einer Kaufhausdurchsage. Auch der „Hidden Track“, der nach einiger Zeit am Ende der CD angespielt wird, ist alles andere als irgendwie passend. Derartige Songs dienen meiner Auffassung nach ohnehin nur zur Spielzeitverlängerung eines Albums, weshalb ich diesen Bonus einfach als schlecht bewerte.

Vielfältig ist „8:16“ auf jeden Fall, denn genremäßig wird fast alles abgedeckt, was sich in der Umgebung des extremen Metals aufhält. Die Kreativität, die NEVERLAND IN ASHES an den Tag legt, sollte als Leitbild für viele andere Bands dienen, die abwechslungsreiche Musik machen wollen.
Für ein Debüt ist dieses Klangwerk überdurchschnittlich gut gelungen, gerade für eine Eigenproduktion, weshalb ich ein großes Lob an die Jungs aussprechen möchte.
Freunde der interessanten Musik, die kleinere Patzer problemlos wegstecken können sollten sich hiermit dringend angesprochen fühlen, sich mit NEVERLAND IN ASHES vertraut zu machen. Es lohnt sich. (Jannick)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:31
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: Mai 2010

Kategorie: CD-Reviews