Periphery - Periphery

periphery_periphery.jpgEiner der vielen Stilblüten, welche die harte Musikwelt in den letzten Jahren erreicht haben ist sicherlich Mathcore, bei der sich die Härte des Hardcore mit der Komplexität des Prog vermischt. Bands wie ARCHITECTS oder PROTEST THE HERO gehören zur Speerspitze der noch jungen Bewegung, in der vor allem THE DILLINGER ESCAPE PLAN schon Erfolge verbuchen konnten. Seit 2004 existieren PERIPHERY aus Washington D.C., die sich ebenfalls dem Genre verschrieben haben. Seitdem haben die Jungs um Hauptsongwriter und Gitarrist Misha Mansoor schon eine Menge Material komponiert, dies im Netz veröffentlicht und damit schon eine gewisse Fanbase aufgebaut. Doch mit einem Plattenvertrag dauerte es recht lange, dafür hat man nun mit Roadrunner einen potenten Partner gefunden. Bei der Company erscheint nun ihr selbstbetiteltes Debüt, mal sehen wie sie in der Szene einschlagen.

Schon direkt mit dem Opener „Insomnia“ bricht das Chaos los, nach kurzem Intro fliegen einem die Staccatos nur so um die Ohren, Frontmann Spencer Sotelo brüllt hektisch dazu. Da werden sofort Assoziationen an MESHUGGAH wach, aber nur kurz. Wie aus dem Nichts ertönen akustische Gitarren und ein Chorus wie er jeder Emo-Combo gut stehen würde. So durchzieht sich das den ganzen Song, immer wieder von fiependen Attacken der drei Sechssaiter begleitet.
Auf derart entspannende Ausflüge wurde bei der zweiten Nummer „The Walk“ verzichtet, die treibt mit ungezügelter Wut unaufhaltsam nach vorne. Das vermehrte Hochziehen der Saiten wurde beibehalten, so dass man hier ein wenig an PANTERA erinnert wird. Progressiver und vertrackter präsentiert sich das folgende „Letter Experiment“ bei dem sich wüste Shouts sehr schnell mit den melodischen Parts abwechseln. Gitarrenleads führen zu einem noch heftigeren von der Double-Bass gedrückten Ausbruch zum Ende des Songs.

Danach kann der Hörer erst einmal verschnaufen, mit „Jetpacks Was Yes!“ liefert man eine vom Piano getragene Ballade ab, die auch wieder den Emo-Bereich stark tangiert. Ebenfalls mit gebremsten Schaum vorm Mund präsentiert sich das düstere „Light“, welches geschickt die Spannung immer kurz vor der Raserei hält.
In „All New Materials“ arbeitet die Truppe dann ebenso wie im noisigen „Ow My Feelings“ mit interessanten elektronischen Spielereien. Hier gibt es dann noch ein paar melodische Soli, welche zum Abschluss auch das fünfzehnminütige „Racecar“ prägen, die immer wieder mit durchgeknallten Ausbrüchen kollidieren. Richtig krass wird es dann in „Buttersnips“, jazzige Abfahrten vom derbsten, ultrafrickeliger Prog hält Einzug in den ohnehin schon kaum mehr nachvollziehbaren Klangkosmos der Amerikaner.

Die Mischung aus Hardcore-Geballer, völlig vertrackten Rhythmen, melodischen Emo-Refrains, noisigen Einsprengseln und progressiven Elementen muss man erst mal knacken Vom stilistischen Aufbau, was vor allem das Wechselspiel beim Gesang angeht könnte man Vergleiche zu den Kanadiern INTO ETERNITY ziehen, wobei die sich zwischen den Polen Prog-Metal und Death-Metal austoben während hier eben Mathcore und Emo als Hauptzutaten auf der Karte stehen.
Bei beiden führt das Rausnehmen von Tempo nicht gerade dazu sich zurück zu lehnen, sondern fordert den Hörer immer wieder aufs Neue. Im Falle von PERIPHERY ist mir das dann schon ein wenig zu viel des Guten, zumal die ruhigeren Abschnitte nicht bewegen Zu trocken, zu brutal und vor allem kalt ist das hier abgemischt. Auch die recht lange Spielzeit macht „Periphery“ zu einem wahren Härtetest, den nicht viele bestehen. Wer damit zurecht kommt und Leute, denen THE DILLINGER ESCAPE PLAN zu  greifbar geworden sind, sollten auf alle Fälle reinhören. (Pfälzer)

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 71:57 min
Label: Roadrunner Records
Veröffentlichungstermin: 28.05.2010

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden