eisbrecher_-_eiszeit.jpg"Neue Deutsche Härte" - abgesehen davon, dass dieser Stil inzwischen gar nicht mehr "neu" ist, denke ich dabei automatisch immer an alternde, halbnackte Kerle, die schön monoton geradeaus marschieren...äh...riffen, mit Samples, tanzbaren Beats und dominanten Synths heftig lüstern auf die Gothic- und Clubszene schielen und in ihren teils anzüglichen, teils geschmacksfreien Texten mehr schlecht als recht provozieren, während sie dabei das R rrrrrrrrrrollen wie zuletzt vor 60 Jahren.
So, schnell mal auf meine Liste geschaut, ob ich noch irgendein Klischee vergessen hab. Sieht nicht so aus, also wollen wir doch mal schauen, wieviele Treffer EISBRECHER mit ihrem neuen Output "Eiszeit" landen. Soviel sei vorab schon mal gesagt... ach, nee. Wäre irgendwie blöd, das Ende vorab zu verraten. Also los, hopp hopp...weiterlesen!

Ginge es nach EISBRECHER-Chef "Alexx" Wesselsky (Ex-MEGAHERZ), der gerne betont, wie sehr er Klischees hasst und seine eigene Musik auch gerne als "Trip-Rock" bezeichnet, müsste "Eiszeit" ein herrlich innovatives Album voller neuer, musikalischer Wege sein. Ein flüchtiger Blick in das bisherige Schaffen der Band und auf die Trackliste des aktuellen Albums lässt allerdings das Gegenteil vermuten.

Zumindest der Opener "Böse Mädchen" überrascht in musikalischer Hinsicht. Während der monotone Sprechgesang zugunsten der Reime etwas belanglos dahin plätschert und sehr wohl in eine vermutete Kerbe schlägt ("Komm sei mein böses Mädchen!" - fehlt nur noch ein "Who's your daddy?") groovt der Song selbst aber ganz ordentlich und weiss auch ansonsten mit einem aushaltbaren Mix aus Beats und Synthies zu überzeugen. Ab dem Titeltrack "Eiszeit" wird dann doch NDH-technisch aus den Vollen geschöpft: Abgehacktes Strophen-Riffing oder wahlweise auch Elektrobeats wechseln sich brav mit einem melodiösen und Synthie-überladenen Refrain oder breiten Gitarrenwänden ab, hin und wieder gibts auch mal eine Frau zu hören, die großen Momente und Überraschungen bleiben aber leider aus. Lediglich der englischsprachige Track "Gothkiller" fällt ein wenig aus der Rolle und erinnert beim Refrain irgendwie positiv an die SISTERS OF MERCY.

Beim überwiegend elektronischen "Amok" wird dann auch noch lecker das R gerollt ("Sturrrmgewehr", "Kimme Korrrrn") und die ein oder andere Textzeile wird mit etwas Glück bei politisch korrekten Leuten (oder die sich dafür halten) für Empörung sorgen. Ziel erfüllt. Damit hätten wir die Klischee-Liste dann auch weitestgehend abgehakt. Fehlen noch die halbnackten Kerle, aber ich bin mir sicher, dass Oberstecher "Alexx" live mal das ein oder andere Textil zugunsten weiterer Schlüpper auf der Bühne fallen lässt.

Obwohl ich EISBRECHER durchaus eine gewisse Kreativität bei den Sounds zubillige, wirkt "Eiszeit" zu sehr mit der Schablone gezeichnet. Ein paar nette Melodien, die kurzfristig hängen bleiben, dennoch alles schon mal da gewesen, weshalb ich dem Album leider nicht mehr zutraue, als dass es einige wenige Tracks in die Clubs schaffen werden - oder als Hintergrundmusik in einen RTL2-Vorschau-Spot. (Mika)


Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: -
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 16.04.2010

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