RTZ - Lost And Found

BOSTON sind zurück!
Na gut, so halb zumindest - denn die beiden ehemaligen BOSTON-Recken Brad Delp und Barry Goudreau melden sich mit RTZ und einem neuen Album "Lost And Found" zurück und zeigen, dass sie immer noch den klassischen gitarrenorientierten Rock der 70er im Blut haben. RETURN TO ZERO (was RTZ bedeutet) existiert zwar bereits seit 1989, hat in dieser Zeit aber nur zwei Alben veröffentlicht - mit "Lost And Found" kommt jetzt aber mitnichten neues Material der beiden Ikonen in den Player, sondern es handelt sich hier um Material, was aus bislang unveröffentlichten Tracks der Zeit vor der ersten RTZ-CD besteht.
Damit die Fans aber doch noch in den Genuss gänzlich neuer Songs kommen, erscheint in Europa die RTZ-CD als "Doppelpack" und enthält als Dreingabe das Werk "Delp & Goudreau" mit zehn brandaktuellen Werken der beiden.

"Lost And Found" stammt unverkennbar aus der Zeit des keyboardlastigen Melodic Rock, erinnert nicht wenig an FOREIGNER, SURVIVOR und Co. und rockt zeitweise gar im Bereich früher QUEEN - der Opener "One Step Away" reißt mit und lebt von der klaren und charismatischen Stimme Delp's - dieser Stil zieht sich mit kleinen Veränderungen durch das ganze Album, mal ein wenig ruhiger (hervorragend: "Fool For Love" oder auch "Such A Feel"), mal wieder rockiger ("Rise Above It All" oder das fette "Social Disesase"). Gerade zu den härteren Tracks klingt Goudreaus veritables Gitarrenspiel stark nach Brian May.
"I'm On A Roll" groovt ohne Ende, lediglich "Rock The Night" leidet ein wenig zu sehr an dem Ende der Achtziger grassierenden Synthie-Fieber etablierter Rockbands.
"Winners And Losers" kommt aus diesem Loch schon fast wieder heraus und "Power Of Love" entpuppt sich dann als glänzende Ballade.
"Show Me" erinnert wieder stark an QUEEN und kommt erfreulich frisch rüber, bevor RTZ zum Ende mit "Better & Better" noch einen richtigen Rocker aufbieten.

Nachdem "Lost And Found" sich durchaus in obere Mittelfeld gespielt hat, ist man natürlich gespannt, was die beiden Herren auf dem Bonusscheibchen zu bieten haben - das Urteil vorweg - sie haben sich verschlechtert und wühlen fast durchweg in ausgelutschten Klischees - direkt "What You Leave Behind" ist sehr kitschig geraten und auch "Hands Of Time" übertreibt es ein wenig mit den Backing Vocals und könnte ruhig ein wenig mehr aus dem Quark kommen. "Let It Roll" ist zwar ein wenig flotter, aber könnte unbesehen auch aus den 60ern stammen - erst mit "Out Of My Hands" kommt langsam etwas Drive in die Geschichte und steigert sich noch mit dem netten Instrumental "Keep On Runnin'".
Als hätten sich Delp & Goudreau daran aber verausgabt, folgt die überflüssige Schnulznummer "Everyday" - und auch mit "I Need Your Love" klingt man fast wie das, was in letzter Zeit von Paul McCartney zu hören war...
Sehr untypisch für die beiden Herren kommt die (ist das wirklich Live????)-Nummer "The Rhythm Won't Stop" daher und kann mit dem extrem rockigen, ja fast an LENNY KRAVITZ erinnernden "Reconciliation" der Scheibe zumindest noch ein wenig Pepp verleihen. Dafür verabschieden sie sich dann mit einer weiteren Extrem-Ballade "My One True Love" unter Niveau.

"Lost And Found" ist eine hervorragende Rockscheibe für Freunde der 70er-/80er-Sounds - als nette Dreingabe ist "Delp & Goudreau" völlig ok, als Einzelwerk wäre es vermutlich fast unverkäuflich.
Da hilft den beiden auch nicht, dass Delp immer noch ein hervorragender Sänger mit angenehmer Stimme und Goudreau ein versierter Gitarrist ist - das Songmaterial lässt da leider zu wünschen übrig.
Die Benotung versteht sich so, dass "Delp & Goudreau" als "Bonus" nicht mitgerechnet ist...

Anspieltipps: "One Step Away", "I´m On A Roll", "Better & Better" (Naglagor)

Bewertung: 7,0 / 10



Anzahl der Songs: 11 + 10
Spielzeit: 45:53 min + 40:34 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 06.12.2004
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