Kvelertak - Kvelertak

kvelertak-st.jpgNachdem ich bei diesen norwegischen Debütanten erstmal mit einem belanglosen Stückchen Punk-Rock gerechnet habe, überwand ich meinen inneren Schweinehund und hörte mir KVELERTAK einfach mal an. Was ich dann aber gehört habe, ließ mich wieder einmal spüren, wie leicht man sich durch Genrebezeichnungen abschrecken lässt, und was für großartige Musik dadurch oftmals einfach ungehört bleibt. Auf einmal war es mir dann auch mehr als klar, warum sich die Band eine eigene Genrebezeichnung zulegte: Necro’n’Roll.
Rein musikalisch ist ein klarer Punk-Einfluss hörbar, dem durch diverse Rock’n’Roll-Riffstrukturen etwas Pfeffer eingeflößt wird. Doch wirklich interessant ist die Art und Weise, wie KVELERTAK ihrer Musik noch eine ordentliche Prise finsteren, tödlichen Metal verpassen.
Soviel vorweg: KVELERTAK rocken wie die Sau, was ihren enormen Live-Erfolg im heimischen Norwegen erklärt.

Nun gut, es gibt genügend Bands, die eine Mischung aus Punk, Rock’n’Roll und Metal bieten. Aber es gibt wohl keine, die ihre Metalelemente fast ausschließlich auf Black Metal beschränkt. Vor allem der Gesang, der sich kreischend und brüllend durch die Lieder zieht, erinnert mehr an corpsepainttragende, nietenarmbandbedeckte Black Metal Interpreten, als an eine sympathische Rock’n’Roll Gruppe.
Dazu kommen einige doch ziemlich finstere Riffs, die in ein paar wenigen Liedern zu hören sind, die auch die verbissendsten Schwarzmetaller zeitweise aufhören lassen.
Auf Doublebass und Blastbeats wurde jedoch weitestgehend verzichtet, was sich durchweg positiv auf den Groove der Musik auswirkt. Treibende, fesselnde Rhythmen geben der ganzen Musik einen wunderbar lockeren, rockigen Anhauch.
Auch das ungewöhnlich hohe Maß an Abwechslung ist bemerkenswert. Neben netten, kurzen Jimmy Hendrix-artigen Einlagen und Schredderläufen finden auch zahlreiche klare Akustikeinschübe Platz. Unzählige Male münden zunächst unscheinbare, fade Gitarrenriffs früher oder später in sauber durchstrukturierte, spannende Passagen. Diese befinden sich durchweg auch im Einklang mit dem Tieftöner, der zwar kaum Melodie, aber dafür umso mehr Rhythmus in die Musik packt.

Das selbstbetitelte Debüt von KVELERTAK hat eigentlich keine Schwachstellen, denn es fehlt weder an Originalität, noch an Virtuosität oder Produktion. Der Hörer wird auf eine Reise durch die Welt der norwegischen Spezialitäten genommen, die sich überwiegend durch Finsternis, abgestandene Biere und durchzechte Nächte auszeichnen. Nicht viele zeitgenössische Bands verstehen es, den Geist des Rock’n’Rolls so auszugestalten wie KVELERTAK.

Gerade Black Metaller, die mal etwas Lockereres hören wollen, sollten sich mit diesem neuen norwegischen Export anfreunden können, denn KVELERTAK haben es geschafft, Rock’n’Roll mit Black Metal gefällig zu vereinen, ohne dass ein Bestandteil merklich kürzer treten muss. Aber auch Fans von MOTÖRHEAD und ähnlichem werden der Musik etwas abgewinnen können, auch wenn ich mir jetzt schon denken kann, was ihnen nicht passt: der kreischende Gesang. Tja, des einen Freud’ des anderen Leid…
Ich jedenfalls halte dieses Debüt für absolut klasse und hörenswert, und hoffe, dass  KVELERTAK bald nicht mehr nur ein Geheimtipp im Underground sein werden. Ich bin auf jeden Fall mal gespannt, was aus dieser Band noch wird. (Jannick)


Bewertung: 9  / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:42
Label: Indie Recordings
Veröffentlichungstermin: 21.06.2010
 
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