Mysterell - Sensational

Torben Lysholm dürfte außerhalb Dänemarks vermutlich nicht vielen etwas sagen - auch seine Band PANGEA, mit der er seit 1987 zusammen spielt und die in den 90ern zwei Alben veröffentlichte, gehören irgendwie auch nicht zu den ganz großen Abräumern.
Dass Mr Lysholm aber eine ganze Menge auf dem Kasten hat, zeigt er "nebenbei" als Produzent diverser Bands aus vielfältigen Genres - von Jazz und Folk bis hin zu R'n'B und Nu Metal ist fast alles vertreten - und schließlich eröffnete er 2002 sein eigenes Studio "Tune Town". Mit seinem vorliegenden Album "Sensational" will er nun zeigen, dass er den ausgetretenen Pfaden des Hard- und Melodic Rock durchaus seine eigenen Facetten zufügen kann und profiliert sich als Songwriter. Das Ganze läuft zwar unter dem Namen MYSTERELL, aber es könnte genauso gut als "Solo"-werk verstanden werden, da Lysholm hier wirklich alles selbst macht - angefangen vom Gesang über die Gitarrenarbeit bis hin zu den Drum- und Keyboardparts - und selbst die Produktion ist aus seinen Händen. Lediglich für die Background-Chöre hat er Unterstützung von Lene Riebeau (wer ist das?).

Von den ersten Takten des Openers "Don't Ever Stop" ist klar, dass Lysholm sein Handwerk versteht - die Produktion ist ausgereift (wenngleich auf Dauer vielleicht etwas zu rund) und der Sound glasklar und eingängig - irgendwo zwischen (den vielzitierten) JOURNEY, WHITESNAKE und BALANCE OF POWER siedelt sich MYSTERELL an - zudem besitzt Mr Lysholm eine ausgeprägt charakteristisch rauchige Stimme, die hervorragend zu dem Songmaterial passt.
"I Belong To You" bleibt im Midtempo-Bereich und zeigt gelungene Gitarrenarbeit - ist aber mehr die Kategorie "Ballade" und da wird stimmlich doch recht viel Süßholz geraspelt.
Das abwechslungsreiche "Why?" überzeugt auf der ganzen Linie und bleibt auch während der ruhigeren Passagen sehr interessant und beweist im Refrain regelrecht Hitqualitäten.
Mit "When You Love" wird leider klar, dass Lysholm zwar auch Balladen mit einem mächtigen Sound versehen kann, aber sich dabei viel zu weit jenseits der Schmalzgrenze bewegt.
Dafür kann das recht modern klingende "Bring The House Down" wieder punkten und klingt verdächtig nach Anleihen aus DEF LEPPARD's "Let's Get Rocked".
Etwas abrupt nach diesem rockigen Titel schließt sich das mit Akustik-Gitarre versehene "There Was You" an - ohne Mr Lysholm zu nahe treten zu wollen... aber Songs aus dem Genre der BACKSTREET BOYS hat er nicht wirklich nötig...
Langsam baut sich dann das majestätische "Remember Me" auf - ähnlich wie DIRE STRAITS es gerne gemacht haben - erstaunlich die vielseitige Stimme von Lysholm - und erstaunlich auch der äußerst abwechslungsreiche Titel, bei dem zwar die ruhigen Momente überwiegen, aber der auf Grund seiner Intensität und seiner bisweilen recht harten Gitarren überzeugt.
Einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlässt "Help Me Find The Way (Back To Your Heart)" - anfangs extrem verzuckert ist der rockige Anteil in der zweiten Hälfte überzeugend. Und dass MYSTERELL mächtig rocken kann, zeigt "Sling Shot" - die Nummer mit den definitiv straightesten Riffs. Der absolut gelungenste Titel auf "Sensational". Und auch "Take Me To The River" kann mächtig rocken - gegen Ende scheint Lysholm noch einmal richtig aufdrehen zu wollen - denn auch das majestätische Instrumental "The Challenge" zum Abschluss weiss durch Intensität zu punkten.

Auf "Sensational" können einige Songs derart überzeugen, dass der Zusammenschluss mit den schnulzigen Balladen fast wie Blasphemie anmutet - Torben Lysholm hat das Zeug, große Nummern zu schreiben - dass er durch den selbst diktierten Zwang zu extrem balladesken Titeln ein hervorragendes Rock-Album abwertet, ist wirklich schade.
Abgesehen von den drei erwähnten Durchhängern hätte "Sensational" durchaus die Wertung "sensationell" verdient, so bleibt in der Gesamtheit leider nur eine durchschnittliche Punktzahl übrig.

Anspieltipps: "Don't Ever Stop", "Remember Me", "Sling Shot" (Naglagor)

Bewertung: 7,0 / 10



Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 45:44 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 06.12.2004
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