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Die Death Metal-Allstars gehen in die nächste Runde. Nachdem das BLOODBATH-Debüt "Resurrection Through Carnage" vor knapp zwei Jahren jede Menge Elchtod-Fetischisten in helle Entzückung versetzt hatte, kam die illustre Schweden-Runde kaum drum rum, ein Nachfolgealbum abzuliefern. Vorher wurde allerdings – kaum verwunderlich, da ja quasi Tradition in Schweden – ein wenig am Line-up gearbeitet: ex-EDGE OF SANITY-Meister Dan Swanö wechselt von den Drums an die Gitarre, für ihn ist SATANIC SLAUGHTER-Schlagwerker Martin Axenrot neu im Team, während der OPETH-Shouter Michael Akerfeldt aus Zeitgründen BLOODBATH verlassen musste. Ihn ersetzt aber wahrlich kein Unbekannter am Mikro, niemand anderes als HYPOCRISY-Chef Peter Tägtgren gibt sich die Ehre und den Einstand auf "Nightmares Made Flesh". Die beiden KATATONIA-Männer Jonas Renske und Anders "Blackheim" Nyström vervollständigen das Line-up, und die Frage lautet: kann eine solche Ansammlung an Spitzenmusiker überhaupt ein schlechtes Werk abliefern?

Die Antwort schon mal vorweggenommen: natürlich nicht, und "Nightmares Made Flesh" ist nichts anderes als eine Death Metal-Scheibe der Extraklasse. Trotzdem sollte hier kein Fan des Debüt ein "Resurrection Through Carnage" erwarten, das wäre diesen unbestrittenen Könnern wohl auch viel zu langweilig. War der besagte Vorgänger noch deutlich eine Hommage an die Anfangstage der skandinavischen Death Metal-Bewegung und, vor allem soundtechnisch, klar an Bands wie ENTOMBED, GRAVE oder DISMEMBER orientiert, ist "Nightmares..." ein deutlicher Schritt zur Selbständigkeit. Die einzige selbst gestellte Auflage war, dass es sich um old school-Death Metal handeln müsse, und in diesen Grenzen holen die Nordländer, allen voran die für das Songwriting zuständigen Nyström, Swanö und Renske, alles raus, was dieses Genre zu bieten hat.
Die schwedische Herkunft hört man zwar noch bei den melodischen Leadgitarren heraus, besonders bei den Nyström-Kompositionen wie "Outnumbering The Day" oder "Draped In Disease", ansonsten wird hier auch nicht vor Einflüssen amerikanischen oder europäischen Todesbleis gescheut. Mal rasend schnell und straight, mal chaotisch und technisch, dann wieder stumpf und simpel, bevor es wiederum schleppend wird und dank dezenter Keyboard-Unterstützung sogar mystisch – doch so verschieden die zwölf Songs auch herkommen, es ist immer eine klare Handschrift ersichtlich, dass hinter BLOODBATH ein einheitliches Konzept steht und dies keine Ansammlung von Session-Musikern ist, die mal auf etwas anderes als ihre Hauptbands Lust haben. Jeder der beteiligten Musiker holt hier das beste aus sich raus, und das macht dieses Album zu einem absoluten Highlight.

Vergleiche mit anderen Bands sind hier nicht mehr zulässig, vielmehr werden sich kommende Death Metal-Alben mit der Klasse von "Nightmares..." vergleichen lassen müssen. Auch wenn "Resurrection..." vielleicht etwas schneller ins Ohr ging, weil einem dessen Sound vertrauter war, ist "Nightmares..." letztlich die bessere Platte (von zwei herausragenden), die das Zeug hat, sich zum Standardwerk zu entwickeln, wenn es darum geht, wie oldschooliger Death Metal im 21. Jahrhundert zu klingen hat, ohne nur das bereits Bekannte zu wiederholen. Ich hoffe nur, dass sich BLOODBATH in Zukunft auch mehr als Band denn als Projekt entwickelt, vor allem um diese Ausnahmekönner auch einmal live erleben zu können. (Kai)

Bewertung: 9,5 / 10



Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 45:11 min
Label: Century Media
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